Mittwoch, 24. Januar 2018

Bernhard Schlink: Olga

Quelle: Pixabay/Printeboek
Der Roman "Olga" von Bernhard Schlink ist ein Wohlfühlbuch. Es gehört für mich zu den Büchern, bei denen du nach den ersten Zeilen schon weißt, dass du dich in der Geschichte verlieren wirst. Tiefenentspannung tritt ein. Die Geschichte lässt dich nicht los. Und du liest, und liest, und am Ende bist du traurig, dass die Geschichte einen Schluss hat. Und du bist voller Eindrücke und weißt nicht, was du als nächstes lesen sollst. Denn keines deiner Bücher auf deinem SuB scheint nur ansatzweise an das gerade Gelesene heranzukommen.
Also schreibst du erstmal eine Rezension...;-)

Olga's Geschichte beginnt zum Ende des 19. Jahrhunderts, als sie gerade mal 1 Jahr alt ist. Gleich zu Anfang erfährt der Leser, dass Olga ein braves Kind ist, ein kleines Mädchen, das gerne still steht und einfach nur ihre Umgebung betrachtet. Sie lässt die Welt auf sich wirken. Und dabei saugt sie alles an Eindrücken auf, die sich ihr bieten. Auch als sie älter wird, lässt ihre Wissbegier nicht nach. Dank der Hilfe einer Nachbarin lernt Olga lesen und schreiben, noch bevor sie in die Schule kommt. Mit dem plötzlichen Tod ihrer Eltern ist es zunächst vorbei mit der besonderen Förderung. Olga zieht zu ihrer Großmutter in ein Dorf in Pommern. Die alte Frau hat nicht viel übrig für den Wissensdurst ihrer Enkelin. In dem Dorf lebt auch die reiche Familie Schröder. Sohn Heinrich und Tochter Viktoria freunden sich mit Olga an. 
"Viktoria hat einen schmollenden Zug um den Mund, der verrät, dass sie, wenn mit der Welt nicht im Frieden, verdrießlich werden kann. Olga hat zu ihrem festen Kinn starke Wangenknochen und eine breite, hohe Stirn, ein kraftvolles Gesicht, an dem der Blick sich desto mehr freut, je länger er auf ihm verweilt. Beide schauen gewichtig, bereit zu heiraten, Kinder zu kriegen und ein Haus zu führen. Sie sind junge Frauen. Herbert will ein junger Mann sein, ist aber noch ein Bub, klein, stämmig, kräftig, der die Brust hebt und den Kopf reckt und die beiden Mädchen doch nicht überragt und auch nie überragen wird." (S. 22)
Quelle: Diogenes
Mit den Jahren werden Olga und Heinrich ein Paar. Denn Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Olga, das Mädchen, das am liebsten stillsteht und die Welt betrachtet, verliebt sich in Heinrich, der, seit er laufen kann, nicht still stehen möchte. Denn die Welt hat viel zu bieten, das es zu erforschen gilt. Die Heimat ist Heinrich zu klein. Ihn zieht es in die Welt hinaus. Die Verbindung zwischen Olga und ihm wird nicht gern gesehen. Heinrichs Familie ist gegen diese Beziehung. Sie wünschen sich für ihren Sohn eine standesgemäße Ehefrau und drängen ihn zu einer Entscheidung gegen ein Leben mit Olga. Heinrich entzieht sich dieser Entscheidung, indem er sein Heil in der Flucht sucht. Er bereist die Welt. Alles, was er auf seinen Reisen erlebt, ist immer noch nicht genug und gibt ihm nur einen Vorgeschmack auf die Größe dieser Welt. Seine letzte Reise führt ihn in die Arktis, von der er leider nicht zurückkehren wird.

Zuhause wartet Olga auf ihn. Völlig untypisch für die Frauen ihrer Generation, hat sie gelernt auf eigenen Füßen zu stehen. Sie ist Lehrerin geworden und lebt ihr eigenes Leben. Ist Herbert der Getriebene, ist sie die, in sich Ruhende. Sie ist zufrieden, mit dem, was sie erreicht hat. Sicher wäre es schöner, Herbert an ihrer Seite zu wissen. Aber sie akzeptiert seine Eigenheiten, wie sie auch jeden Schicksalsschlag akzeptiert, der ihr in ihrem Leben widerfährt.
"Olga mochte, wenn Herbert etwas nicht verstand, nicht erklären, nicht ausdrücken konnte. Er war stark, ließ sich nicht einschüchtern und nicht unterkriegen, und so einen Mann wollte sie. Zugleich wollte sie zu ihrem Mann nicht nur aufschauen, sondern hatte ihm gerne etwas voraus." (S. 68)
Die Jahre vergehen, Olga erlebt und überlebt die beiden Weltkriege. Und sie wartet immer noch auf Herbert. In der Zwischenzeit hat sich ihr Leben geändert. Sie unterrichtet nicht mehr, stattdessen arbeitet sie als Näherin. Ferdinand, das Kind eines ihrer Auftraggeber, entwickelt eine innige Beziehung zu Olga. Auch nachdem sie zu alt ist, um noch zu arbeiten, reisst der Kontakt zwischen den beiden nicht ab. Das Verhältnis erinnert an das einer Großmutter zu ihrem Enkel.
Mit 94 Jahren stirbt Olga. Ihr Tod reisst eine schmerzhafte Lücke in das Leben von Ferdinand. Er wird sich ein Leben lang an sie erinnern. Später gelangt er an Briefe, die Olga einst ihrem Herbert geschrieben hat. Die Briefe schildern ihre Gefühle und Gedanken, die sie in all den Jahren beschäftigt haben und offenbaren manches Geheimnis.

Der Roman hat einen besonderen Aufbau. Er ist in drei Teilen geschrieben. Im ersten Teil erfährt der Leser die Geschichte über Olga aus der Sicht eines Erzählers. Da erzählt jemand eine Geschichte, über eine Frau, die er mal gekannt hat, oder von der er gehört hat. Der Sprachstil ist dabei sehr reduziert und konzentriert sich auf das Wesentliche. Wörtliche Rede findet so gut wie nicht statt. Und doch gelingt Bernhard Schlink das Kunststück, Bilder im Kopf entstehen zu lassen, die von trauriger Melancholie geprägt sind. Der Leser verliert sich dabei gern in der Geschichte um diese, für die damalige Zeit, so besondere Frau.
Mit dem zweiten Teil findet ein Wechsel in der Erzählperspektive statt. Plötzlich ist es Ferdinand, der von "seiner" Frau Rinke (Olga) erzählt, von der Zeit, die er mit ihr verbracht hat, von den Geschichten, die sie ihm erzählt hat. Die Erzählung wird lebhafter. Im Mittelpunkt steht nicht mehr die Person Olga, sondern das Verhältnis zwischen Ferdinand und ihr.

Der dritte Teil besteht aus Olgas Briefen an Herbert. Sie hat ihm jahrelang geschrieben, selbst dann noch, als er bereits seit Jahren verschollen war und auch keine Hoffnung mehr auf seine Rückkehr bestand. Den letzten Brief an Herbert schreibt sie kurz vor ihrem Tod. Diese sehr persönlichen Briefe haben mich zutiefst berührt. Manches Mal standen mir die Tränen in den Augen. Denn Olga offenbart in diesen Dokumenten ihr Herz und ihre Seele. Anfangs hegt sie noch die Hoffnung, dass Herbert zu ihr zurückkehren wird. Doch die Hoffnung schwindet mit der Zeit und macht Verzweiflung Platz. Olga geht jedoch mit diesem Schicksalsschlag um, wie sie ihr ganzes Leben bewältigt hat. Egal wie groß ihr Schmerz ist, am Ende nimmt sie ihn als gegeben hin und versucht, mit dem zufrieden zu sein, was sie hat.
"'So ist das, Kind. Du kannst aus dem, was dir gegeben ist, nicht das Beste machen, wenn du es nicht annimmst.'" (S. 151)
Ich möchte nicht den Eindruck vermitteln, dass man sich beim Lesen dieses Romanes in Rührseligkeit verliert. Bernhard Schlink lässt zunächst vieles um Olga offen und beschäftigt somit den Leser. So ganz nebenbei werden sich im Verlauf der Geschichte ein paar Geheimnisse abzeichnen. Es tauchen Fragen auf, die man beantwortet haben möchte. Das macht auch die Spannung in diesem Buch aus. Und Schlink liefert Antworten - wenn auch überraschende ;-)

Fazit:
Ein Roman mit einem ungewöhnlichen Aufbau, einem wohltuenden Sprachstil sowie einer Geschichte über das berührende Schicksal einer starken Frau. Ein Roman, den man nicht vergessen wird.

© Renie




Über den Autor:
Bernhard Schlink, geboren 1944 bei Bielefeld, ist Jurist und lebt in Berlin und New York. Der 1995 erschienene Roman ›Der Vorleser‹, 2009 von Stephen Daldry unter dem Titel ›The Reader‹ verfilmt, in über 50 Sprachen übersetzt und mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet, begründete seinen schriftstellerischen Weltruhm. (Quelle: Diogenes)



Donnerstag, 18. Januar 2018

Angela Stoll: Die Lügen des Horatio Harthorn

Quelle: Pixabay/darkmoon1968
Wenn es kracht und qualmt und stinkt, wenn dampfbetriebene Maschinen die Szenerie bestimmen, wenn Science Fiction auf Historienroman trifft, Abenteuer- auf Kriminalroman, wenn Vertrautes auf Verfremdetes trifft, und Fiktionales in vertrauter Form dargestellt wird .... dann liest man Steampunk.
Angela Stoll hat mit ihrem Buch "Die Lügen des Horatio Harthorn" ein Paradebeispiel für dieses Fantasygenre gezaubert.

Irgendwo in einem britischen "Land der Technik und Vernunft" - wir schreiben das Jahr 1899 - verspürt Horatio Harthorn, ein wohlhabender und angesehener Händler, plötzlich Sehnsucht nach seinem Sohn Alan. Alans Mutter ist bei seiner Geburt gestorben, woraufhin Horatio seinen Sohn in die Obhut seines Bruders gegeben hat. Mittlerweile lebt Alan bereits seit 15 Jahren bei seinem Onkel auf dem Land. Seinen mächtigen Vater kennt er nur durch Zeitungsartikel. Endlich ist es soweit, sein Vater holt ihn zu sich in die Stadt. Horatios derzeitige Ehefrau konnte ihm bisher keine Kinder schenken. Bleibt also die Frage, wer einmal sein Vermächtnis antreten wird. Damit kommt Alan auf den Plan. In der Stadt angekommen, wird Alan von seinem Vater zunächst mit offenen Armen empfangen. Für Alan, der sich all die Jahre nach seinem Vater gesehnt hat, geht ein Traum in Erfüllung. Doch Horatio ist nicht der liebevolle Vater, der er zunächst vorgibt zu sein. Nach Außen stellt er den erfolgreichen Geschäftsmann dar, der sich aufopferungsvoll um seine Angehörigen kümmert. Doch in Wirklichkeit ist er ein Tyrann, der Spaß daran hat, seine Untergebenen - wozu er auch seine Familie zählt - zu quälen. Dabei schreckt er auch nicht vor den grausamsten Methoden zurück. Alan werden schon nach kurzer Zeit die Augen geöffnet.
"Alan schien ein guter Kerl zu sein, kein bisschen wie sein Vater. Aber wenn er die Erwartungen seines Vaters auch nur einigermaßen erfüllen wollte, musste er so werden wie er: boshaft, gemein und ein Menschenschinder."
Quelle: Verlag in Farbe und Bunt
Die Charaktere:
Alan hat, abgesehen von seinem Aussehen, nur wenig mit seinem Vater gemeinsam. Ist Horatio skrupellos, grausam und böse, ist Alan eher ein Menschenfreund. Er ist freundlich, höflich, zeigt Empathie und Mitgefühl. Andere Menschen sind Alan wichtig, Horatio sind andere Menschen egal. Horatios Grausamkeiten machen auch vor seinem Sohn nicht halt. Doch Alan steht im Konflikt mit seinem Vater nicht allein. Überraschend erhält er Unterstützung von Rose, mit der er aufgewachsen ist, und die ihn heimlich und ohne sein Wissen in die Stadt begleitet hat. Rose ist die Tochter von Alans Amme. Die Zukunftsmöglichkeiten, die sich einem Mädchen auf dem Lande bieten, sind für Rose erschreckend. Daher nimmt sie ihr Leben in die Hand und will ihr Glück in der Stadt versuchen.
Die Geschichte wird zum Einen aus der Sicht von Alan erzählt, der sein neues Leben mit seinem Vater beschreibt, zum Anderen aus der Sicht von Rose. 
Der Neuanfang in der Stadt verläuft für sie nicht so, wie sie gehofft hat. Ganz im Gegenteil, sie gerät in große Gefahr, die sie nur mit fremder Hilfe meistern kann: Hap, einem schwerfälligen und geistig zurückgebliebenem Gleichaltrigen sowie einer mysteriösen Lady. Beide hüten Geheimnisse, die im Verlauf der Handlung aufgelöst und großen Einfluss auf das Geschehen nehmen werden.
"Aus der Nähe betrachtet wirkte die mit Wasserstoff gefüllte Hülle des Flugschiffes groß wie ein Haus. Der Lärm der Motoren folterte die Ohren und machte jede Unterhaltung unmöglich. Und erst der Gestank!"
Die Fantasyelemente:
Horatio besitzt eine Flotte dampfbetriebener Flugschiffe. Mit einem dieser Schiffe lässt er Alan in die Stadt holen. Flugschiffe gehören zum Alltag dazu. Auf den Straßen der Stadt ist mächtig viel los, denn Dampfkutschen bestimmen das Straßenbild. Man bedenke, die Handlung spielt in einer Zeit, in der Motoren erst in den Anfängen steckten. Doch für die Figuren in diesem Roman sind die knatternden und stinkenden Maschinen eine Selbstverständlichkeit.
Ein weiteres Fantasyelement sind übersinnliche Fähigkeiten, die manche Menschen in diesem Roman besitzen. Da hier das "Gesetz von Wissenschaft und Logik" herrscht, müssen diese Menschen ihre Fähigkeiten geheim halten.
Ich hätte mir gewünscht, dass die Autorin Angela Stoll dieses Fantasyelement intensiver ausgebaut hätte. Doch der Leser erfährt nur, dass es diese Fähigkeiten sowie das Gesetz gibt, nicht jedoch die Hintergründe. 

Fazit:
Fast vergaß ich, dass "Die Lügen des Horatio Harthorn" ein Fantasyroman ist. Die Handlung hätte genauso gut in einem Abenteuer- oder Historienroman stattfinden können. Zwischendurch wurde ich jedoch durch die Fantasyelemente wieder in das richtige Genre geholt. Angela Stoll ist ein Roman gelungen, der mir sehr viel Spaß gemacht hat, wozu auch ihre sehr bildhafte Sprache beigetragen hat. Die Steampunk-Stimmung, die sie sehr authentisch vermittelt, hat mich vom Anfang bis zum Ende begleitet. Hinzu kommt ein Spannungsbogen, der von der ersten Seite an vorhanden ist und permanent auf hohem Niveau gehalten wird. Daher wollte ich das Buch, einmal begonnen, nicht weglegen. Ein Steampunk-Roman, der mir richtig schön den Kopf "freigedampft" hat und alles andere vergessen ließ.

© Renie


Freitag, 12. Januar 2018

Matthew Quick: Anstand




Quelle: Pixabay/GDJ

Nimmt man den Roman "Anstand" von Matthew Quick in die Hand, fühlt man sich unweigerlich beobachtet. Der Mann auf dem Cover fixiert den Leser mit seinem Blick. Dabei wirkt er nicht besonders vertrauenserweckend. Sein verlebtes Gesicht deutet darauf hin, dass er einiges durchgemacht hat. Und er ist Amerikaner. Für mich könnte er Trump-Wähler sein, nur dass die Handlung des Buches "Anstand" in Obamas Amerika angesiedelt ist. Nichtsdestotrotz ist der Hauptprotagonist David Granger Republikaner (Trumps Partei), Waffennarr und Vietnamveteran. Dementsprechend verhält er sich auch - zunächst ....

Quelle: HarperCollins
Die Geschichte beginnt mit dem Krankenhausaufenthalt des 68-jährigen Grangers. Der Mann ist schwer krank und hat gerade eine Gehirnoperation hinter sich. Ob es nun an seiner OP liegt, oder ob er schon immer so war: Der Ich-Erzähler Granger nimmt kein Blatt vor den Mund. Er meckert, misstraut jedem und ist froh, so bald wie möglich, das Krankenhaus verlassen zu können. Denn er hat zwei Missionen zu erfüllen.
  • Mission 1: das Verhältnis zu seinem Sohn verbessern
  • Mission 2: sich mit seinem Erzfeind aus dem Vietnamkrieg aussöhnen
"Im Krankenhaus behandelten mich die Ärzte, als wäre ich ein Champignon: Sie ließen mich im Dunkeln und speisten mich mit Mist ab." (S. 7)
Mission 1:
Granger ist schon seit langem Witwer. Seine Ehefrau, die unter Depressionen litt, hat sich vor einigen Jahren das Leben genommen. Zu seiner Familie gehören Sohn Hank, dessen niederländische Ehefrau sowie Enkelin Ella. Hank ist das genaue Gegenteil von seinem Vater. Ist der Alte ein harter konservativer Knochen, ist Hank für seinen Vater ein unmännliches linksliberales Weichei. Die nichtamerikanische Schwiegertochter ist der Feind. Einzig Enkelin Ella ist Grangers Sonnenschein. Für sie würde er alles tun.

Episoden aus der Zeit nach dem Krankenhausaufenthalt wechseln sich mit Davids Erinnerungen an die letzten 50 Jahre ab. Der Vietnamkrieg war für ihn ein prägendes Ereignis. Mit 68 Jahren hat er immer noch nicht die posttraumatische Belastung aus dem Krieg ablegen können. Zu entsetzlich waren die Ereignisse, an denen er beteiligt war. Die Angst um sein Leben hat ihn in all den Jahren nie verlassen. Daher rührt auch seine "Begeisterung" für Waffen. Er ist immer bewaffnet, sein Waffenarsenal ist beeindruckend. Seine Kleidung besteht aus Tarnanzügen. Granger ist allzeit bereit, sich und seine Lieben zu verteidigen.
Im Verlauf der Handlung lernen Hank und der Leser überraschende Seiten an Granger kennen, die so gar nicht zu dem Bild des knochenharten Vietnamveteranen und stockkonservativen Republikaners passen. Langsam schaffen Vater und Sohn, ihr Verhältnis auf ein akzeptables Niveau zu bringen.
"Zwei Klasseschwule, die 'Danke für deinen Einsatz' sagen, sind mir allemal lieber als eine Million ignorante Hetero-Arschlöcher, die Kriegsveteranen die kalte Schulter zeigen. Von mir aus können die Schwulen rumvögeln, so viel sie wollen, solange sie patriotisch sind, weil das wahre amerikanische Freiheit ist. Liebe dein Land. Punkt, aus." (S. 71)
Mission 2:
Gleich zu Beginn des Romanes erwähnt Granger den Namen Clayton Fire Bear, der auf einen indianischen Ursprung hindeutet. Dieser Name wird im Verlauf der Geschichte mehrfach genannt. Doch lange macht Granger ein Geheimnis um seinen Erzfeind aus dem Vietnamkrieg. Erst zum Ende erzählt er, was zwischen ihm und dem Indianer in Vietnam vorgefallen ist. Er begibt sich auf Wiedergutmachungstour, in der Hoffnung, dass Clayton Fire Bear ihm nach all den Jahren verzeihen kann.

Der Roman lebt von der Entwicklung des Protagonisten David Granger. Als ich dieses Buch begonnen habe, war ich nicht darauf vorbereitet, was auf mich zukommt. Grangers Entwicklung war nicht vorhersehbar, umso mehr war ich angenehm überrascht, als sich der Primitivling mit den stockkonservativen Ansichten als ein einigermaßen netter Kerl erwies, der besondere Freunde hat, clever ist (sein beruflicher Erfolg bestätigt dies), einfühlsam und sentimental. Sicher, ich musste mich an seine Eigenheiten gewöhnen. Doch die meisten dieser Eigenheiten sind seinem Einsatz im Vietnamkrieg geschuldet und den daraus resultierenden psychischen Konsequenzen.
"Nur die Guten sterben jung, und ich hatte böse gelebt. Ich habe Dinge getan, die Sie sich nicht mal vorstellen können." (S. 19)
Wie ich bereits erwähnte nimmt Granger kein Blatt vor den Mund. Er spricht die unterschiedlichsten Themen an, die die amerikanische Gesellschaft (und nicht nur die amerikanische) beschäftigen. Dabei tummelt er sich als Erzkonservativer in den unterschiedlichsten Klischees, wobei er mich mit seinen Ansichten überraschte. Es scheint, dass auch Republikaner Menschen sind - zumindest wenn sie David Granger heißen.

Seine Ausdrucksweise ist schon sehr deftig, teilweise benutzt er Wörter, von denen man Kindern erzählt, dass man diese nicht sagen darf. Das mag manchen Leser abstoßen, ich fand es jedoch sehr originell und musste oft über Grangers kernige Sprüche lachen.

Anfangs dachte ich, er spricht den Leser direkt an und lässt ihn Teil an seinen Gedankengängen haben. Doch mit der Zeit stellte sich heraus, dass er sich tatsächlich mit einer Figur in diesem Roman austauscht, was mich ein Stück weit an Verhöre durch den Geheimdienst erinnert hat. Natürlich habe ich mich gefragt, ob diese Gespräche Fantasieprodukte als eine Folge seiner Gehirn-OP sind; oder ob die Gespräche tatsächlich stattgefunden haben. Diese Frage hat mich bis zum Ende des Romans beschäftigt.

Fazit:
Ein Roman, der mich positiv überrascht hat. Das Foto auf dem Cover assoziiert einen anderen Granger als der, der sich im Verlauf der Handlung präsentiert. Der "harte Knochen" wird zum empfindsamen Mann mit viel Herz. Eine großartige Entwicklung des  Charakters, die mich begeistert hat.

© Renie



Über den Autor:
Matthew Quick wurde in Oaklyn, New Jersey geboren. Er studierte Anglistik, arbeitete als Englischlehrer und reiste anschließend lange durch Südamerika und Afrika.

Die Verfilmung seines Debüts "Silver Linings" gewann einen Golden Globe und den Oscar für die beste weibliche Hauptdarstellerin. Der New York Times Bestseller-Autor hat neben anderen Auszeichnungen den PEN/Hemingway Award Honorable Mention erhalten und ist in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Er lebt mit seiner Ehefrau in North Carolina. (Quelle: Harper Collins)



Freitag, 5. Januar 2018

Marc-Uwe Kling: QualityLand

Quelle: Pixabay/geralt
In welcher Welt leben wir? Und wo geht die Reise hin? Mögliche Antworten auf diese Fragen liefert die Satire "QualityLand" von Marc-Uwe Kling.

Nehmen wir unseren Alltag mit all den Dingen, die uns das Leben leichter und schöner machen: Computer, Internet, Online-Shopping, Social Media, etc. etc. etc. Wir haben uns bereits an die angenehmen Vorzüge dieser Errungenschaften gewöhnt und nutzen sie mit einer Selbstverständlichkeit, die sie nicht mehr aus unserem Leben wegdenken lässt. Das hält uns jedoch nicht davon ab, über diese Dinge zu schimpfen. Das Argument "Zeitfresser" wird gerne in diesem Zusammenhang genannt. Oder aber auch "der gläserne Nutzer". Jeder von uns (oder sagen wir die meisten) hat Angst, zuviel von sich im Internet preiszugeben. Die Angst, dass die eigenen Daten von wem auch immer im Netz missbraucht werden, ist unterschwellig vorhanden. Aber ich schwöre, egal, was wir uns vorstellen oder befürchten, es ist nichts im Vergleich zu dem, was in QualityLand zum Alltag gehört. Die Fantasie kennt keine Grenzen und Marc-Uwe Klings Fantasie geht weit über die Vorstellungskraft des Lesers hinaus.
Quelle: Ullstein

Klappentext:
"In der Zukunft läuft alles rund: Arbeit, Freizeit und Beziehungen sind von Algorithmen optimiert. QualityPartner weiß, wer am besten zu dir passt. Das selbstfahrende Auto weiß, wo du hinwillst. Und wer bei TheShop angemeldet ist, bekommt alle Produkte, die er haben will, zugeschickt, ganz ohne sie bestellen zu müssen. Superpraktisch! Kein Mensch ist mehr gezwungen, schwierige Entscheidungen zu treffen - denn in QualityLand lautet die Antwort auf alle Fragen: OK."
Ist das nicht toll? Ein Leben in QualityLand scheint die nächste Ausbaustufe zu unserem heutigen Alltag zu sein.
Herrlich, man muss sich über nichts Gedanken machen. Das übernehmen künstliche Intelligenzen für uns, die wir geschaffen haben. Es geht jedoch das Gerücht, dass sich die künstlichen Intelligenzen mittlerweile selbst erschaffen ;-).

Die Satire "QualityLand" ist ein Sammelsurium an witzigen und fantastischen Ideen des Autors. Egal, womit wir in unserem Alltag zu tun haben, Kling nimmt es und setzt noch einen drauf. Dies schafft beim Leser große Verblüffung. Zum Einen, weil er trotz allem Unbehagens im Umgang mit Internet, Social Media usw. bisher nie so weit wie Kling gedacht hat. Und zum Anderen, weil er feststellt, wie dicht wir mit unserem heutigen Alltag an Klings Szenario dran sind.
"'... Ich sag Ihnen mal was. Die Bestsellerlisten anzuführen ist keine Kunst. Das ist nur EDV! Wir kriegen gigantische Datenmengen von allen QualityPads geliefert: Wer liest welches Buch, welche Stellen werden übersprungen, welche öfter gelesen, dazu noch die Auswertung der Gesichtszüge von jedem einzelnen Leser bei jedem einzelnen Wort, und daraus errechnen ich und meine Kollegen die neuesten Bestseller. ...'" (S. 67 f.)
Einige Charaktere in "QualityLand":
In QualityLand hat man das uns bekannte System der Familiennamen abgeschafft. Stattdessen trägt jeder Einwohner den Beruf des Vaters als Nachnamen. Menschen und deren Bedeutung werden über ihren Beruf bestimmt. Nur blöd, wenn der Vater arbeitslos war. Dann entsteht ein Name wie Peter Arbeitsloser - einer der Hauptcharaktere in Klings Satire, der am Ende heldenhaft gegen das System ankämpft. Unterstützt wird er dabei von ausrangierten Maschinen und Rechnern, die bei Peter zur Verschrottung vorstellig geworden sind. Denn dieser betreibt einen Laden, indem er Elektronik verschrottet. Doch Peter hat ein Herz und Mitleid für nutzlos gewordene Maschinen, insbesondere, wenn diese menschlicher wirken als der größte Teil der Bewohner von QualityLand. Das Zusammenspiel zwischen Peter und den Maschinen erinnert ein Stück weit an Romane von Terry Pratchett.
Ein weiterer Charakter in diesem Roman ist Martyn Aufsichtsrat-Stiftungspräsident-Berater-im-Präsidialamt-Vorstand, kurz Martyn Vorstand. Man ahnt, Martyn ist mit einem einflussreichen und mächtigen Vater gesegnet (bzw. verflucht). Martyn ist nicht gerade ein cleveres Bürschchen, daher hat er eine Karriere für sich gewählt, die seinen beschränkten geistigen Fähigkeiten entspricht: er ist in die Politik gegangen. Dank des Einflusses seines Vaters führt Martyn ein sorgenfreies Leben. Doch das wird sich im Verlauf der Handlung ändern.
QualityLand steht kurz vor den Wahlen. Der Spitzenkandidat der aktuellen Regierungspartei ist John of Us, ein Android, der den Wahlkampf auf die einzige Art betreibt, die ihm möglich ist, nämlich logisch. Der Gegenkandidat ist ein Mensch. Wer am Ende die Wahl gewinnen wird, bleibt bis zum Ende offen.
"'... ihr habt einen Präsidenten bestellt und einen bekackten Klugscheißer geliefert bekommen.'" (S. 77)
Wenn man diese Satire liest, muss man sich auf eines gefasst machen. Und das ist ganz viel Humor. Ich habe selten einen Roman erlebt, bei dem ich so häufig lauthals losgelacht habe. Bei den meisten lustigen Büchern, gewöhnt man sich irgendwann während der Lektüre an deren Humor. Über Dinge, die man am Anfang urkomisch fand, liest man im Verlauf der Handlung hinweg. Das wird bei "QualityLand" nicht passieren. Die komischen Momente nehmen selbst zum Ende des Buches nicht ab und überraschen immer wieder aufs Neue.
"'... Man könnte sogar behaupten, in QualityLand gelte der Grundsatz: Je bescheuerter, desto erlaubter.'" (S. 237)
Fazit:
Die sicherlich sehr originelle Handlung habe ich in diesem Buch als nebensächlich betrachtet. Viel interessanter und faszinierender war für mich die Beschreibung von QualityLand und seinem Alltag, der so viel Ähnlichkeit mit unserem eigenen Leben hat. Die grenzenlose Fantasie von Marc-Uwe Kling ist einfach nur verblüffend. Er schafft Szenarien, die man sich in seinen wildesten Träumen nicht vorgestellt hätte. Das Buch "QualityLand" ist ein riesengroßer Spaß, jedoch mit einem bitteren Beigeschmack. Denn von der Zukunft, wie sie hier prophezeit wird, sind wir nicht mehr weit entfernt.

© Renie



Über den Autor:
Marc-Uwe Kling singt Lieder und erzählt Geschichten. Sein Geschäftsmodell ist es, kapitalismuskritische Bücher zu schreiben, die sich total gut verkaufen. Seine Känguru-Geschichten wurden 2010 mit dem Deutschen Radiopreis und 2013 mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet. (Quelle: Ullstein)






Mittwoch, 3. Januar 2018

John Fante: Der Weg nach Los Angeles

Quelle: Pixabay/ArtsyBee
Wie bewertet man ein schlechtes Buch, dessen Autor man bisher als hervorragenden Schriftsteller erlebt hat, der sich aber in diesem Fall einen literarischen Fehltritt geleistet hat? Ganz klar: mit Bedauern, viel Grübelei, aber am Ende ehrlich. Denn schließlich gilt, nicht das Gesamtwerk zu beurteilen, sondern dieses eine Buch: "Der Weg nach Los Angeles" von John Fante.
John Fante war ein amerikanischer Schriftsteller (*1909; †1983), der 1938 seinen ersten Roman ("Warte bis zum Frühling, Bandini") veröffentlicht hat. 1939 kam die Fortsetzung "Ich - Arturo Bandini". Fante war zu diesem Zeitpunkt Ende Zwanzig. Beide Romane zeigten autobiografische Züge, behandelten sie doch das Leben eines Schriftstellers mit italienischen Wurzeln (wie Fante) im Amerika der 30er Jahre. Später veröffentlichte Fante weitere Romane, konnte jedoch nicht an den Erfolg der ersten beiden Bücher anknüpfen. Fante wird als Kultautor gehandelt, wodurch auch die Meinung eines weiteren kultigen Kollegens - Charles Bukowski - beigetragen hat ("Er war mein Gott"). Nach Fantes Tod (1983) wurden 3 weitere Romane von ihm veröffentlicht. Eines davon ist sein Erstlingswerk "Der Weg nach Los Angeles". Ich bin der festen Überzeugung, dass Fantes Ruhm dazu beigetragen hat, dass dieses Buch posthum überhaupt eine Chance hatte. Wäre es einem Verlag von einem unbekannten Autor angeboten worden, hätte man es mehr oder weniger höflich abgelehnt - wie Fante zu Lebzeiten selbst feststellen musste. Denn als er 1936 mit eben diesem Roman einen Verlag suchte, hat man ihn schlichtweg abblitzen lassen.
Quelle: Blumenbar

Aber warum?

Die Geschichte ist nicht schlecht: Der 18-jährige Arturo Bandini lebt mit Mutter und Schwester in der Nähe von Los Angeles. Mit seinen jungen Jahren ist er der Ernährer der Familie. Der Vater ist verstorben. Arbeit gibt es genug für ihn, leider in der Regel nur Gelegenheitsjobs. Wenn es jedoch darum geht, sich und die Familie durchbringen zu müssen, sollte man(n) nicht zimperlich sein. Arturo ist es aber. Er träumt von Höherem. 
"Ich hatte schon immer weggehen oder alles verändern wollen, und schon immer hatte ich mir vorzustellen versucht, wie das wohl wäre, wenn alles anders wäre. Aber was ich hätte tun können, damit sich etwas änderte, wusste ich nicht." (S 17)
Arturos Problem ist sein übermächtiges Geltungsbedürfnis. Er fühlt sich seinem Umfeld gegenüber intellektuell weit überlegen und möchte diese Überlegenheit durch einen angemessenen Beruf untermauern. Die Arbeit in einem Laden oder in einer Fischfabrik ist nicht angemessen. Schriftstellerei wäre dies jedoch. Nur blöd, wenn man dermaßen talentfrei wie Arturo ist. Am Ende hat er die zündende Idee, sein Glück in Los Angeles zu versuchen. Hier erhofft er sich die Inspiration für ein grandioses Werk, die ihm bisher verwehrt war. Und hier endet der erste Roman von John Fante. 

Das Lesen dieser Geschichte war anstrengend, wobei dies nicht an Fantes Sprachstil gelegen hat. Denn bereits in seinem Erstlingswerk blitzt seine Sprachgewandheit durch, wenn auch nicht in dem Maße wie ich sie in einem anderen Roman von ihm ("1933 war ein schlimmes Jahr") genossen habe. Aber man stelle sich vor, dass man stundenlang mit einem Menschen zu tun hat, der einem zutiefst unsympathisch ist und über den man sich pausenlos ärgert. Dann weiß man ungefähr, wie es einem bei dem ergeht, was der Ich-Erzähler Arturo Bandini von sich gibt. Arturo fühlt sich zu Höherem berufen. Er stößt die Menschen um sich herum vor den Kopf. Das geschieht mit einer schonungslosen und fast schon brutalen Rücksichtslosigkeit. Wer überheblich und großkotzig daher kommt - was ein Wesenszug von Arturo ist -, erntet keine Sympathie. Auch nicht beim Leser. Was habe ich mir in der Geschichte gewünscht, dass Arturo endlich mal eine Abreibung verpasst bekommt. Ich habe so auf den Helden gehofft, der den Mumm hat, Arturo die Stirn zu bieten (gerne auch auf die Stirn haut). Aber der Held kam nicht. So hat man es als Leser 242 Seiten lang mit einem Arturo zu tun, der mit Abstand zu den unsympathischsten Figuren gehört, die mir bisher in der Literatur begegnet sind. Man sucht seitenlang nach dem kleinsten Fünkchen Hoffnung, dass Arturo sich zu einer positiveren Figur entwickeln wird. Leider vergeblich.
"Erst kam ich mir ein wenig blöd vor, aber dann kamen mir plötzlich die Jungs alle blöd vor. Sie guckten so dümmlich aus der Wäsche. Sie schufteten so hart. Sie hatten Frauen und Schwärme von schmutzigen Kindern, die sie ernähren mussten, und sie hatten Schulden bei der Elektrizitätsgesellschaft und Schulden beim Lebensmittelladen. Wie aus großer Entfernung betrachtete ich sie, wie sie nackt in ihren Overalls am Fließband standen mit ihren stupiden, pockennarbigen und vor Dummheit aufgedunsenen Mexikanergesichtern, und wie sie mich anglotzten, als sei ich hier der Bekloppte in der ganzen Bande." (S. 129)
Es ist nicht nur der Hauptprotagonist, der diesen Roman herunterzieht. Fante verliert sich leider in vielen Wiederholungen. So ist Arturo in seiner Fantasie ein Weiberheld. "Seine" Frauen sind Pin-up-Girls etc. aus diversen Zeitschriften, mit denen er seine gedankliche Zeit verbringt. Wenn Fante dann zum wiederholten Male von Fantasiesituationen und Tagträumen, die Arturo mit irgendeiner der unzähligen "Angebeteten" berichtet, ist das ermüdend. Man neigt dazu, diese Szenen zu überspringen. Genauso wie den Auszug aus Arturos schriftstellerischem Versuch, der ein beeindruckender Beweis für dessen Talentlosigkeit ist. Das muss man sich nicht antun.

Ich habe mir die Frage gestellt, was einen Autor dazu bringt, seinen Hauptprotagonisten dermaßen negativ aufzubauen, dass dieser Eindruck den kompletten Roman dominiert und man als Leser gar nicht willens ist, dem Roman etwas Gutes abzugewinnen. Das grenzt fast an literarischem Selbstmord. Die einzige Erklärung, die ich habe, ist der Enthusiasmus eines jungen Autors, der mit seinem Erstlingswerk ein Zeichen setzen wollte. Nur dass in diesem Fall, das Zeichen in die falsche Richtung deutete. Hätte ich Fante nicht anders kennengelernt, hätte ich nach der Lektüre dieses Romanes nie wieder ein Buch von ihm angerührt. Mit "Der Weg nach Los Angeles" wäre er bei mir unten durch gewesen. Aber ich weiß, dass er es besser konnte. Daher halte ich auch weiterhin an ihm fest und werde Ausschau nach weiteren Veröffentlichungen von ihm halten.

Erwähnen möchte ich noch das hochinteressante Nachwort von Alex Capus, der einiges über die Entstehungsgeschichte dieses Buches berichtet. Damit liefert er ein paar Erklärungen, die ein wenig Verständnis für einen schlechten Roman bewirken.

© Renie




Über den Autor:
John Fante, geb. 1909 in Denver als Sohn italienischer Einwanderer, zog als Mittzwanziger nach L.A. In einer Stadt, die aus Filmträumen bestand, war er mehr als fehl am Platz, und so entstand sein unnachahmlicher Stil aus innerer Zerrissenheit, Großmut und erlösenden Rachegelüsten. Sein erster Roman „Warte auf den Frühling, Bandini“ wurde 1938 veröffentlicht, im Jahr darauf folgte „Warten auf Wunder“. Er starb 1983 an einer Folge seiner Diabetes-Erkrankung. Posthum verlieh man ihm den PEN Award für sein Lebenswerk. (Quelle: Blumenbar)