Der gestohlene Abend liest sich
recht flott. Das liegt daran,
dass die ersten Kapitel fast durchweg nur ein bis zwei Seiten haben. Da
die Geschichte an einer Uni spielt, hatte ich erst Bedenken, ob ich
überhaupt mitkomme, aber es ist toll zu lesen.
Matthias ist
Literaturstudent und verbringt ein Jahr in Amerika an der Uni Hillcrest.
Doch die Kurse, die ihn wirklich interessieren, sind für ihn wegen der
Kürze seiner Anwesenheit nicht zugänglich. Und schon gar nicht das
elitäre Instituts INAT, von dem immer wieder die Rede ist.
Er bandelt
mit der Freundin von David an, der hoch intelligent ist. Und seit er
nun fest mit ihr zusammen ist, kommt David immer wieder auf ihn zu.
Bis zur Mitte des
Buches wusste ich nicht so richtig, in welche Richtung es geht.
Und aus dem Klappentext ist das auch gar nicht rauszulesen. Wenn man
danach geht, könnte man sich wirklich vorstellen, dass es hauptsächlich
um eine Dreiecksgeschichte geht. Die spielt aber tatsächlich nur am
Rande eine Rolle.
Es ging vielmehr darum, was ein Lehrer, der nicht
mehr lebt, in der Nazizeit für eine Zeitung für Texte verfasste und wie
er damit nach dem Krieg umging. Und vor allem, wie die Lehrerschaft und
die Studenten nach Bekanntwerden dieser Tatsache umgehen.
Für diesen umstrittenen Lehrer gibt es sogar ein Vorbild: der 1983 gestorbene Literaturtheoretiker und Philosoph Paul de Man.
Ich
hätte mir gewünscht, dass der Fall, um den es hier geht, mehr Raum
erhalten hätte. In der ersten Hälfte des Buches geht es hauptsächlich um
das Studentenleben und die Anbahnung des Dreiecksverhältnisses. Um
Kursauswahl, Bibliotheksrecherchen.
Den spannenden Teil, der ja bis in die Vergangenheit zurückreicht, hätte ich mir ausführlicher gewünscht.