tag:blogger.com,1999:blog-74675596826280446762024-02-07T05:21:21.529+01:00Renies Lesetagebuch....nicht nur Gegenwartsliteratur....Reniehttp://www.blogger.com/profile/15786600476693705914noreply@blogger.comBlogger735125tag:blogger.com,1999:blog-7467559682628044676.post-73021032255966717982023-08-20T18:54:00.003+02:002023-08-20T18:54:52.595+02:00R. C. Sherriff: Zwei Wochen am Meer<p><span style="caret-color: rgb(20, 22, 24); color: #141618; font-family: -apple-system, BlinkMacSystemFont, "Segoe UI", Roboto, Helvetica, Arial, sans-serif, "Apple Color Emoji", "Segoe UI Emoji", "Segoe UI Symbol"; font-size: 16px;"><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgtDiibwS4pIS1MUMlLpeEiUf0kBPENzxdkb3ucbaiexQ-BrjZW2qHDykw4k0gzSO-IzvtshkNW4zFGguW5RBXf_LGIMzug7d-39cIyDL9_TFCEIPZ_DXlOMnd0W6vNSXKMSvfzwz5vMZEyMhALw3ajKWs846VPeXkO7yduC5WuF7GmenRG_ENKHx_ePSc" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img alt="" data-original-height="2500" data-original-width="1500" height="315" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgtDiibwS4pIS1MUMlLpeEiUf0kBPENzxdkb3ucbaiexQ-BrjZW2qHDykw4k0gzSO-IzvtshkNW4zFGguW5RBXf_LGIMzug7d-39cIyDL9_TFCEIPZ_DXlOMnd0W6vNSXKMSvfzwz5vMZEyMhALw3ajKWs846VPeXkO7yduC5WuF7GmenRG_ENKHx_ePSc=w189-h315" width="189" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: x-small;"><a href="http://www.unionsverlag.com/info/title.asp?title_id=8657" target="_blank">Quelle: Unionsverlag</a></span></td></tr></tbody></table></span><span style="caret-color: rgb(20, 22, 24); color: #141618; font-family: -apple-system, BlinkMacSystemFont, "Segoe UI", Roboto, Helvetica, Arial, sans-serif, "Apple Color Emoji", "Segoe UI Emoji", "Segoe UI Symbol"; font-size: 16px;">Unaufgeregt, unspektakulär, einfach nur schön! Vor etwa 100 Jahren hat der britische Autor R. C. Sherriff einen zeitlosen Wohlfühlroman geschrieben, der mit seinem Titel kurz und knackig beschreibt, worum es darin geht - um „Zwei Wochen am Meer“.</span></p><p><span style="caret-color: rgb(20, 22, 24); color: #141618; font-family: -apple-system, BlinkMacSystemFont, "Segoe UI", Roboto, Helvetica, Arial, sans-serif, "Apple Color Emoji", "Segoe UI Emoji", "Segoe UI Symbol"; font-size: 16px;">Eben diese zwei Wochen verbringt die Familie Stevens im englischen Seebad Bognor Regis, übrigens schon seit 20 Jahren, und immer im September, immer in der Pension „Sea View“ und immer in denselben Zimmern. Dieser Urlaub stellt für die Stevens, die aus Dulwich, einem Londoner Vorort, kommen, das Highlight eines jeden Jahres dar. Vater Edward ist Büroangestellter in einer Londoner Firma, Mutter Flossie kümmert sich um den Haushalt und die Kinder, Mary und Dick, die beiden älteren Kinder sind bereits berufstätig und tragen zum bescheidenen Wohlstand der Familie bei, Nesthäkchen Ernie geht noch zur Schule. Einmal im Jahr gönnt sich die Familie diesen Urlaub, der eine Auszeit von den großen und kleinen Sorgen des Alltags bedeutet. Die Zeit in Bongor ist von Routinen geprägt. Spaziergänge, Strandbesuche, Baden im Meer, Konzertbesuche … same procedure as every year. Den größten Teil ihrer Zeit verbringt die Familie gemeinsam, mit wenigen Ausnahmen. Selbst die Wanderung, die Familienoberhaupt Edward jedes Jahr in Bongor allein unternimmt, gehört zu der Urlaubsroutine dazu.</span></p><p><span style="caret-color: rgb(20, 22, 24); color: #141618; font-family: -apple-system, BlinkMacSystemFont, "Segoe UI", Roboto, Helvetica, Arial, sans-serif, "Apple Color Emoji", "Segoe UI Emoji", "Segoe UI Symbol"; font-size: 16px;">Es mag sich heutzutage befremdlich anhören, dass dieser Urlaub kaum Spielraum zulässt, um den individuellen Bedürfnissen und Vorlieben der einzelnen Familienmitglieder gerecht zu werden. </span><span style="caret-color: rgb(20, 22, 24); color: #141618; font-family: -apple-system, BlinkMacSystemFont, "Segoe UI", Roboto, Helvetica, Arial, sans-serif, "Apple Color Emoji", "Segoe UI Emoji", "Segoe UI Symbol"; font-size: 16px;">Doch die Stevens freuen sich darauf und genießen die Zeit, gehen sie doch als Familie gestärkt aus diesen zwei Wochen hervor. Denn der Zusammenhalt der Familie bildet für sie eine Bastion, die Schutz und Geborgenheit gegen den Alltag bietet.</span><span style="caret-color: rgb(20, 22, 24); color: #141618; font-family: -apple-system, BlinkMacSystemFont, "Segoe UI", Roboto, Helvetica, Arial, sans-serif, "Apple Color Emoji", "Segoe UI Emoji", "Segoe UI Symbol"; font-size: 16px;"> </span></p><p><span style="caret-color: rgb(20, 22, 24); color: #141618; font-family: -apple-system, BlinkMacSystemFont, "Segoe UI", Roboto, Helvetica, Arial, sans-serif, "Apple Color Emoji", "Segoe UI Emoji", "Segoe UI Symbol"; font-size: 16px;">In dem Roman „Zwei Wochen am Meer“ passiert also nicht viel an Handlung. Dennoch ist dieser Roman auf eine wohltuende Weise fesselnd und berührend, da Autor Sherriff aus diesem Familienverbund einzelne Charaktere herauspickt und sich auf deren Sorgen und Gedanken konzentriert.</span></p><p><span style="caret-color: rgb(20, 22, 24); color: #141618; font-family: -apple-system, BlinkMacSystemFont, "Segoe UI", Roboto, Helvetica, Arial, sans-serif, "Apple Color Emoji", "Segoe UI Emoji", "Segoe UI Symbol"; font-size: 16px;">Einen starken Auftritt hat Familienoberhaupt Edward. Der Roman setzt am Vorabend des Anreisetages ein. Wir begleiten die Familie in ihren letzten Vorbereitungen in ihrem Häuschen im heimischen Dulwich. Familienoberhaupt Edward präsentiert sich als pedantischer Patriarch, der bei der Planung des Urlaubs nichts dem Zufall überlassen wird, genau wie in jedem Jahr zuvor. Diese Pedanterie lässt ihn tyrannisch wirken, doch tatsächlich treibt ihn die Verantwortung für das Wohl seiner Familie an. Die kommenden zwei Wochen sollen wie immer perfekt werden, nichts darf die Urlaubsfreuden seiner Familie stören. Der Druck, der auf ihm lastet und den er sich selbst macht, ist groß. Die kommenden zwei Wochen rücken Edward für den Leser in ein schmeichelhafteres Licht. Wir haben es mit einem liebenden Familienvater zu tun, dem es gut geht, wenn es seinen Lieben gut geht. R.C. Sherriff geht auf die Lebensgeschichte von Edward ein: ein Mann aus einfachen Verhältnissen, der es bis zum Büroangestellten geschafft hat, aber beruflich nicht weiterkommt. Er wäre gern ein anderer – wohlhabender, angesehener in der Gesellschaft. Aber er würde nie seine moralischen Werte aufgeben. Anstand, Loyalität, Bescheidenheit und Rücksichtnahme sind ihm wichtiger als jeder Reichtum. Und diese Einstellung versucht er auch seinen Kindern mit auf den Lebensweg zu geben.</span></p><p><span style="caret-color: rgb(20, 22, 24); color: #141618; font-family: -apple-system, BlinkMacSystemFont, "Segoe UI", Roboto, Helvetica, Arial, sans-serif, "Apple Color Emoji", "Segoe UI Emoji", "Segoe UI Symbol"; font-size: 16px;">Eine weitere interessante Figur ist Flossie Stevens. Insbesondere zu Beginn des Romans präsentiert sie sich als ängstliches unsicheres Frauchen, das kaum dem Druck, für das Wohl ihrer Familie zu sorgen, gewachsen ist und das seine eigenen Bedürfnisse vollständig hintenanstellt. Sie ist mehr Haushälterin als Ehefrau und Mutter, eine Rolle, in der sie auch der Rest der Familie unbewusst sieht. Man vermisst häufig den Respekt, der ihr zusteht, der ihr jedoch nicht entgegengebracht wird. Auch dafür ist dieser Urlaub gut. Denn im Verlauf des Urlaubs rückt die Familie näher zusammen. Ein Familienmitglied wie Flossie findet plötzlich mehr Beachtung und ihre Lieben gehen bewusster mit ihr um. Plötzlich ist es wieder wichtig, wie es ihr geht, was sie denkt und fühlt. Der Urlaub wird zwar nichts an ihrer Rolle im Alltag ändern, doch man wird das Gefühl nicht los, dass sie sich mit ihrem Leben als Vorstadt-Mutter arrangiert hat. Die Figur Flossie mag nicht dem (Wunsch-)Bild einer modernen Ehefrau und Mutter unserer heutigen Zeit entsprechen. Doch gibt R. C. Sherriff das gängige Frauenbild aus der Entstehungszeit seines Romans wieder.</span></p><p><span style="caret-color: rgb(20, 22, 24); color: #141618; font-family: -apple-system, BlinkMacSystemFont, "Segoe UI", Roboto, Helvetica, Arial, sans-serif, "Apple Color Emoji", "Segoe UI Emoji", "Segoe UI Symbol"; font-size: 16px;">Auch die erwachsenen Kinder Dick und Mary reisen, belastet mit den Sorgen des Alltags in Bognor an. Dick ähnelt seinem Vater, erhofft sich ein anderes Leben als das, was ihm vorbestimmt ist, angefangen bei der Wahl des Berufes. Auch er geht aus dem Urlaub gestärkt und voller Vorsätze, was seine berufliche Zukunft betrifft, hervor und blickt verhalten optimistisch in die Zukunft.</span></p><p><span style="caret-color: rgb(20, 22, 24); color: #141618; font-family: -apple-system, BlinkMacSystemFont, "Segoe UI", Roboto, Helvetica, Arial, sans-serif, "Apple Color Emoji", "Segoe UI Emoji", "Segoe UI Symbol"; font-size: 16px;">Mary träumt von dem, was sich junge Frauen der damaligen Zeit erträumten: Sich Verlieben, verloben, verheiraten. In den zwei Wochen kommt sie für einen kurzen Moment in die Nähe der Erfüllung ihrer romantischen Wunschvorstellung, was sich zumindest gut auf ihr Selbstbewusstsein auswirkt.</span><span style="caret-color: rgb(20, 22, 24); color: #141618; font-family: -apple-system, BlinkMacSystemFont, "Segoe UI", Roboto, Helvetica, Arial, sans-serif, "Apple Color Emoji", "Segoe UI Emoji", "Segoe UI Symbol"; font-size: 16px;"> </span></p><p><span style="caret-color: rgb(20, 22, 24); color: #141618; font-family: -apple-system, BlinkMacSystemFont, "Segoe UI", Roboto, Helvetica, Arial, sans-serif, "Apple Color Emoji", "Segoe UI Emoji", "Segoe UI Symbol"; font-size: 16px;">R.C. Sherriff beschreibt die Familie Stevens mit einer wohltuenden Empathie, die man als Leser gern annimmt. Man blickt sehr wohlwollend und mitfühlend auf die Figuren dieses Romans und verzeiht ihnen ihre Eigenheiten und kleinen Fehler, da sie zum Menschsein dazugehören.</span></p><p><span style="caret-color: rgb(20, 22, 24); color: #141618; font-family: -apple-system, BlinkMacSystemFont, "Segoe UI", Roboto, Helvetica, Arial, sans-serif, "Apple Color Emoji", "Segoe UI Emoji", "Segoe UI Symbol"; font-size: 16px;">Der Sprachstil hat einen sehr großen Anteil an dem Wohlfühlfaktor dieses Romans. R.C. Sherriff war zu seinerzeit eher als Drehbuchautor, denn als Romancier bekannt. Diese Fähigkeit, Situationen in Szene zu setzen, merkt man diesem Roman an. Der Autor überlässt nichts der Vorstellungskraft der Leser, sondern beschreibt Handlungen bis ins klitzekleinste Detail und auf eine unglaublich bildhafte Weise. Sherriff hat die Eigenart, Requisiten Leben einzuhauchen, indem er sie personifiziert und sie zum Bestandteil der Handlung werden lässt. Diese Personifizierung macht sich auch in unzähligen Metaphern bemerkbar. Die Szenerie dieses Romans ist unfassbar lebendig und intensiv, so dass man sich selbst hineinversetzt fühlt und die Stimmungen mit allen Sinnen wahrnimmt.</span></p><p><span style="caret-color: rgb(20, 22, 24); color: #141618; font-family: -apple-system, BlinkMacSystemFont, "Segoe UI", Roboto, Helvetica, Arial, sans-serif, "Apple Color Emoji", "Segoe UI Emoji", "Segoe UI Symbol"; font-size: 16px;">Fazit</span></p><p><span style="caret-color: rgb(20, 22, 24); color: #141618; font-family: -apple-system, BlinkMacSystemFont, "Segoe UI", Roboto, Helvetica, Arial, sans-serif, "Apple Color Emoji", "Segoe UI Emoji", "Segoe UI Symbol"; font-size: 16px;">Zwei Wochen am Meer – ein Roman in dem nicht viel passiert: ein ganz normaler Urlaub und ein ganz normales Familienleben seiner Zeit. Doch der wunderschöne Sprachstil sowie die empathische Darstellung der Charaktere machen aus „Zwei Wochen am Meer“ eine literarische Perle, die bei mir bleibenden Eindruck hinterlässt. Leseempfehlung!</span></p><p><span style="caret-color: rgb(20, 22, 24); color: #141618; font-family: -apple-system, BlinkMacSystemFont, "Segoe UI", Roboto, Helvetica, Arial, sans-serif, "Apple Color Emoji", "Segoe UI Emoji", "Segoe UI Symbol"; font-size: 16px;"><br /></span></p><p><span style="caret-color: rgb(20, 22, 24); color: #141618; font-family: -apple-system, BlinkMacSystemFont, "Segoe UI", Roboto, Helvetica, Arial, sans-serif, "Apple Color Emoji", "Segoe UI Emoji", "Segoe UI Symbol"; font-size: 16px;"><a href="http://www.unionsverlag.com/info/title.asp?title_id=8657" target="_blank">"Zwei Wochen am Meer" von R. C. Sherriff (Unionsverlag, ET Juni 2023)</a></span></p>Reniehttp://www.blogger.com/profile/15786600476693705914noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7467559682628044676.post-26560790851045618452023-08-17T17:56:00.000+02:002023-08-17T17:56:02.281+02:00Tess Gunty: Der Kaninchenstall<p><span style="caret-color: rgb(20, 22, 24); color: #141618; font-family: -apple-system, BlinkMacSystemFont, "Segoe UI", Roboto, Helvetica, Arial, sans-serif, "Apple Color Emoji", "Segoe UI Emoji", "Segoe UI Symbol"; font-size: 16px;"><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjS9NsS-MdbsUizRp7H5ZqR1Yy-6obOofYlSbtGx6NSSLTRHTiEQ2nZ0zqUs6MLh8vFRd0Y0sNurJHVpsN5o62R-LPTutIgw5UXCIhvws0cnwGSCyI9AN7LQ4T7qxDZ_1YHZWs1IpsneGDniOkCpdep5zIFNjqFpRAGbt2hbUNY13s2U8XhUcWmtlpmMHM" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img alt="" data-original-height="1080" data-original-width="1080" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjS9NsS-MdbsUizRp7H5ZqR1Yy-6obOofYlSbtGx6NSSLTRHTiEQ2nZ0zqUs6MLh8vFRd0Y0sNurJHVpsN5o62R-LPTutIgw5UXCIhvws0cnwGSCyI9AN7LQ4T7qxDZ_1YHZWs1IpsneGDniOkCpdep5zIFNjqFpRAGbt2hbUNY13s2U8XhUcWmtlpmMHM" width="240" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: x-small;"><a href="https://www.kiwi-verlag.de/buch/tess-gunty-der-kaninchenstall-9783462003000">Quelle: Kiepenheuer & Witsch</a></span></td></tr></tbody></table></span></p><div style="text-align: justify;">Die Gestaltung des Buchumschlags hätte mich vorbereiten müssen:</div><div style="text-align: justify;">Diese Kombination aus niedlich-harmlosem Titel "Der Kaninchenstall" und psychedelisch-greller und farbenfroher Abbildung einer Wohnhausfront deutet auf einen Roman hin, der einiges an Überraschungen bereithalten könnte. Doch mit dem, was mir dann vor die Lesebrille kam, habe ich nicht gerechnet.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Tess Gunty erzählt in ihrem Debütroman „Der Kaninchenstall", für den sie prompt im Jahr seines Erscheinens (2022) den National Book Award erhielt, die Geschichte der Bewohner eines Hauses in Vacca Vale, einem fiktiven Ort inmitten der größten und ältesten Industrieregion Amerikas, dem sogenannten Rust Belt.</div><div style="text-align: justify;">Dieses Haus ist nicht umsonst als „Der Kaninchenstall" bekannt. Denn die Bewohner leben hier eng an eng in ihren kleinen Appartements wie Kaninchen in ihren Verschlägen. Ab und zu läuft man sich im Kaninchenstall über den Weg. Aber im Großen und Ganzen lebt man isoliert.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Einer dieser Bewohner ist die 19-jährige Blandine, welche die Hauptfigur in diesem Buch ist und eine starke Affinität zu den Mystikerinnen der Geschichte hat. Ihr großes Vorbild ist Hildegard von Bingen. Gleich zu Beginn lesen wir, dass es ein blutiges Ende für Blandine nehmen wird. Was bis dahin in der Vergangenheit und insbesondere in den zwei Tagen vor dem blutigen Ereignis geschehen ist, erfahren wir durch weitere Charaktere, die entweder selbst im Kaninchenstall wohnen oder irgendeine Verbindung zu dessen Bewohnern haben. Zu behaupten, dass es sich bei diesen Charakteren um Menschen mit Ecken und Kanten handelt, wäre eine Untertreibung.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Denn die Figuren in diesem Roman haben psychische Probleme in unterschiedlichen Ausprägungen, die sie zu eigenwilligen Verhaltensweisen bringen, so dass man das Personal dieses Romans nicht anders als schräg bezeichnen kann. Blandine ist nur ein Beispiel für diese illustre Gesellschaft. Weitere Beispiele wären der 53-jährige Sohn einer Amerika weit bekannten und beliebten Schauspielerin, der seinen Mitmenschen auf – vorsichtig formuliert und spoilerfrei - kuriose und spektakuläre Weise begegnet und somit bei ihnen bleibenden Eindruck hinterlässt. Oder eine Mrs. Kowalski, die sich allein schon durch ihre Erwerbstätigkeit dem Leser ins Gedächtnis brennen wird: Sie arbeitet bei RESTINPEACE.com, einer Internet-Plattform für Nachrufe und Beileidsbekundungen. Hier prüft sie „Kommentare zu Nachrufen auf Kraftausdrücke, Urheberrechtsverletzungen und üble Nachrede, die die Toten verunglimpft.“ Man wäre überrascht, „…wie gemein manche Leute zu den Toten sind.“</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Die Geschichte um den Kaninchenstall präsentiert sich von Anfang an als eine psychedelische Gemengelage aus schrägen Charakteren und einer verrückten Handlung, die unvorhersehbare Wendungen nimmt. Ähnlich turbulent ist auch der Aufbau dieses Romans sowie die wechselhafte Erzählweise: auktoriale und personale Erzähler, Rückblicke, Social Media Posts, Illustrationen anstelle von Text. Und immer wieder mehr oder minder versteckte Verbindungen zu Themen, welche eine Gesellschaft – in diesem Fall die amerikanische – in der heutigen Zeit auf Trab halten. Doch dieses Chaos ist gewollt, so dass es in diesem Roman definitiv nicht langweilig wird. Zudem beherrscht Tess Gunty dieses Chaos. Denn trotz des Durcheinanders lässt sich der rote Erzählfaden in diesem Roman bis zum Schluss erkennen und wird auch nicht lockergelassen.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Sollte man Tess Gunty eines ankreiden, dann ihre Ambition, Themen, die eine moderne Gesellschaft beschäftigen, nahezu lückenlos in ihrem Roman ansprechen zu wollen. Dies ist eine Eigenart, die sich gern bei zeitgenössischen amerikanischen Autoren finden lässt. Diese Kritikansammlung erinnert an das Abarbeiten einer Liste und erscheint mir zu oberflächlich. Ich würde mir hier eine Konzentration auf einzelne Themen wünschen und damit die Möglichkeit zu einer intensiveren Auseinandersetzung. Da jedoch „Der Kaninchenstall" an Originalität und schriftstellerischer Experimentierfreude nicht zu überbieten ist, lässt sich dieser, „All-you-can-criticize"- Ehrgeiz von Tess Gunty leicht verschmerzen.</div><p></p><p style="border: 0px; caret-color: rgb(20, 22, 24); color: #141618; font-family: -apple-system, BlinkMacSystemFont, "Segoe UI", Roboto, Helvetica, Arial, sans-serif, "Apple Color Emoji", "Segoe UI Emoji", "Segoe UI Symbol"; font-size: 16px; line-height: 1.7em; margin: 0px 0px 1.2em; outline: 0px; padding: 0px; vertical-align: baseline;"></p><div style="text-align: justify;">Leseempfehlung!</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><a href="https://www.kiwi-verlag.de/buch/tess-gunty-der-kaninchenstall-9783462003000">"Der Kaninchenstall" von Tess Gunty (ET Juli 2023, Kiepenheuer & Witsch)</a></div><p></p>Reniehttp://www.blogger.com/profile/15786600476693705914noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7467559682628044676.post-76325497453036237932022-06-27T15:54:00.000+02:002022-06-27T15:54:53.871+02:00Michael Basse: Yank Zone<div class="separator"></div><div style="text-align: justify;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhhg5Rb6Cm_bQqrPwYHX7Hw8UR7pwgt5tNSs5luxC3H__ISNux0-Gc663Jpwtb0cQZe8CGwGdJ2AIUvSuMhkEzsgcabcjX3IZIvE8cfv-YfEGluPZpxe-OF6YfpQLQvhrxv04Gio1brjhjZs7tA9vNn2KmsJlqy0Z8zrfg_EijAS_7hoWre0zSTjF_K/s1200/Yank%20Zone.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="628" data-original-width="1200" height="167" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhhg5Rb6Cm_bQqrPwYHX7Hw8UR7pwgt5tNSs5luxC3H__ISNux0-Gc663Jpwtb0cQZe8CGwGdJ2AIUvSuMhkEzsgcabcjX3IZIvE8cfv-YfEGluPZpxe-OF6YfpQLQvhrxv04Gio1brjhjZs7tA9vNn2KmsJlqy0Z8zrfg_EijAS_7hoWre0zSTjF_K/s320/Yank%20Zone.jpg" width="320" /></a></div><span style="font-family: verdana;">In "Yank Zone", dem Roman des Münchner Autoren Michael Basse liegt Amerika inmitten von Baden-Württemberg, im beschaulichen Maulbronn.</span></div><span style="font-family: verdana;"><div style="text-align: justify;">Hier treffen wir erstmalig im Jahr 1972 auf Lt. Colonel Hartman und seinen Sohn Jack sowie Mani – Quasi-Adoptivsohn von Hartman Senior und bester Freund des Juniors.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Mani besucht ein Kloster-Internat und verbringt seine freie Zeit in dem Hard Man’s Guest House, wie das Hartmansche Heim scherzhaft genannt wird. Doch der Name ist Programm. Lt. Colonel Ross Raymond Hartman ist ein dekorierter Kriegsveteran, der im Vietnamkrieg zu Ruhm und Ehre gekommen ist. Er ist die Verkörperung eines amerikanischen Kriegshelden. Ein ganzer Kerl! Ein echter Hardman!<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><img alt="Buchseite und Rezensionen zu 'Yank Zone: Roman (Edition Klöpfer)' von Michael Basse" class="singlecover" height="320" itemprop="image" src="https://m.media-amazon.com/images/I/4160j5r5b2L._SL500_.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: start;" width="190" /></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><a href="https://www.kroener-verlag.de/details/product/yank-zone/" target="_blank"><span style="font-size: x-small;">Quelle: Alfred Kröner Verlag</span></a></td></tr></tbody></table></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Colonel Hartman gehört zu denen, die mit Ende des zweiten Weltkrieges Deutschland vom Faschismus befreit haben. Seitdem lebt er hier, in Maulbronn. Gleich zu Beginn seiner Dienstzeit heiratete er eine Deutsche, eines von den damaligen Frolleins. Jack war der einzige Sohn dieser deutsch-amerikanischen Verbindung. Mrs. Hartman verstarb bereits in jungen Jahren, zu diesem Zeitpunkt war Jack war gerade mal sieben Jahre alt.</div><div style="text-align: justify;">Das Verhältnis von Vater und Sohn war selten einfach. Denn als Sohn eines Helden, für den Schwäche ein Fremdwort ist, konnte Jack, der von Kindheit an gestottert hat, kaum bestehen.</div><div style="text-align: justify;">Der selbstbewusste und energische Mani ist da ein anderes Kaliber. Es bleibt nicht aus, dass die Freunde Jack und Mani um die Gunst von Vater Hartman buhlen, was ihre Freundschaft natürlich in ein merkwürdiges Licht rückt.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Über die Jahre werden sich die Verbindungen im Hard Man’s Guest House auseinanderdividieren. Die Jungs werden erwachsen und werden ihre eigenen Wege gehen. Mit zunehmendem Alter werden die Jungs erkennen, dass ein Held auch nur ein Mensch ist.</div><div style="text-align: justify;">Der Colonel wird wieder heiraten: Maggie, eine Freundin aus Frollein-Zeiten der verstorbenen Mrs. Hartman; und Jack wird sich in die Bulgarin Lydia verlieben.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Der deutsche Autor Michael Basse erzählt die Geschichte dieser Menschen über einen Zeitraum von 30 Jahren. Jack, Mani, Maggie und später auch Lydia sind die Ich-Erzähler dieses Romans und lassen somit unterschiedliche Perspektiven auf die Geschichte zu. Den Rahmen bildet dabei die Nachkriegsgeschichte Deutschlands bis zur Jahrtausendwende sowie die Geschichte Bulgariens in der postsowjetischen Zeit.</div><div style="text-align: justify;">Diese Verbindung zu Bulgarien mag zunächst verblüffen, doch wirft sie einen interessanten Blick auf die Nachwirkungen des Krieges, der in den Köpfen von Menschen wie Colonel Hartman Fortbestand hat. Es ist für ihn nicht leicht zu verdauen, dass sich Sohn Jack mit dem Feind verbündet, als er mit Lydia, einer Frau aus dem kommunistischen Ostblock, eine Beziehung eingeht.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Der Roman spiegelt den Zeitgeist der unterschiedlichen Dekaden wieder und macht einfach nur Spaß. Jede der vier Erzählperspektiven hat einen eigenen Erzählsound, der für Abwechslung sorgt und die Frage nach der jeweiligen Figur, die gerade den Erzählpart übernommen hat, schnell beantwortet. Man sollte jedoch der englischen Sprache mächtig sein, denn viele Textpassagen sind in Englisch gehalten. Es wäre schade und würde diesem Roman viel nehmen, wenn man verständnislos einfach darüber hinweglesen würde.</div><div style="text-align: justify;"><blockquote><i>"In jedem stecke ein Amerikaner, der rauswolle. Raus solle. Koste es, was es wolle. Auch wenn er es manchmal selbst noch nicht wisse und man ein bisschen nachhelfen müsse. Das Wesen des Amerikaners sei sein unbändiger Freiheitswille. Gleichheit, Brüderlichkeit, Gerechtigkeit seien zwar auch Werte, aber nachrangig. Zuviel davon verheiße Schwäche, Unfreiheit, Ohnmacht. Freiheit sei Stärke…. Ein Amerikaner kapituliert nicht. Niemals. Nur so funktioniert Abschreckung. Anders ist sie nunmal nicht glaubhaft. Deshalb gibt es am Ende auch nur zwei Arten von Menschen: Amerikaner und solche, die es werden wollen – und die Feinde Amerikas."</i></blockquote></div><div style="text-align: justify;">Anhand der Geschichte der Protagonisten wird die deutsch-amerikanische Beziehung aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtet und nimmt daher einen großen Raum in diesem Buch ein. Doch Autor Michael Basse richtet das Augenmerk auch auf andere „Kriegsschauplätze“, wie z. B. das besondere Vater-Sohn-Verhältnis von Hartman Senior und Junior, die Rolle Amerikas im Vietnamkrieg oder die Geschichte der deutschen Frolleins.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Fazit:</div><div style="text-align: justify;">Michael Basse erzählt einen Teil der Geschichte Nachkriegsdeutschland auf sehr ausgefallene und einzigartige Weise. Ein ungewöhnlicher Roman, der mich immer wieder durch neue Denkanstöße und unterschiedliche Blickwinkel auf das, was Deutschland und Amerika verbindet, überraschen konnte.</div><div style="text-align: justify;">Leseempfehlung!</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">© Renie</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><a href="https://www.kroener-verlag.de/details/product/yank-zone/" target="_blank">"Yank Zone" von Michael Basse (Alfred Kröner Verlag)</a></div></span>Reniehttp://www.blogger.com/profile/15786600476693705914noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7467559682628044676.post-75220374272245646852022-06-19T17:43:00.000+02:002022-06-19T17:43:00.908+02:00Louise de Vilmorin: Belles Amours<div class="separator"><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: center;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><img height="320" src="https://doerlemann.com/usbilder/downloads/9783038201021.jpg" style="-webkit-user-select: none; cursor: zoom-in; display: block; margin: auto;" width="195" /></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: verdana; font-size: x-small;"><a href="https://doerlemann.com/6682" target="_blank">Quelle: Dörlemann</a></span></td></tr></tbody></table></div><p style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Die adelige Louise de Vilmorin war eine französische Schriftstellerin, deren Leben heutzutage genügend Stoff für einschlägige Klatschblätter, die sich mit den Promis dieser Welt befassen, liefern würde. Louise war mal mit Antoine de St.Exupéry verlobt, geheiratet hat sie jedoch einen US-amerikanischen Millionär (Ehe 1) und später einen österreichisch-ungarischen Playboy (Ehe 2). Man munkelt, dass sie daraufhin diverse Affären mit den unterschiedlichsten Männern des öffentlichen Lebens hatte, u.a. Charles de Gaulle. Auf ihrem Familienschloss ging die Elite der französischen Künstler ein und aus. Und dass Louise ihren Roman „Belles Amours“ niemand geringerem als Orson Welles gewidmet hat, kommt sicherlich auch nicht von ungefähr. </span></p><p class="MsoNormal" style="margin: 0cm;"><span style="font-family: verdana;"><o:p></o:p></span></p><p class="MsoNormal" style="margin: 0cm; text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Wie in fast all ihren Romanen erzählt Louise de Vilmorin in „Belles Amours“ eine Geschichte aus der Welt der französischen Reichen und Schönen der 50er Jahre. </span></p><p class="MsoNormal" style="margin: 0cm; text-align: justify;"><o:p><span style="font-family: verdana;"> </span></o:p></p><p class="MsoNormal" style="margin: 0cm; text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Diesmal geht es um eine junge Frau, die zum Objekt der Begierde für gleich zwei Männer wird. Begehrt wird sie zunächst von Louis Duville, um die 30 Jahre alt, Spross einer reichen Familie und Schürzenjäger. Die Jagd nach Schürzen findet zunächst ein jähes Ende, als sich Louis Hals über Kopf in eben jene Madame verliebt. In Rekordzeit wird sich verlobt, der Termin der Hochzeit steht bereits fest, doch in der Nacht vor dem glücklichen Ereignis, macht sich die Braut davon. Ein alter Freund der Familie Duville und Hochzeitsgast ist Louis in die Quere gekommen. Mit der Liebe scheint es also bei Madame nicht weit hergeholt zu sein, denn diese erliegt in kurzen Momenten des Kennenlernens dem Charme des über 20 Jahre älteren Argentinier M. Zaguirre. Die Dame wird zu Mme. Zaguirre und lebt von da an in der Abgeschiedenheit des argentischen Anwesens ihres Mannes. Innerhalb kurzer Zeit kommt Langeweile auf. Und wie es sich für reiche Jetsetter gehört, wird schon bald wieder nach Europa gereist.<o:p></o:p></span></p><p class="MsoNormal" style="margin: 0cm; text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Schon beginnen die Irrungen und Wirrungen einer vermeintlich glücklichen Ehe und einer Frau, die nicht weiß, was sie will. Doch dafür wissen die Kreise der gehobenen Gesellschaft, in der man sich bewegt, umso besser, was eine Frau des Standes einer Mme. Zaguirre will. Während ihres Aufenthaltes in Europa wird Mme. Zaguirre auch wieder dem einst verschmähten Louis begegnen. Nur so viel: er kommt nicht von ihr los – vielleicht ist es auch Rache an dem „guten Freund“ der Familie. Und sie weiß immer noch nicht, was gut für sie ist.</span></p><p class="MsoNormal" style="margin: 0cm; text-align: justify;"><o:p><span style="font-family: verdana;"> </span></o:p></p><p class="MsoNormal" style="margin: 0cm; text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Es geht in diesem Roman um Liebe bzw. das, wofür sie gehalten wird. Die Frau, die im Mittelpunkt der Handlung steht, ist ein Objekt der Begierde, das es zu besitzen gilt. Das Objekt lässt sich auf dieses Spiel ein. Denn stellvertretend für die Frauen ihrer Zeit und ihrer gesellschaftlichen Kreise steht für sie der Versorgungsgedanke im Vordergrund und die damit verbundene Angst, plötzlich ohne die nötigen Mittel dazustehen, um ihren luxuriösen Lifestyle aufrecht zu erhalten. Von dem Ruf einer Dame mal abgesehen.<o:p></o:p></span></p><p class="MsoNormal" style="margin: 0cm; text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Man kann Louise de Vilmorin eine scharfe Beobachtungsgabe attestieren. Schließlich war sie in eben diesen gesellschaftlichen Kreisen zuhause und wusste daher, wie das menschliche Miteinander in der High Society ihrer Zeit funktionierte.<o:p></o:p></span></p><p class="MsoNormal" style="margin: 0cm; text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Dabei erzählt sie diese Geschichte mit großer Leichtigkeit, viel Esprit und Amüsement. Sie schien zumindest über den Dingen zu stehen und behielt die Oberhand im Spiel zwischen Mann und Frau – glaubt man ihrer Biografie. <o:p></o:p></span></p><p class="MsoNormal" style="margin: 0cm; text-align: justify;"><o:p><span style="font-family: verdana;"> </span></o:p></p><p class="MsoNormal" style="margin: 0cm; text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Ich habe diesen Roman mit großem Vergnügen gelesen. Die Seiten flogen nur so dahin und ich fühlte mich in einen Hollywood-Film der 50er Jahre hineinversetzt, Cary Grant und Grace Kelly lassen grüßen. <o:p></o:p></span></p><p class="MsoNormal" style="margin: 0cm; text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Leseempfehlung!<o:p></o:p></span></p><p class="MsoNormal" style="margin: 0cm; text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></p><p class="MsoNormal" style="margin: 0cm; text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">© Renie</span></p><p class="MsoNormal" style="margin: 0cm; text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></p><p class="MsoNormal" style="margin: 0cm; text-align: justify;"><a href="https://doerlemann.com/6682" target="_blank"><span style="font-family: verdana;">Louise de Vilmorin: Belles Amours (Dörlemann Verlag)</span></a></p>Reniehttp://www.blogger.com/profile/15786600476693705914noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7467559682628044676.post-2753149215248408602022-05-05T17:22:00.004+02:002022-05-05T17:22:35.366+02:00Djaïli Amadou Amal: Die ungeduldigen Frauen<p></p><span style="font-family: verdana;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhSLzOX7MfMv0BX1NIRAX6ksIW3mMI4yRwzKlKI5v4xc0ilv6u5TPJW9cHK2KZb46qhh69zjwYO3LIjjp_eZi9HCqVQWnpeCzqJTU2gHytRCztOok1vv1ITNfVbhFe62Td3ykPz-V8NggN2YnNQQ85y2fWezSlqkDfhO06f0eZ4RdfeDXTFZmF5WvhW/s912/Die%20ungeduldigen%20Frauen.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="608" data-original-width="912" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhSLzOX7MfMv0BX1NIRAX6ksIW3mMI4yRwzKlKI5v4xc0ilv6u5TPJW9cHK2KZb46qhh69zjwYO3LIjjp_eZi9HCqVQWnpeCzqJTU2gHytRCztOok1vv1ITNfVbhFe62Td3ykPz-V8NggN2YnNQQ85y2fWezSlqkDfhO06f0eZ4RdfeDXTFZmF5WvhW/s320/Die%20ungeduldigen%20Frauen.jpg" width="320" /></a></div><div style="text-align: justify;"><b>Munyal – Geduld!</b></div><div style="text-align: justify;">Mit diesem Ausspruch beginnt der Roman „Die ungeduldigen Frauen“ von Djaïli Amadou Amal. Diese Worte werden dem Leser in diesem Buch noch häufiger begegnen. Und mit Fortschreiten der Handlung wird man immer wütender darauf reagieren.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Denn das, was die muslimische Autorin aus Kamerun zu erzählen hat, kann nur fassungslos und wütend machen: es geht um Zwangsheirat, Polygamie und Gewalt gegen Mädchen und Frauen.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Erzählt wird die Geschichte von drei Frauen in der Sahelzone Kameruns.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Teil 1: Ramla</div><div style="text-align: justify;">Das 17-jährige Mädchen steht kurz vor ihrem Schulabschluss und träumt davon, Apothekerin zu werden. Sie verliebt sich in einen Freund ihres Bruders, beide möchten heiraten. Doch Ramlas Vater entscheidet anders. Sie wird einen deutlich älteren Mann heiraten und als eine von mehreren Ehefrauen dieses Mannes ihre Träume von einer Liebesheirat und einem Beruf als Apothekerin begraben.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Teil 2: Hindou</div><div style="text-align: justify;">Sie ist die gleichaltrige Schwester von Ramla, wenn auch nicht die Tochter derselben Mutter. Denn auch der Vater der beiden Schwestern lebt in einer Polygamie. Am Tag von Ramlas Hochzeit wird auch Hindou heiraten. Sie wird einem ihrer Cousins zur Frau gegeben, dessen Brutalität, Alkoholismus und Drogenkonsum von der Familie geduldet wird. Hindou wird zum Spielball seiner gewalttätigen Fantasien.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhXQ3RDCXhSRXdYDkaGVDoWlNmesxRkMz3YJmIOLe_1HMH8Je_oghDPLI6cjaxmw0_Q--NlQv6L-uppvxPQAzZRZdUcwVtwAOpFyB88Kcis7ZwJZhtIjliKaieiPxaspQcnHWgpMh6_V6xVV7EHuDl83llc07UMh3FcVLjNHxpCifZ6dJJ7-4GwtKVK/s600/image-2.png" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhXQ3RDCXhSRXdYDkaGVDoWlNmesxRkMz3YJmIOLe_1HMH8Je_oghDPLI6cjaxmw0_Q--NlQv6L-uppvxPQAzZRZdUcwVtwAOpFyB88Kcis7ZwJZhtIjliKaieiPxaspQcnHWgpMh6_V6xVV7EHuDl83llc07UMh3FcVLjNHxpCifZ6dJJ7-4GwtKVK/w238-h320/image-2.png" width="238" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><a href="https://orlanda.de/book/die-ungeduldigen-frauen" target="_blank"><span style="font-size: x-small;">Quelle: Orlanda</span></a></td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;">Teil 3: Safira</div><div style="text-align: justify;">Sie ist die Erstfrau von Ramlas Ehemann und fühlt sich durch die neue und deutlich jüngere Ramla in ihrer führenden Rolle innerhalb des Haushaltes bedroht. Sie tut alles, um ihren Platz zu behaupten.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Diese Frauen leiden. Und die einzige Unterstützung und Hilfestellung, die sie in ihrem Leben als zwangsverheiratete Frau erhalten, ist ein Ratschlag: Munyal – Geduld!</div><div style="text-align: justify;">Geduld ist ein Begriff, mit dem man Positives assoziiert: Beherrschung, Ausdauer, Rücksichtnahme, Gelassenheit, Durchhaltevermögen, Duldsamkeit. Doch Frauen, wie die drei Protagonistinnen dieses Romans, werden dem Rat „Geduld!“ wenig abgewinnen können, bedeutet er doch für sie ein Leben in Angst und ohne Hoffnung.</div><div style="text-align: justify;">Was daher bleibt, ist die Ungeduld! So versucht jede Frau sich auf eine eigene und subtile Art gegen das, was ihr widerfährt zur Wehr zu setzen. </div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">„Die ungeduldigen Frauen“ ist eine Anklageschrift gegen die Unterdrückung von Frauen.</div><div style="text-align: justify;">Dajïli Amadou Amal ist selbst eine der ungeduldigen Frauen, denn auch sie wurde mit 17 Jahren zwangsverheiratet. Ihre Ungeduld hat dazu beigetragen, dass sie heute als Frauenrechtsaktivistin für die Rechte der Frauen ihres Landes eintritt. Es bleibt zu hoffen, dass ihre Ungeduld bei den Frauen Kameruns Schule machen wird!</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Der Roman ist im Jahre 2020 mit dem Prix Goncourt des Lycéens ausgezeichnet worden, einem Ableger des französischen Literaturpreises. Zuletzt wurde Dajïli Amadou Amal von der französischen Fachzeitschrift der Buchbranche Livres Hebdo als erste Frau des afrikanischen Kontinents zur „Autorin des Jahres 2021“ gekürt. Zu Recht! Denn sowohl Roman als auch Autorin haben ganz viel Aufmerksamkeit verdient.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Leseempfehlung!</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">© Renie</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><a href="https://orlanda.de/book/die-ungeduldigen-frauen" target="_blank">"Die ungeduldigen Frauen" von Djaïli Amadou Amal (Orlanda Verlag)</a></div><div style="text-align: justify;"><br /></div></span>Reniehttp://www.blogger.com/profile/15786600476693705914noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7467559682628044676.post-18664695876813474742022-04-03T16:06:00.007+02:002022-04-03T16:28:13.976+02:00Franck Bouysse: Rauer Himmel<div style="text-align: justify;"><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiHgPRkQBdU0Ju3dUucdfEM761KgnRtiFnVbTizD2IQU3RQBQHVGOhI1oZxlVxcd5zdMYvqIhAwdhaHYAMl6AuIxrrz6HlP-gQVUnXDtQ-r7hqYubkELEfyqPGU5C96MeRaXbL_x7lcB8crToKvW3Udg_GneZzjghqFVex_c58Mp1BKinBwSRAWAw0F/s912/Design%20ohne%20Titel-13.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="608" data-original-width="912" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiHgPRkQBdU0Ju3dUucdfEM761KgnRtiFnVbTizD2IQU3RQBQHVGOhI1oZxlVxcd5zdMYvqIhAwdhaHYAMl6AuIxrrz6HlP-gQVUnXDtQ-r7hqYubkELEfyqPGU5C96MeRaXbL_x7lcB8crToKvW3Udg_GneZzjghqFVex_c58Mp1BKinBwSRAWAw0F/s320/Design%20ohne%20Titel-13.jpg" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: verdana; font-size: x-small;">Quelle: Polar Verlag</span></td></tr></tbody></table><span style="font-family: verdana;">Eine trostlose und düstere Landschaft, eigenbrötlerische und verschlossene Charaktere, Familiengeheimisse und Tod. Die Geschichte „Rauer Himmel“ von Franck Bouysse ist ein Kriminalroman der Extraklasse, der nicht nur durch seine literarische Sprache besticht. </span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Schauplatz ist ein fiktiver Ort in den französischen Cévennen im Winter: Les Doges - ein einsamer Ort, der aus zwei Höfen besteht, die von den beiden Protagonisten Gus und Abel bewohnt werden, die ich mir in keinem anderen Szenario als in dieser Trostlosigkeit vorstellen kann. Die beiden Männer sind eigenbrötlerisch, ihr Leben richtet sich nach der Natur und den Jahreszeiten, sie vermeiden den Kontakt zu anderen Menschen.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Gus und Abel gehen sich zur Hand, wenn Arbeiten auf den Höfen anfallen, die allein nicht zu bewältigen sind, verbunden mit einem anschließenden Gespräch bei einem Gläschen Wein. Ansonsten geht man sich aus dem Weg. Denn jeder ist sich selbst genug. Leben und leben lassen.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Eines Tages wird Gus durch einen Schuss und Schreie aus der Richtung des Hofes von Abel aufgeschreckt. Dieser Vorfall ist der Anfang einer Kette von Ereignissen, die die Beziehung der beiden Männer in den darauffolgenden Wochen verändern wird. Das Miteinander der Männer wird mit einem Mal von Misstrauen geprägt sein, sie werden sich belauern, in der Überzeugung, dass der andere etwas zu verbergen hat. Welche Geheimnisse im Verborgenen liegen, zeigt sich erst zum Ende des Romans, so dass der Leser ausreichend Gelegenheit haben wird, sich in eigenen Spekulationen zu versuchen.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><blockquote><i>"Den Toten vergibt man viele Dinge, auch Dinge, die wir nicht vergeben sollten."</i></blockquote></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">„Rauer Himmel“ ist ein unglaublich spannender Roman. Der trostlose Schauplatz legt dabei gleich zu Anfang den Grundstein für den Aufbau einer unheimlichen Stimmung. Wo nicht, wenn an einem Ort, der dermaßen abgeschieden und trostlos düster ist, passieren schreckliche Dinge? Diese gruselige Atmosphäre begleitet den Leser bis zum Schluss. Bemerkenswert ist dabei die hohe Sprachqualität dieses Romans. Sätze und Formulierungen scheinen mit Bedacht gewählt zu sein und verbergen eine tiefere Bedeutung. Wenn man sich Zeit nimmt und sich auf diese Bedachtsamkeit einlässt, wird man von der Atmosphäre dieses Buches komplett vereinnahmt.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Das lässt ein Ende dieses Romans, das ein paar Fragen zu der Handlung und seinen Charakteren leider nicht beantwortet, leicht verschmerzen.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">„Rauer Himmel“ ist daher für mich ein unglaublich fesselnder Kriminalroman und in seiner Gesamtheit ein literarisches Kunstwerk, das mich begeistert hat.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">© Renie</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><a href="https://polar-verlag.de/franck-bouysse-rauer-himmel/" target="_blank">"Rauer Himmel" von Franck Bouysse (Polar Verlag, ET September 2021)</a></span></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><br /><div class="comment-author mb10" style="-webkit-text-size-adjust: auto; -webkit-text-stroke-width: 0px; background-color: transparent; border: 0px; caret-color: rgb(20, 22, 24); color: #141618; font-family: "Open Sans", Arial; font-size: 16px; font-style: normal; font-variant-caps: normal; font-weight: normal; letter-spacing: normal; margin-bottom: 10px !important; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px; margin: 0px 0px 10px; orphans: auto; outline: 0px; padding: 0px; text-align: left; text-decoration: none; text-indent: 0px; text-transform: none; vertical-align: baseline; white-space: normal; widows: auto; word-spacing: 0px;"><span class="mr10" style="background-color: transparent; border: 0px; font-size: 16px; margin: 0px 10px 0px 0px; outline: 0px; padding: 0px; vertical-align: baseline;"><i class="fas fa-thumbs-up" style="-webkit-font-smoothing: antialiased; background-color: transparent; border: 0px; display: inline-block; font-family: "Font Awesome 5 Free"; font-size: 16px; font-style: normal; font-variant-caps: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-ligatures: normal; font-variant-position: normal; font-weight: 900; line-height: 1; margin: 0px; outline: 0px; padding: 0px; text-rendering: auto; vertical-align: baseline;"></i></span></div>Reniehttp://www.blogger.com/profile/15786600476693705914noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7467559682628044676.post-47028966621577782402022-02-16T18:04:00.002+01:002022-02-16T18:04:19.785+01:00Stefanie vor Schulte: Junge mit schwarzem Hahn<div style="text-align: justify;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgNEoMiYRBIbrSPxU8nI7Z-V6wK0oG3oMkLQuweqDy-MWM497Yvnnm1KaJYC2MO79nN1f_reb46QOgxou_Igechu5oNH9C0bwzyPB8U4u2x6mZ9MgPr6D43xVw-dv0zssMzKv5YH771CssLJxP5ua7IOAI4FOJXeTma944gwrM40QYwEHK_EyN3US6l=s912" style="clear: left; float: left; font-family: verdana; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="266" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgNEoMiYRBIbrSPxU8nI7Z-V6wK0oG3oMkLQuweqDy-MWM497Yvnnm1KaJYC2MO79nN1f_reb46QOgxou_Igechu5oNH9C0bwzyPB8U4u2x6mZ9MgPr6D43xVw-dv0zssMzKv5YH771CssLJxP5ua7IOAI4FOJXeTma944gwrM40QYwEHK_EyN3US6l=w400-h266" width="400" /></a></div><span style="font-family: verdana;"><div style="text-align: justify;">Der Debütroman "Junge mit schwarzem Hahn" von Stefanie vor Schulte ist ein düsteres Märchen, in dem die Autorin ein Szenario kreiert, das eine gehörige Portion Grusel mitbringt.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Der Inhalt der Geschichte ist in einem Satz zusammengefasst: Es werden Kinder entführt und ein Held, der keiner ist, macht sich auf den Weg, diese Kinder zu befreien.</div><div style="text-align: justify;">Der Schauplatz erinnert dabei an einen Sündenpfuhl biblischen Ausmaßes und lässt sich nur in etwa lokalisieren: deutschsprachiger Raum, ländliche Gegend. Die Zeit der Handlung könnte im düsteren Mittelalter spielen, technische Errungenschaften existieren nicht. Keine Elektrizität, man ist zu Fuß oder zu Pferd unterwegs. Seuchen und Kriege überziehen das Land. </div><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEiOtWioX_ffJJ1i-hT1O6_yFFy8JCWPcL7IAW4lFrmiqup1YImXcNYnxF9ZEMwdCiD3nvaGxvz7Ddx5iLvp_s-bk8WA3ZsYVH_UT3NQDJoUUMWnyMGwa7XNA171fO78J3g1lFyaU_vptCKigFSCCfG3zAGHOem-mYNDGWHPc0xsTxuVdhTOzOuU9g0b=s1200" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="759" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEiOtWioX_ffJJ1i-hT1O6_yFFy8JCWPcL7IAW4lFrmiqup1YImXcNYnxF9ZEMwdCiD3nvaGxvz7Ddx5iLvp_s-bk8WA3ZsYVH_UT3NQDJoUUMWnyMGwa7XNA171fO78J3g1lFyaU_vptCKigFSCCfG3zAGHOem-mYNDGWHPc0xsTxuVdhTOzOuU9g0b=s320" width="202" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><a href="https://www.diogenes.ch/leser/titel/stefanie-vor-schulte/junge-mit-schwarzem-hahn-9783257071665.html" target="_blank"><span style="font-size: x-small;">Quelle: Diogenes</span></a></td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;">Dummheit, Hass und Niedertracht regieren diese Welt. Der größte Teil der erwachsenen Charaktere dieses Romans verkörpert dabei das Böse. In all dieser apokalyptischen Düsterkeit gibt es eine Lichtgestalt: Martin, ein 11-Jähriger und Verkörperung des Guten. Das Kind Martin hat ein reines Herz. Die Menschen misstrauen Martin. Denn Martin trägt den "Teufel" mit sich herum: einen schwarzen Hahn. Dieser ist sein einziger Freund. Nur wenige Menschen, denen Martin begegnet, zeigen Menschlichkeit und sind es wert, seine Zuneigung zu gewinnen.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Der Sprachstil der Autorin ist anfangs nicht leicht zu lesen: sehr kurze, abgehackte Sätze, und eine stellenweise archaische Ausdrucksweise. Doch nach ein paar Seiten ist man in der Welt, die Stefanie vor Schulte in ihrem Roman heraufbeschwört, angekommen. </div><div style="text-align: justify;">Martin ist der Sympathieträger in diesem Roman, keiner ist wie er. In seiner Kindlichkeit und naiven Aufrichtigkeit hat man ihn schnell ins Herz geschlossen. Demgegenüber stehen die dummen Erwachsenen, die in ihrer Schlechtigkeit und Idiotie häufig für Entsetzen, aber auch für Schadenfreude sorgen. </div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Bei solch einem ungewöhnlichen Roman liegt die Frage nach der Symbolik und den Parallelen zur heutigen Zeit nahe. Man könnte sich daher in Interpretationsversuchen verlieren, was sicherlich zu Verknotungen in den Hirnwindungen führen würde. Daher sollte man diesen Roman einfach als das nehmen, was er auf den ersten Blick ist: eine märchenhafte Geschichte über das Gute und das Böse, mit einem Helden, den man einfach mögen muss. </div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Leseempfehlung!</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">© Renie</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><a href="https://www.diogenes.ch/leser/titel/stefanie-vor-schulte/junge-mit-schwarzem-hahn-9783257071665.html" target="_blank">"Junge mit schwarzem Hahn" von Stefanie vor Schulte (Diogene, ET August 2021)</a></div><div style="text-align: justify;"><br /></div></span>Reniehttp://www.blogger.com/profile/15786600476693705914noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7467559682628044676.post-85358529801749905102022-01-26T17:17:00.000+01:002022-01-26T17:17:10.991+01:00Jenny Erpenbeck: Kairos<div style="text-align: justify;"><span style="clear: left; float: left; font-family: verdana; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEhRiOCMZtiz3c0LtP5GTTJd22dscPhbdB_a_4WfrH3P9l7llkkppXSmv6ZgJilwTQ5QAfqg7D8DYd1dRbccCCgJr54DtGuxIqln8RZC964t3RG70h0Jhk7z91PzB9ake0o4A1JsfCxX3tbJ8muev1KHZd2W2t_KetaVaw4UIGpBN4fo5J8XUP9QoLHf=s320" /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">"Die Gelegenheit beim Schopf packen" ist ein Ausspruch, der seinen Ursprung in der Darstellung des griechischen Gottes Kairos hat. Kairos galt in der griechischen Mythologie als Verkörperung des günstigen Augenblickes, den man nur festhalten konnte, wenn man ihm an der Stirnlocke packte, denn ansonsten war er kahl. Zog Kairos also an seinem Gegenüber vorbei, war's das mit dem günstigen Moment.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Der Roman von Jenny Erpenbeck trägt nicht umsonst den Titel "Kairos". Denn den günstigen Moment erwischen die Protagonisten Katharina und Hans, als sie sich Ende der 80er Jahre zufällig in Ost-Berlin begegnen. Aus dieser Zufallsbegegnung entwickelt sich eine, in vielfacher Hinsicht, ungewöhnliche Beziehung.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Katharina ist eine 19-jährige Auszubildende, die bei ihrer Mutter wohnt und an der Schwelle zum Erwachsensein steht. Sie ist in der DDR geboren und aufgewachsen. Der Sozialismus gehört für sie zur Normalität, sie ist genauso politisch interessiert, wie andere ihrer Generation - mal mehr, mal weniger. Hans ist Mitte fünfzig, verheiratet, Vater eines Sohnes in der Pubertät, Schriftsteller und überzeugter Sozialist. In der Liaison der beiden herrscht ein Ungleichgewicht. Hans dominiert Katharina, blendet sie mit seiner Lebenserfahrung, seinem unerschöpflichen Wissen über Kunst und Kultur. Er sonnt sich in ihrer Bewunderung und versucht, sie nach seinen eigenen Vorstellungen zu formen. Katharina verwechselt Schwärmerei mit Liebe und versucht, seinen Ansprüchen zu entsprechen. Dadurch verliert sie immer mehr von ihrer eigenen Persönlichkeit. Die Beziehung zwischen den beiden nimmt einen ungesunden Verlauf, über mehrer Jahre, in denen sich seelische Höhen und Tiefen abwechseln.</span></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjK9Q8YhGglkZ0j3iyo_TmvGBE4aMi9L2-NI36hEs8TKpMFcw_duG72WTYVc6dYwOyP7HXWAv_Js37Xm8NWCMlkrwSLrVu-i3vR1onH2lqATazPPzTUuDLHA3HBQK9YrprcGniuMTi3xSUalDO7SOIZFW34efCXArIFGICK4BRhiodih2HHp8eVGLho=s320" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" /></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><a href="https://www.penguinrandomhouse.de/Buch/Kairos/Jenny-Erpenbeck/Penguin/e536755.rhd" target="_blank"><span style="font-family: verdana; font-size: x-small;">Quelle: Penguin Verlag</span></a></td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"><span style="clear: right; float: right; font-family: verdana; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Jenny Erpenbeck hat es mir mit der Darstellung des Hans nicht einfach gemacht. Ich konnte nicht anders, als mich über diese Figur zu empören. Dabei war der Altersunterschied nicht entscheidend, sondern eher die Dominanz eines Mannes, der außerhalb dieser Beziehung ein Schwächling ist und im echten Leben wenig Rückgrat besitzt. Er nutzt die Dominanz gegenüber Katharina um sein Ego aufzumöbeln. </span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Während Katharina und Hans also mit ihrer und in ihrer "Liebe" kämpfen, findet um sie herum ein politischer Umbruch statt. Das Leben wird von dem Untergang der DDR bestimmt. Die Grenzen werden geöffnet und der Westen hält Einzug in den Alltag der Menschen, die plötzlich mit abrupten Veränderungen zu tun haben, die nicht alle willkommen sind, zumindest nicht in der Schnelligkeit.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Einer, der von der Wende überfordert sein wird, ist Hans. Das Weltbild des überzeugten Sozialisten stürzt ein. Es fällt ihm schwer, sich mit der neuen Situation zu arrangieren. </span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Kairos ist also eine interessante Kombination aus Wende-Roman und Beziehungsgeschichte. Was mich dabei begeistert hat, ist der Aufbau des Romans. Kairos wird aus zwei Perspektive erzählt, die eng miteinander verwoben sind - enger geht es nicht. Der Wechsel der Perspektiven findet innerhalb der Kapitel des Romans völlig unvermittelt statt; Satzzeichen der wörtlichen Rede sind nicht vorhanden. Man rutscht also von einem Moment auf den anderen in die Gedankenwelt des anderen Protagonisten - zunächst völlig unbemerkt, was natürlich gewöhnungsbedürftig ist. Doch durch die sprachliche Intensität der Autorin schafft man es, eine gedankliche Abgrenzung zwischen den beiden Gedankenwelten herzustellen. </span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Mein Fazit:</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Umbruchs der DDR, wobei mir der Hintergrund besser als der Vordergrund gefallen hat. Denn die Beziehungsgeschichte hat mich nicht überzeugt, was ausschließlich an meiner Ablehnung des männlichen Protagonisten lag. Bemerkenswert sind jedoch die sprachliche Intensität von Jenny Erpenbeck sowie der ungewöhnliche Aufbau dieses Romans. </span><span style="font-family: verdana;">Leseempfehlung!</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">© Renie</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><a href="https://www.penguinrandomhouse.de/Buch/Kairos/Jenny-Erpenbeck/Penguin/e536755.rhd" target="_blank">"Kairos" von Jenny Erpenbeck (Penguin Verlag, ET August 2021)</a></span></div>Reniehttp://www.blogger.com/profile/15786600476693705914noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7467559682628044676.post-74755781392691931692022-01-11T17:11:00.000+01:002022-01-11T17:11:06.962+01:00Shumona Sinha: Das russische Testament<div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEj37auWhPCKCAzEHRXICwvajPP7L9TpVjwzW0F1QJkfP997-gaT4RpHHnNY9HsLDpSQiYJuQ9gC3IZzhQ_HvQq1gKSl_CbZKo-G6XtmMf7bLkCthc4Bfe4-7LvUZeReoGdaM-LC7iUlYtEp6U4ILfPtEnHFVh-gZ_tUJMDzWqgbzmosSXT633z_Gcfk=s912" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="608" data-original-width="912" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEj37auWhPCKCAzEHRXICwvajPP7L9TpVjwzW0F1QJkfP997-gaT4RpHHnNY9HsLDpSQiYJuQ9gC3IZzhQ_HvQq1gKSl_CbZKo-G6XtmMf7bLkCthc4Bfe4-7LvUZeReoGdaM-LC7iUlYtEp6U4ILfPtEnHFVh-gZ_tUJMDzWqgbzmosSXT633z_Gcfk=s320" width="320" /></a></div><span style="text-align: justify;">Mit „Das russische Testament“, hat die französische Autorin Shumona Sinha ein interessantes Stück multikultureller Literatur geschrieben. Die Autorin ist in Kalkutta geboren, lebt sei 20 Jahren in Frankreich, ist Herausgeberin mehrerer Lyrikbände auf Bengalisch und Französisch und erzählt in ihrem aktuellen Roman über russische Literatur und einem russischen Verlag im Besonderen, eingebunden in die Geschichten zweier Frauen: einer Inderin und einer Russin.</span></div></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Tania, ein junges Mädchen, wächst in den 80er Jahren in Kalkutta auf. Ihr Vater betreibt eine kleine Buchhandlung, die auf russische Literatur spezialisiert ist. Tania hat das Pech, als Mädchen geboren zu sein und keinen Bruder zu haben. Grund genug für die Mutter, ihr das Leben unerträglich zu machen. Tanias Zuflucht vor ihrem Leben zuhause sind die russischen Bücher, in denen sie sich in dem Laden ihres Vaters verliert. </span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Nach der Schule beginnt Tania ein Literaturstudium und wird sich dabei politisch engagieren. Eine kommunistische Studentenbewegung bietet ihr zunächst die Familie, die sie bisher nicht hatte. Sie führt ein Leben, das ihren Eltern unbekannt bleibt, was natürlich auf Dauer in einem Land mit einer Kultur, die Frauen ein selbstbestimmtes Leben verweigert, nicht gut ausgehen kann. </span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Die einzige Zuflucht vor der Realität ist und bleibt für Tania die Literatur.</span></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhsDA8r3iQZsXyfzqEnsU6CqgEdo_E3C1StUMbeeaQGGSlrvAeZGOerRGHhNzezAhb8rkhK6VoR6-WDHuutyOKLmLPd5JD52njRI67gunr_JCXWw1C0BLacZ_N8LQCX_Ve7MHBtaPfJRmg/s320/CC-Sinha_Russisches-Testament_125.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" /></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><a href="https://edition-nautilus.de/programm/das-russische-testament/" style="text-align: justify;" target="_blank"><span style="font-family: verdana; font-size: x-small;">Quelle: Edition Nautilus</span></a></td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"><span style="clear: right; float: right; font-family: verdana; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Während ihres Studiums lernt Tania die Bücher eines kleinen russischen Verlages - Raduga - kennen und schätzen. Die Geschichte des Verlages, der in den 20er Jahren Bücher veröffentlicht hat, die weder ideologisch noch realitätsbezogen waren und somit auf Dauer gegen die Vorgaben der Stalin Regierung verstießen, fasziniert Tania. Sie verbringt viel Zeit damit, Nachforschungen über den Verlag und seinen Verleger, der 1933 starb, anzustellen. Sie nimmt Kontakt zu der inzwischen über 80-jährigen Tochter (Adel) des Verlegers auf, die in einem Altenheim in Sankt Petersburg lebt und bittet sie um Unterstützung bei ihren Recherchen. </span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Adel erinnert sich an ihre Kindheit und das Schicksal ihres Vaters Lew Kljatschko, Journalist und Verlagsgründer des russischen Verlages Raduga. Kljatschko kämpfte zeitlebens darum, die Unabhängigkeit seines Verlages in einem Land zu bewahren, dessen damalige Ideologie jegliche Phantasie und Schönheit ersticken wollte. Am Ende verlor er diesen Kampf. </span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Adel spinnt den Erzählfaden weiter. Denn die Geschichte des Verlages und ihres Vaters ist auch ihre eigene Geschichte, die sich nach seinem Tod 1933 fortsetzt, eingebettet in einen historischen Rahmen: vom Stalinismus bis hin zur heutigen Zeit.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><blockquote><i>"In meiner Kindheit habe auch ich meinen Körper unter den farbenfrohen Büchern versteckt. Ich will nicht, dass man die alte Decke aus kunstvoll gewebten Lügen lüftet. Es gibt nichts Schlimmeres, als eine zarte Seele dieser zerstörten, eisigen Welt auszusetzen, die kein Strahl eines Traums mehr wärmt."</i></blockquote></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">"Das russische Testament" ist ein wundervolles Stück Literatur, das in einem poetischen und bildhaften Sprachstil erzählt wird. Die Autorin lässt den Leser in fremde Kulturen eintauchen und erzählt dabei in separaten Handlungssträngen die Geschichte von zwei Frauen, deren einzige Verbindung die Literatur zu sein scheint. Einziger Makel an diesem Buch: Die Motivation der Protagonistin Tania für ihr Interesse an dem russischen Verlag und seinem Verleger bleibt vage. Dennoch sind die beiden Handlungsstränge - jeder für sich genommen - unglaublich faszinierend, so dass ich diesen Roman sehr gern gelesen habe.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Leseempfehlung!</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">© Renie</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><a href="https://edition-nautilus.de/programm/das-russische-testament/" target="_blank"><span style="font-family: verdana;">"Das russische Testament" von Shumona Sinha (Edition Nautilus, ET September 2021), aus dem Französischen übersetzt von Lena Müller</span></a></div>Reniehttp://www.blogger.com/profile/15786600476693705914noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7467559682628044676.post-69875724681747406592021-12-07T13:52:00.003+01:002021-12-07T13:52:34.128+01:00Eduardo Lago: Brooklyn soll mein Name sein<div class="separator"></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEge7hZAbQ9z0g1z7aeZFhydEXVi1hKwYFT-H4F_rfOta5qh_jtWzMImoM8Jriz84d2Gly0P8AKjiaHHMUl9kYEqztWu2VkzeelqwfFBvzT4MgLdV7mrOETH398ddgxVrF_AX1LPLNsT9rc/s912/Design+ohne+Titel-33.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="608" data-original-width="912" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEge7hZAbQ9z0g1z7aeZFhydEXVi1hKwYFT-H4F_rfOta5qh_jtWzMImoM8Jriz84d2Gly0P8AKjiaHHMUl9kYEqztWu2VkzeelqwfFBvzT4MgLdV7mrOETH398ddgxVrF_AX1LPLNsT9rc/s320/Design+ohne+Titel-33.jpg" width="320" /></a></div><div style="text-align: justify;">"<span style="font-family: verdana;">Brooklyn soll mein Name sein" des spanischen Autors Eduardo Lago ist ein Buch, das sich schwer beschreiben lässt. An der Qualität dieses Romans liegt dies definitiv nicht. Ganz im Gegenteil!!! Denn "Brooklyn soll mein Name sein" ist ein literarischer Hochkaräter. Eduardo Lago erhielt für seinen Debütroman im Jahr 2006 in seiner Heimat den Premio Nadal des Novela, dem ältesten und renommierten Literaturpreis Spaniens, der bisher fast ausschließlich an bedeutende Persönlichkeiten der spanischen Literatur des 20. Jahrhunderts verliehen wurde. (Dies nur zum „Warmwerden“ für den nachfolgenden Versuch, dieses Buch zu beschreiben und um dem Leser ein Gefühl dafür zu geben, welche literarische Besonderheit im Alfred Kröner Verlag erschienen ist, der diesen Roman vor Kurzem und erstmalig im deutschsprachigen Raum veröffentlicht hat.)</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Titel und Titelbild dieses Romans deuten darauf hin: Schauplatz der Handlung ist Brooklyn, ein Stadtbezirk von New York, der heutzutage u. a. für seine multikulturelle Bevölkerungsmischung bekannt ist.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Doch Brooklyn ist nur einer der Schauplätze dieses Romans, genauso wie es unterschiedliche Handlungsstränge, Zeitebenen, Erzählperspektiven und – man glaubt es kaum – Ich-Erzähler und Protagonisten gibt.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Einer dieser Protagonisten und derjenige Charakter, um den sich die Handlung hauptsächlich dreht, ist Gal Ackerman, ein Schriftsteller, der vor Kurzem gestorben sein muss, das erfährt zumindest der Leser gleich zu Beginn des Romans.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><blockquote><i>"Gestern Vormittag haben wir Gal beerdigt."</i></blockquote></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><img alt="Buchseite und Rezensionen zu 'Brooklyn soll mein Name sein: Roman' von Eduardo Lago" class="singlecover" height="320" itemprop="image" src="https://m.media-amazon.com/images/I/51oiR1IdjJS._SL500_.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: start;" width="190" /></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><a href="https://www.kroener-verlag.de/details/product/brooklyn-soll-mein-name-sein/"><span style="font-size: x-small;">Quelle: Alfred Kröner Verlag</span></a></td></tr></tbody></table>Wir schreiben gegenwärtig das Jahr 1991. Derjenige, der diesen Satz äußert ist Néstor Oliver Chapman, einer der Ich-Erzähler und Freund von Gal Ackermann, der mit dessen Tod die Aufgabe hat, Gals Nachlass zu sichten und zu verwalten. Diese Information hört sich einfach an, ist von mir jedoch hart erarbeitet worden. Hilfestellung hat dabei ein Personenregister am Ende des Romans geleistet, genauso wie es eine chronologische Übersicht der Ereignisse gibt und ein Glossar. Ohne diese Hilfestellungen wäre man aufgeschmissen, denn in diesem Roman begegnen uns eine Flut an realen und fiktiven Haupt- und Nebenfiguren, Zeitebenen sowie historische und fiktive Ereignisse. Man sollte meinen, dass der Autor Eduardo Lago mit dieser bunten Mischung in seinem Roman ein Pendant zu Brooklyn, dem bevölkerungsreichsten Stadtteil New Yorks, schaffen wollte.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Ich-Erzähler Néstor Oliver Chapman befasst sich also mit dem Nachlass seines verstorbenen Freundes, den er als einen Menschen kennengelernt hat, der eine Leidenschaft für das Schreiben besaß. Dabei ging es ihm nicht um das Ergebnis, sondern um den Schaffensprozess als solchem. Gal Ackerman war also nicht darauf aus, für andere zu schreiben, sondern in erster Linie schrieb er für sich. Sein Arbeitszimmer über einer Bar in Brooklyn ist über die Jahre zu einem „Manuskript-Friedhof“ geworden, einer wilden und chaotischen Sammlung an Gedanken, Geschichten und Erinnerungen, die nicht nur von Gal stammten, sondern auch von anderen Verfassern. Alles, was Gal jemals an Texten in die Finger bekommen hat, fand Einzug in diesen gigantischen „Blätterwald“.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><blockquote><i>"Mit beiden Armen hast du in den Papieren gewühlt, unfähig, mit dem Lachen aufzuhören. Dutzende und Aberdutzende von Manuskripten! Hier gibt es alles, Ness: Romane, Märchen, Theaterstücke, Essays, Memoiren, unerträgliche Texte, die überhaupt niemanden interessieren. Unglaublich, nicht wahr, sie haben alle eines gemeinsam: Niemand wird sie jemals lesen, und niemals wird einer von ihnen eine Druckerei von innen sehen. So viele Träume: Ruhm, Geld und Eitelkeit. Das sind die Dinge, von denen all diejenigen träumen, die unbedingt etwas veröffentlichen wollen."</i></blockquote></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Was macht man nun mit diesen Texten? Wohin mit den Geschichten und Erinnerungen? Diese Fragen hat sich auch Gal Ackerman gestellt und daher zu Lebzeiten den Versuch gestartet, ein Buch zu schreiben – eine Hommage an Brooklyn. Denn in Brooklyn hat er gelebt und geliebt. Er liebte nicht nur die Stadt und seine Menschen, sondern hier lernte er auch seine große Liebe kennen. Brooklyn spielte also eine wichtige Rolle in seinem Leben.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Inmitten der Entstehung dieses Buches stirbt Gal Ackerman und sein Freund fühlt sich verpflichtet, das Buch anhand der Notizen seines Freundes zum Abschluss zu bringen.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Während sich Néstor also durch die Unterlagen seines Freundes arbeitet, bereits fertiggestellte Geschichten aus diesem Buch liest, eigene Geschichten formuliert und diesen Roman fortsetzt, begleiten wir ihn durch die Lebensgeschichte seines Freundes und seiner Stadt.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Wir werden uns dabei häufig in den Gedankengängen von Nestor und Gal verlaufen. Denn es gibt weder eine chronologische Reihenfolge noch eine klare Abgrenzung zwischen Ich-Erzähler Nestor und Ich-Erzähler Gal. Erzählt wird über einen Zeitraum von fast 250 Jahren, denn auch diejenigen Generationen aus Gal Ackermans Familie, die vor ihm gelebt haben, gehören zu seiner Lebensgeschichte dazu. Genauso, wie seine spanischen Wurzeln in diesem Roman eine Rolle spielen sowie die Ära Spaniens zur Zeit des Bürgerkrieges.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Man muss viel Geduld haben mit diesem Roman. Seinen Reiz macht die unstrukturierte Erzählweise aus, die den Leser zwingt, sich die Handlung nach und nach zu erarbeiten. Doch dafür wird er mit intensiven Geschichten über Freundschaften, Liebe und Leidenschaft belohnt. Oft ist es schwierig zu unterscheiden, ob die Geschichten, die Einzug in Gals Buch halten, seiner Fantasie entsprungen sind oder auf tatsächlich Erlebtem basieren. Genauso, wie sich kaum unterscheiden lässt zwischen Gals bzw. Nestors Erzählungen.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Neben den beiden Hauptcharakteren gibt es eine Protagonistin, die eine gleichsam große Rolle spielt: Brooklyn – der Schauplatz dieses Romans.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Der Autor dieses Romans, Eduardo Lago, lebt in New York und hat daher eine besondere Verbindung zu diesem Schauplatz. Diese Verbundenheit ist durch seinen Protagonsiten Gal Ackerman mit jeder Silbe in diesem Roman spürbar. Zu Lebzeiten streifte Gal Ackerman durch Brooklyn, widmete seine Aufmerksamkeit den bekannten und weniger bekannten Orten. Er hatte eine Blick für die Bewohner dieses Stadtteils, unabhängig welcher Herkunft sie waren, wobei er den Hispano-Amerikanern durch seine eigenen Wurzeln sicherlich näher stand als anderen Bevölkerungsgruppen. Die Beschreibungen der Umgebung sind sehr akribisch und detailliert. Wenn Eduardo Lago einmal anfängt, den Schauplatz und damit verbundene Stimmungen zu beschreiben, lässt er nicht locker, bis die kleinste Kleinigkeit der Szenerie dargestellt ist und der Leser in die Atmosphäre dieses Schauplatzes eingetaucht ist. Eduardo Lago macht Brooklyn also spürbar. Und wer bis jetzt noch nicht in Brooklyn war, findet sich durch die Lektüre dieses Romans zumindest gedanklich in dem Brooklyn eines Eduardo Lago wieder.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Fazit:</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Ein faszinierender Roman, der die Lebensgeschichte eines charismatischen, leider fiktiven Mannes erzählt und dabei gleichzeitig eine Hommage an Brooklyn darstellt. In Verbindung mit seiner eigenwilligen Konstruktion ist dieser Roman eine Besonderheit, die mit nichts vergleichbar ist, was ich bisher gelesen habe.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">© Renie</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><a href="https://www.kroener-verlag.de/details/product/brooklyn-soll-mein-name-sein/" target="_blank">"Brooklyn soll mein Name sein" von Eduardo Lago (Alfred Kröner Verlag)</a></span></div>Reniehttp://www.blogger.com/profile/15786600476693705914noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7467559682628044676.post-87026654613624221252021-11-18T16:35:00.002+01:002021-11-18T16:35:24.477+01:00Ethan Hawke: Hell strahlt die Dunkelheit<div style="text-align: justify;"><span style="clear: left; float: left; font-family: verdana; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhLFDXt_jwTz84WQeBGwRmp2ZGB7x7VOqRCjWSiGlq_itI0Jy-9khjWXB-P8mnCTBcEHbN7gpqYt1MCQuJvOIeCo4aptN4mNzTx3ydemhIYNLK_FFBXE4EBw585Tcp0bizfrNfCRiIn7WU/w320-h213/Design+ohne+Titel-33.jpg" width="320" /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Früher waren Prominente einfach nur das, was sie waren ... prominent. Doch heutzutage ist prominent nicht mehr gleich prominent. Denn man unterscheidet mittlerweile zwischen A-/B- und C-Promis, wobei hier dank unseres Alphabets noch viel Spielraum nach unten ist. </span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Wie wird man nun zum C-Promi? Und wie berühmt oder bekannt muss man sein, um zum B-Promi zu werden oder gar in den Olymp eines A-Promi Status‘ aufzusteigen? Ich bin ratlos und habe keine Ahnung, welche Kriterien zugrunde gelegt werden.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Nehmen wir das Beispiel der Schauspielerei. Erstaunlich ist, dass die meisten A-Promis unter den Schauspielern gar nicht so viel Aufhebens um ihren Promistatus machen. Sie glänzen durch schauspielerisches Können und Seriosität. Ihr Ego scheint nebensächlich zu sein (Ausnahmen bestätigen die Regel). Ganz anders bei den Promis, die sich unterhalb der A-Klasse bewegen. Mit sinkendem Promi-Status scheinen Ego und Überheblichkeit zu steigen. Mit anderen Worten: je niedriger der Status, umso wichtiger nimmt sich der Promi. Und je niedriger der Status, umso wichtiger scheint für einen Promi die öffentliche Meinung über ihn zu sein.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Die öffentliche Meinung spielt auch in dem Roman „Hell strahlt die Dunkelheit“ des A-Promis und Schriftstellers Ethan Hawke eine wichtige Rolle. </span></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEigGfJ69N6bIYHUCM-KfTpm6jhQ_mV3kzVHPJW56iM-KIUCZNRTEdBULPf5GuqfjmjVRqS8wbF4b4gfPLtmcwA3yOhP5NKSpf4z5O-GOWy-41bmG-QxQAV3ZEvQoeLHHv_leSJhxSmdSGA/s320/image-3.png" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" /></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: verdana; font-size: x-small;"><a href="https://www.kiwi-verlag.de/buch/ethan-hawke-hell-strahlt-die-dunkelheit-9783462001655" target="_blank">Quelle: Kiepenheuer und Witsch</a></span></td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"><span style="clear: right; float: right; font-family: verdana; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Der Amerikaner Ethan Hawke ist ausgebildeter Schauspieler (Theater und Film), Roman- und Drehbuchautor sowie Regisseur. William Harding, der Protagonist seines Romans "Hell strahlt die Dunkelheit" ist ebenfalls Hollywood-Schauspieler, aber nicht ganz so talentiert wie sein prominenter Schöpfer. William ergattert eine Theaterrolle in einer Shakespeare-Inszenierung (Heinrich IV.) am Broadway, was für den Filmschauspieler eine echte Herausforderung ist. William ist definitiv kein A-Promi, ist aber mit einem verheiratet. Seine Frau Mary ist ein gehypter Rockstar. Das Promi-Paar hat zusammen zwei Kinder (3 und 5 Jahre). Der Roman "Hell strahlt die Dunkelheit" beginnt mit der Ankunft von William in New York, unmittelbar bevor die Proben zu dem Theaterstück losgehen. Beruflich läuft es also bei William, privat aber nicht. Denn seine Ehe steht vor dem Aus. Nachdem durch die Presse bekannt wurde, dass William seine Frau betrügt, hat diese ihn vor die Tür gesetzt. Die Öffentlichkeit macht William nun für seinen Fehltritt fertig, gilt doch Noch-Ehefrau Mary als America’s Darling.</span></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Trotz negativer Publicity und Anfeindungen durch die Öffentlichkeit, versucht William, sich auf seine Rolle zu konzentrieren. Der Filmschauspieler, der bisher noch keine Erfahrung mit dem Theater gemacht hat, gräbt sich in die Rolle des Hotspur. Diese Figur gehört zu den Bösen in Shakespeares Stück, womit wir bei den Parallelen zu Williams Leben und die Wahrnehmung seiner Person in der Öffentlichkeit wären. Die Rolle ist für ihn wie geschaffen. </span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Durch Williams bisheriges Leben in Glanz und Glamour ist er ein Promi geworden, der auf die öffentliche Meinung fixiert ist. Bisher war er immer bemüht, dem Klischee eines Hollywoodschauspielers in Kombination mit der Rolle des Ehemanns eines Rockstars gerecht zu werden. Sex, Drugs and Rockn'Roll waren dabei probate Mittel. </span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Doch je mehr er sich jetzt der ernsthaften Schauspielerei innerhalb des Shakespeare Stückes hingibt, umso mehr entfernt er sich von dem Bild des lasterhaften Promis. Am Ende wird der echte William Harding zum Vorschein kommen. Ein ernsthafter und verantwortungsvoller Mensch, der es endlich schafft, die öffentliche Meinung nur als das zu sehen, was sie ist: eine Meinung von vielen. Sein Theaterengagement wird zur Katharsis für seine Persönlichkeit und sein Seelenleben. </span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Der Roman umfasst den kompletten mehrwöchigen Zeitraum von Williams Broadway Engagement, angefangen bei den ersten Proben bis hin zur letzten Aufführung des Shakespeare Stücks. William pendelt zwischen seinem New Yorker Domizil - einem Hotelzimmer - und dem Theater hin und her. Dadurch verbringt der Leser mit ihm viel Zeit am Theater und taucht in den Alltag eines Theaterensembles ein. Das macht viel Spaß, da dabei das Hauptaugenmerk auf den einzelnen Mitgliedern und ihren teilweise exzentrischen Eigenwilligkeiten liegt.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Das Shakespeare Stück liefert dabei einen interessanten Rahmen. Indem wir den Schauspieler auf Schritt und Tritt begleiten, kommen wir auch mit Auszügen des Stückes in Berührung. Es finden sich viele Zitate aus Heinrich IV. Wir verfolgen einzelne Szenen, die Handlung sowie die Charaktere werden im Ansatz erklärt, genauso wie der Aufbau des Stückes auf diesen Roman übertragen wird. Spätestens zum Ende der Lektüre verspürt man Lust, sich Heinrich IV. im Theater anzusehen. </span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Bei aller Begeisterung habe ich einen Kritikpunkt an diesem Roman: Gewöhnungsbedürftig ist für mich die Fixierung des Schauspielers William auf seinen Sexualtrieb, was Autor Ethan Hawke mit sehr plakativen und deftigen Formulierungen zum Ausdruck bringt. Für mich wäre da weniger mehr gewesen. </span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Dennoch ist "Hell strahlt die Dunkelheit" ein facettenreicher und origineller Roman, den ich sehr genossen habe. </span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">© Renie</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><a href="https://www.kiwi-verlag.de/buch/ethan-hawke-hell-strahlt-die-dunkelheit-9783462001655" target="_blank">"Hell strahlt die Dunkelheit" von Ethan Hawke (Kiepenheuer und Witsch, ET September 2021)</a></span></div>Reniehttp://www.blogger.com/profile/15786600476693705914noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7467559682628044676.post-74316133347562133322021-10-20T17:31:00.001+02:002021-10-20T17:31:31.508+02:00James Sallis: Sarah Jane<div style="text-align: justify;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhqBYXw8o3n3Ize1WWqefTPd9oS14MQNsy4hSwcdQVfjMKUDYIqP0MNeKrbwN_PkQN7ZyqD0Q1kZeFMf-m8aglMXFXbcAExmGb9YUHkoUBy-k83KkmsP4M2BcuzmRKv4BSTj2bc5A_0aZw/s912/Design+ohne+Titel-32.jpg" style="clear: left; float: left; font-family: verdana; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhqBYXw8o3n3Ize1WWqefTPd9oS14MQNsy4hSwcdQVfjMKUDYIqP0MNeKrbwN_PkQN7ZyqD0Q1kZeFMf-m8aglMXFXbcAExmGb9YUHkoUBy-k83KkmsP4M2BcuzmRKv4BSTj2bc5A_0aZw/s320/Design+ohne+Titel-32.jpg" /></a></div><span style="font-family: verdana;"><div style="text-align: justify;">Die literarische Gattung Krimi "thematisiert in der Regel ein Verbrechen und seine Verfolgung und Aufklärung durch die Polizei, einen Detektiv oder eine Privatperson. Der Schwerpunkt, Sicht- und Erzählweise einzelner Kriminalromane können sich erheblich unterscheiden." - so Wikipedia. </div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">"In der Regel", wohlgemerkt, denn Krimi ist nicht gleich Krimi. Wikipedia unterscheidet folgende Untergattungen: </div><div style="text-align: justify;">Schauer- und Kriminalromane für Frauen - Whodunit - Verschiedene Ermittlungsformen - Thriller - Schwarze Serie - Gangsterballaden - Komischer Krimi - Regionalkrimi </div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Eine eigenwillige Unterteilung, die sicher nicht vollständig ist. Denn es gibt Krimis, die nicht in diese Schubladen passen. Einer, der keine Schubladen-Krimis schreibt, ist der amerikanische Autor James Sallis, der für einige seiner Kriminalromane bereits den Deutschen Krimi Preis (International), den amerikanischen Hammett Prize und den französischen Grand prix de littérature policière gewonnen hat. </div><div style="text-align: justify;">Sein aktueller Roman "Sarah Jane" ist momentan auf Platz 4 der Deutschen Krimibestenliste (September 2021). Und mit "Sarah Jane" hat James Sallis einen Roman geschrieben, für den es jene Krimi-Schublade geben müsste, die in der o.g. Unterteilung fehlt: der literarische Krimi.</div><div style="text-align: justify;"><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhGavjBpEAT1k-NJL9EKRPkQrhMm4hdrJhHXKUYXN5keGWSuq6zytw43BTA4xXIDAPBLkU4AfUut8lmc-8BRN7XxquqE0T1KpKDHkCM2Ev_RsPmdU6tATkmSlrcNvI6hg0vAYM-KXUMPog/s500/image.png" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhGavjBpEAT1k-NJL9EKRPkQrhMm4hdrJhHXKUYXN5keGWSuq6zytw43BTA4xXIDAPBLkU4AfUut8lmc-8BRN7XxquqE0T1KpKDHkCM2Ev_RsPmdU6tATkmSlrcNvI6hg0vAYM-KXUMPog/s320/image.png" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><a href="https://www.liebeskind.de/buecher/neuerscheinungen/item/sarah-jane" target="_blank"><span style="font-size: x-small;">Quelle: Liebeskind</span></a></td></tr></tbody></table></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Sarah Jane, Protagonistin des gleichnamigen Romans, ist eine Frau, die schon einiges in ihrem Leben mitgemacht hat. Vorsichtig formuliert: sie hat bisher ein "bewegtes" Leben geführt. Aufgewachsen in einfachen Verhältnissen im Mittleren Westen Amerikas, ist sie bereits sehr jung von zuhause ausgerissen und hat sich die nächsten Jahre mehr schlecht als recht durchgeschlagen. Sie blieb nie lang an einem Ort, geriet in schlechte und bessere Gesellschaft. Das Militär bewahrte sie vor einer Haftstrafe. In Amerika wurde sie von den unterschiedlichsten Männern ein Stück ihres Lebensweges begleitet. Diese Männer taten ihr gut und mal weniger gut. Nun lebt sie in der amerikanischen Kleinstadt Farr, ist im Polizeidienst, sorgt für Recht und Ordnung und hat offene Augen und Ohren für die Probleme der Kleinstadtbewohner. Sie wird für ihre Empathie geschätzt, die Menschen mögen sie. Scheinbar kehrt endlich Ruhe in das bewegte Leben der Sarah Jane ein. Wenn da nicht die Geister ihrer Vergangenheit wären.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Und wie sich das für Geister gehört, bleiben sie weitestgehend unsichtbar und tauchen nur dann auf, wenn man nicht mit ihnen rechnet, was wiederum zu Zweifeln führt, denn Geister gibt es eigentlich nicht. Auf den Punkt gebracht: Sarah Jane hat Geheimnisse, die aus ihrer Vergangenheit resultieren, aber nicht offensichtlich sind und selbst für den Leser weitestgehend verborgen bleiben. </div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Der Roman beginnt mit den Erinnerungen von Sarah Jane an ihre Zeit und die Jahre bevor sie nach Farr kam. Sie macht es dem Leser dabei nicht einfach. Denn sie erzählt ihre Erinnerungen chronologisch unsortiert und springt zwischen den Ereignissen hin und her. Der Leser wird mir einem Wirrwarr an Gedanken konfrontiert. Und irgendwo inmitten dieses Wirrwarrs blitzen immer wieder kleine Momente auf, die stutzig machen und den Verdacht erwecken, dass es in Sarah Janes bisherigem Leben schlimme Momente gab, wenn nicht sogar kriminelle Momente.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Die Buchbeschreibung des Verlages bringt es auf den Punkt: "James Sallis erzählt von einer Frau, die versucht, der Welt die Stirn zu bieten und mit dem Leben ins Reine zu kommen. "Sarah Jane" ist ein fesselnder, ungewöhnlicher Roman über Schuld, Sühne und das Ringen mit den eigenen Dämonen."</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Im Mittelpunkt steht also Sarahs Geschichte und die Entwicklung von einer sprunghaften und wilden Jugendlichen zu einer ernsthaften und geheimnisvollen Frau mit - wie sich in Farr herausstellt - ganz viel Empathie für ihre Mitmenschen. </div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Wo bleibt also das "thematisierte" Verbrechen dieses Kriminalromans? </div><div style="text-align: justify;">Tatsächlich gibt es in "Sarah Jane" Verbrechen genauso wie es Tote gibt. Doch diese Dinge sind nebensächlich und irgendwo inmitten der Vielzahl an Sarah Janes Erinnerungen sowie den Geschichten über die Menschen um sie herum verborgen. Und dieses versteckte Böse, das irgendwo in Sarah Janes Geheimnissen existiert, gibt dem Roman die Würze und das gewisse Extra, um aus diesem Roman einen Krimi zu machen, ergänzt um das Prädikat "literarisch". Denn James Sallis ruhiger Erzählton, der eine wundervoll melancholische Stimmung erzeugt, trägt dazu bei, dass dieser Roman ein literarischer Hochgenuss ist.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Leseempfehlung!</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">© Renie</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><a href="https://www.liebeskind.de/buecher/neuerscheinungen/item/sarah-jane" target="_blank">"Sarah Jane" von James Sallis (Liebeskind Verlag)</a></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><br /></div></span><br />Reniehttp://www.blogger.com/profile/15786600476693705914noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7467559682628044676.post-26999003469294980462021-10-12T16:55:00.000+02:002021-10-12T16:55:15.485+02:00Charles Lewinsky: Melnitz<div style="text-align: justify;"><span style="clear: left; float: left; font-family: verdana; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiOTMQPfy4nZxgRha57RaxsP8jEY0XOp6_0xv-bAsjEBSq2N5QR-nJL2EMY1HnnYLbF2BN0OlHUDLJeN_b-bukHjWKx33_lKwhtAEwOPDAJSC1gLvCglYT_70KjebgGw5qHS9reO004Ef0/s320/Melnitz+Kopie.jpg" /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Der Roman "Melnitz" ist über 900 Seiten starke Fabulierkunst, wie nur Charles Lewinsky sie beherrscht. Er erzählt darin die Geschichte der jüdisch-schweizerischen Familie Meijer über einen Zeitraum von fünf Generationen. Die Handlung beginnt im Jahre 1871 und endet 1945.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Die Familie kommt aus dem gutbürgerlichen Milieu. Familienoberhaupt Salomon, mit dem die Geschichte beginnt, ist Viehhändler. Mit den nächsten Generationen werden die Meijers ihren Lebensunterhalt im Einzelhandel verdienen. Sie haben Erfolg bei dem, was sie machen. Der Erfolg sorgt für Wohlstand, mal mehr, mal weniger bescheiden. Die nachfolgenden Generationen werden davon profitieren. Es wird Nachkommen geben, die das Vermächtnis ihrer Eltern fortführen, genauso wie es Nachkommen geben wird, die einen eigenen beruflichen Weg einschlagen werden.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Die Ehen in dieser Familie werden anfangs weniger aus Liebe, sondern eher aus Vernunft geschlossen. Erst über die Jahre wird es zu Verbindungen kommen, die aus Liebe entstanden sind.</span></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><img border="0" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhmnjzQUL27M7f_BMbalet2_dzcqK6UOMNyO21c3px74v6KSxOXa0OFNf3gC36arAiOCaoVbdQ8lnzqGD_yFhLzsmfafAejXTuQVqCfZ9hTB9V-cYLf1KPtlBABQxeVonh3j30IX177Nio/w203-h320/Pressebild_melnitzDiogenes-Verlag_300dpi.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="203" /></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: verdana; font-size: x-small;"><a href="https://www.diogenes.ch/leser/titel/charles-lewinsky/melnitz-9783257071535.html" target="_blank">Quelle: Diogenes</a></span></td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"><span style="clear: right; float: right; font-family: verdana; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em; text-align: right;"></span></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Bei den Meijers wird gemenschelt und gejüdelt. Denn die jüdische Familie lebt nach den Regeln des Talmud. Ob aus Frömmigkeit oder Tradition, der jüdische Glaube bestimmt das Leben der Meijers.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Charles Lewinsky lässt in diesem Roman Schweizer Geschichte stattfinden, denn er bettet die Handlung in einen historischen Rahmen. Erzählt wird die Geschichte des Judentums in der Schweiz, vom 19. Jahrhundert bis hin zum 2. Weltkrieg am Beispiel der Meijers. </span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Der Roman "Melnitz" ist ein großes Lesevergnügen, was nicht zuletzt an dem Sprachstil des Schweizer Autors liegt. Mit großer Fabulierlust und viel Ironie schildert Charles Lewinsky die großen und kleinen Probleme und Ereignisse aus dem Familienlebens der Meijers. Die Charaktere werden von ihm überspitzt dargestellt. Persönliche Macken und Eigenheiten werden dabei genüsslich ausgeschlachtet. er Autor lässt nur wenig Spielraum, um sich ein eigenes Bild von den Figuren zu schaffen. Dafür sind seine Beschreibungen viel zu akribisch, aber dafür gestochen scharf, so dass sie ein stimmiges Bild des jeweiligen Charakters ergeben.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Und dieser Roman ist unverkennbar jüdisch. Denn die Sprache ist von jiddischen Begriffen, Aussprüchen und Lebensweisheiten durchsetzt, die aber in einem mehrseitigen Glossar am Ende des Buches für den nicht-jiddisch sprachigen Leser übersetzt werden.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Namensgebende Figur dieses Romans ist übrigens ein Verwandter - Onkel Melnitz -, um wieviele Ecken er mit den Meijers verwandt ist, lässt sich schwer sagen. Doch irgendwie scheint er zur Mischpoche dazuzugehören. Und wie das häufig mit Verwandten ist, taucht der Onkel meistens dann auf, wenn man nicht mit ihm rechnet und sorgt für verstörende Unruhe. Doch wie jeder weiß, kann man sich Verwandtschaft bekanntlich nicht aussuchen.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Fazit:</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Über 900 Seiten jüdische Familiengeschichte und keine Seite zuviel. Der Geschichtenerzähler Lewinsky hat wieder Höchstform bewiesen und mich mit seinem Roman verzaubert. Meine Begeisterung für diesen Autor hält an.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><a href="https://www.diogenes.ch/leser/titel/charles-lewinsky/melnitz-9783257071535.html" target="_blank">"Melnitz" von Charles Lewinsky (Diogenes Verlag)</a></span></div>Reniehttp://www.blogger.com/profile/15786600476693705914noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7467559682628044676.post-33935889846408383962021-09-25T16:13:00.000+02:002021-09-25T16:13:05.938+02:00Jonathan Coe: Mr. Wilder und ich<div style="text-align: justify;"><span style="clear: left; float: left; font-family: verdana; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="269" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi33EvES6gvIq3XSuw5ZvjgCHH3-0SpiTLoupKKj4UN23j79nyWWFnavfyjN6yzznSTf0Ji-JU9GM1Nmaxz6L_aIh81m3lyAR9luQjkp44eUvpfdHnpre2AmiOkuiPnxChS6nx_PXYwYyM/w400-h269/Mr+Wilder+und+ich_Fotor.jpg" width="400" /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Billy Wilder, amerikanischer Regisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent, war bereits zu Lebzeiten eine Legende. Seine größten Erfolge konnte er in den 40er, 50er und 60er Jahren verzeichnen. Insgesamt drehte er über 60 Filme. „Sabrina“, „Das verflixte 7. Jahr“, „Zeugin der Anklage“, „Manche mögen’s heiß“, „Das Mädchen Irma la Douce“ waren einige davon.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Im Jahr 1978 erschien sein vorletzter Film "Fedora", bei dem Billy Wilder nicht nur Regie führte, sondern auch das Drehbuch schrieb. Viele sahen darin Parallelen zu Wilders eigenem Hollywood Dasein. "Fedora" erzählt die Geschichte über den Mythos einer verstorbenen Filmdiva und wurde von den Kritiker u. a. wie folgt beschrieben: </span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><i>„ein Abgesang auf Hollywood, auf das Kino alter Schule, auf Billy Wilders klassische Filme nicht zuletzt. […] Ein Alterswerk, das seinen Rang vornehmlich dadurch erreicht, dass es in Kauf nimmt, von allen missverstanden zu werden."</i></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Der Roman „Mr. Wilder und ich“ erzählt von der Entstehung dieses Films und ist gleichzeitig eine berührende und humorvolle Biografie über die Hollywood-Legende Billy Wilder, der zum Zeitpunkt der Dreharbeiten bereits Anfang 70 war. </span></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhGQZuZ4aIvV2tUka0f7kSDLPFMTHC3wan7cWGykFpNQzDHqA9NYXUj2kKmiTY1AaebRrWcAe7ST8Q1vCODN3cGxICkypO_hJHKfoAVDQYF8UgKluhERWY4k4pldPM-48B1CMqkqI52xW0/s320/https___www.folioverlag.com_media_f7_0c_ea_1619532331_MrWilder+und+Ich_Coe.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" /></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><a href="https://www.folioverlag.com/Mr.-Wilder-und-ich/9783852568331" target="_blank"><span style="font-family: verdana; font-size: x-small;">Quelle: Folio Verlag</span></a></td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"><span style="clear: right; float: right; font-family: verdana; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Die Geschichte von Billy Wilder wird dabei in einen weiteren Handlungsrahmen eingebettet. Denn erzählt wird sie Jahre später von einer fiktiven Figur - Callista, einer Komponistin für Filmmusik, Ehefrau und Mutter von 2 erwachsenen Töchter. Sie berichtet von ihren ersten Gehversuchen beim Film, an denen Billy Wilder maßgeblich beteiligt war. Callista ist in den 50er/60er Jahren in Athen aufgewachsen. Ihre griechischen Wurzeln und der Zufall haben ermöglicht, dass sie in den 70er Jahren in das Filmgeschäft gerutscht ist. Denn im Alter von 21 Jahren begegnet sie in Hollywood das erste Mal Billy Wilder, der ihr einen Job als griechische Übersetzerin für die geplanten Dreharbeiten von „Fedora“ am Drehort Lefkada, einer verschlafenen griechischen Insel, anbietet. Die Tochter eines Griechen und einer Engländerin, die zu diesem Zeitpunkt einen Trip durch Amerika macht, ergreift die Chance, und von da an wird sie die nächsten Jahre im Filmgeschäft in unterschiedlichen Funktionen arbeiten. Doch zunächst geht es um die Dreharbeiten zu „Fedora“. Mit ihrer unkomplizierten und bodenständigen Art sticht Callista aus der Menge der Filmleute, die an dieser Produktion beteiligt sind, heraus. Das merkt auch Billy Wilder sowie sein bester Freund und Co-Drehbuchautor Iz Diamond. Die beiden Männer suchen immer wieder die Gesellschaft von Cal, die herzerfrischend anders ist, als diejenigen Menschen, mit denen der Starregisseur beruflich zu tun hat: Schmeichler, Neider, Opportunisten und Sensationslüsterne. Cal erinnert sich Jahre später an diese Zeit und erzählt von den Begegnungen und Gesprächen mit den beiden Männern. Insbesondere durch die Sichtweise des besten Freundes Iz, lernt sie einen anderen Billy Wilder kennen, als denjenigen, der sich im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit präsentiert.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Billy Wilder, Sohn jüdischer Eltern, ist 1906 in Österreich geboren, hat später lange Jahre in Berlin gelebt und ist mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten nach Amerika emigriert, wo er als Drehbuchschreiber ins Filmgeschäft einstieg und kurz darauf in Hollywood Regie führte. Die Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus und die kritische Aufarbeitung der NS-Vergangenheit wurde ein Teil seines Lebens. Billy Wilder war also kein Regisseur. der sich auf leichte Filmkomödien reduzieren ließ. Er begegnete der Welt zwar mit Humor, was aber nicht über seine Ernsthaftigkeit hinwegtäuschen sollte. </span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><blockquote><i>"'... Das Leben ist hässlich. Wir alle wissen das. Du brauchst nicht ins Kino zu gehen, um zu erfahren, dass das Leben hässlich ist. Du gehst ins Kino, damit diese zwei Stunden dein Leben ein klein wenig heller machen, sei es durch Komik oder Lachen, oder einfach nur ... keine Ahnung, durch ein paar schöne Kleider und gutaussehende Schauspieler oder so - irgendein Lichtblick, der vorher nicht da war. Ein bisschen Freude, Heiterkeit ... .'"</i></blockquote></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Jonathan Coe hat mit diesem Roman einen Billy Wilder geschaffen, wie ich ihn mir gern vorstellen möchte: ein netter, älterer und humorvoller Herr, der menschliche Wärme ausstrahlt und mit Güte über die Fehler seiner Mitmenschen hinwegsieht. Ob Mr. Wilder tatsächlich so gewesen ist, ist für mich dabei zweitrangig. Ich will dem Autoren die Charakterisierung seines Protagonisten gerne abnehmen, zumal Jonathan Coe in seinen Anmerkungen und Quellenangaben am Ende des Romans nicht den Eindruck vermittelt, dass die Eigenschaften, die er seiner Figur zuschreibt, seiner Fantasie entsprungen sind. </span></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Der Protagonist Billy Wilder in Verbindung mit dem glamourösen Hollywood-Flair, das die Handlung begleitet, machen die Geschichte daher zu einem großen Vergnügen. Jonathan Coe hat mit "Mr. Wilder und ich" einen Roman geschaffen, der der humorvollen Leichtigkeit eines Films des berühmten Regisseur in nichts nachsteht.</span></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Leseempfehlung!</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">© Renie</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><a href="https://www.folioverlag.com/Mr.-Wilder-und-ich/9783852568331" target="_blank">"Mr. Wilder und ich" von Jonathan Coe, erschienen im Folio Verlag</a></span></div>Reniehttp://www.blogger.com/profile/15786600476693705914noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7467559682628044676.post-30809877326793913392021-09-12T13:49:00.000+02:002021-09-12T13:49:11.584+02:00Daniela Krien: Der Brand<div style="text-align: justify;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjYSBfeF3Y29fQs-KpSWOuQHSZjIEDSPxGn15lWDCq8EEU_NDrpWV1j6s6F8FyMZqLeIB0H1ozJUTBb1woJjCTR0jOcpTXzs9Q-MXmvb2YObSF8XqWDj02EUNZZ1saE86CQqFhvh2MLjZQ/s823/Der+Brand_Fotor.jpg" style="clear: left; float: left; font-family: verdana; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjYSBfeF3Y29fQs-KpSWOuQHSZjIEDSPxGn15lWDCq8EEU_NDrpWV1j6s6F8FyMZqLeIB0H1ozJUTBb1woJjCTR0jOcpTXzs9Q-MXmvb2YObSF8XqWDj02EUNZZ1saE86CQqFhvh2MLjZQ/s320/Der+Brand_Fotor.jpg" /></a></div><span style="font-family: verdana;"><div style="text-align: justify;">Gegensätze ziehen sich an. Diese Binsenweisheit bewahrheitet sich immer wieder, insbesondere bei Ehepaaren. In Daniela Kriens Roman "Der Brand" fühlten sich vor vielen Jahren Rahel und Peter zueinander hingezogen. Zunächst waren die Gegensätze noch nicht offensichtlich. Die Gemeinsamkeiten überwogen. Beide Akademiker, beide in der ehemaligen DDR aufgewachsen. Sie teilten die gleichen politischen Ansichten, liebten es, über Gott und die Gesellschaft zu diskutieren. Die Beiden haben geheiratet, zwei Kinder bekommen, sind mittlerweile Großeltern und stellen nun fest, dass über die Jahre Gegensätze zutage getreten sind, die das Eheleben verändert haben. Die Ehe von Rahel und Peter steht heute an einem Scheidepunkt. Doch die Beiden haben zulange miteinander gelebt, um die Ehe einfach abzuschreiben. Ein gemeinsamer Urlaub soll die Beziehung retten.</div><div style="text-align: justify;">Das Vorhaben wird zunächst durch einen dummen Zufall gefährdet. Ein Brand hat die idyllische Unterkunft in den Bergen, die prädestiniert war, um müde Ehen wieder lebendig zu machen, zerstört. Als Alternative wird das Haus von Freunden herhalten, das Rahel und Peter hüten sollen. In diesem Haus sagen sich Pferd und Katze sowie ein einbeiniger Storch Gute Nacht. Also ziehen Rahel und Peter hier ein und werden die nächsten drei Wochen mit dem Versuch verbringen, ihre Ehe wieder auf Vordermann zu bringen. </div><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhMt0GtUBsZFZPi2327ioCprMiozLo4MkHqcY7LqcUR6gUNtSYcizTfk8OwOMj5O9iHv4wli2ZJPlzseW_FxrUa8sq3hGCRoiBF4FDPPtCzaAHDlazbMf1Io2veNd-dvnPstu-hJ2A08dE/s1200/Pressebild_der-brandDiogenes-Verlag_72dpi.jpg" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhMt0GtUBsZFZPi2327ioCprMiozLo4MkHqcY7LqcUR6gUNtSYcizTfk8OwOMj5O9iHv4wli2ZJPlzseW_FxrUa8sq3hGCRoiBF4FDPPtCzaAHDlazbMf1Io2veNd-dvnPstu-hJ2A08dE/w202-h320/Pressebild_der-brandDiogenes-Verlag_72dpi.jpg" width="202" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><a href="https://www.diogenes.ch/leser/titel/daniela-krien/der-brand-9783257070484.htm" target="_blank"><span style="font-size: x-small;">Quelle: Diogenes</span></a></td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"><blockquote><i>"Hinter seinem Lächeln verbirgt sich etwas, und Rahel denkt, dass besonders in einer Ehe die Summe des Nichtgesagten die Summe des Gesagten bei weitem übertrifft."</i></blockquote></div><div style="text-align: justify;">Dieser Roman erzählt also die Geschichte eines Rettungsversuchs. Dabei legt die Autorin den Fokus auf die zu rettenden Personen.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Rahel, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird, ist Psychologin. Im Verlauf der Handlung wird man den Eindruck nicht los, dass sie den Beruf verfehlt hat. Wenn sie an ihre Patienten denkt, werden ihre Gedanken von überheblichen Schwingungen begleitet. Und sie, die aufgrund ihrer Ausbildung in der Lage sein sollte, das Seelenkostüm anderer Menschen zu analysieren, scheitert an sich und den eigenen Familienmitgliedern. Denn Rahel hat ein gestörtes Verhältnis zu Tochter Selma, die übrigens auf Stippvisite bei den Eltern vorbeikommt, zusammen mit deren Enkelkindern, und die sich in diesem Roman als sprunghafte Dramaqueen präsentiert, was ihre Psychologen-Mutter überfordert.</div><div style="text-align: justify;">Rahel hat Schwierigkeiten, sich mit den örtlichen Gegebenheiten zu arrangieren. Ihr fehlt die geordnete Struktur ihres Alltags zuhause, die kaum etwas dem Zufall überlässt.</div><div style="text-align: justify;">Wohingegen Peter die Einfachheit, die das Tagesgeschehen in diesem Haus der Freunde bestimmt, mehr und mehr genießt. Er scheint sich selbst genug zu sein, ruht in sich selbst. Er scheint Rahel nicht zu brauchen, aber Rahel braucht einen Partner an ihrer Seite.</div><div style="text-align: justify;"><blockquote><i>"Wegen des Virus begannen die Menschen, große Bögen umeinander zu machen. Sie sei eine dieser Personen, denen man ausweicht, während er zu jenen gehöre, die anderen den Vortritt ließen."</i></blockquote></div><div style="text-align: justify;">Trotz der Ernsthaftigkeit der Ehekrise und den gemeinsamen schweren Anstrengungen eines Rettungsversuchs der Eheleute, erzählt Daniela Krien diese Geschichte mit viel Humor. Denn man wird das Gefühl nicht los, dass sie sich bewusst vieler Klischees bedient, die man mit einem Akademiker-Ehepaar, das Anfang 50 ist, in Verbindung bringt. Hier wird guter Wein getrunken, gut gegessen, man ist mit den modernen technischen Errungenschaften überfordert und sehnt sich nach dem Urtümlichen. Das aber bitte politisch korrekt. Dieser Humor verleiht der ernsten Geschichte eine große Leichtigkeit, die ich mit großem Vergnügen gelesen habe. </div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Leseempfehlung!</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">© Renie</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><a href="https://www.blogger.com/#">"Der Brand" von Daniela Krien (Diogenes Verlag, ET Juli 2021)</a></div><div style="text-align: justify;"><br /></div></span>Reniehttp://www.blogger.com/profile/15786600476693705914noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7467559682628044676.post-7972833729015652152021-09-04T16:59:00.002+02:002021-09-04T17:41:44.964+02:00Barbara Frandino: Das hast du verdient<div style="text-align: justify;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj3JKWu3WlKCtRTauytfslQbWQRxYURw2pUNVCTNp5jdFV4fHVgNNmNJpN3BWs32jbYxCg1_4dAvq9YM2FjyTlXVsOVdfOJAmUd1EpFot3v47vJP7LDjP0EQDU5MYHrtnenlEbUO8pWeaQ/" style="clear: left; float: left; font-family: verdana; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img height="268" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj3JKWu3WlKCtRTauytfslQbWQRxYURw2pUNVCTNp5jdFV4fHVgNNmNJpN3BWs32jbYxCg1_4dAvq9YM2FjyTlXVsOVdfOJAmUd1EpFot3v47vJP7LDjP0EQDU5MYHrtnenlEbUO8pWeaQ/w400-h268/Design+ohne+Titel-30_Fotor.jpg" width="400" /></a></div><span style="font-family: verdana;"><div style="text-align: justify;">Ein eisernes Gesetz, das die meisten Kinder kennen, lautet: "Versprochen ist versprochen und wird nicht gebrochen". Als Erwachsener geht man jedoch großzügiger mit dieser Regel um, was Scheidungsraten beweisen. </div><div style="text-align: justify;">Der Roman „Das hast du verdient“ der italienischen Autorin Barbara Frandino beschreibt den Versuch zweier Eheleute, das Versprechen, das sie sich einst gegeben haben, krampfhaft einzuhalten.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div> <div style="text-align: justify;">Früher haben sie sich geliebt: Claudia und Antonio, er – ein bekannter Fernsehstar, sie – eine Ghostwriterin, die gewohnt ist, im Schatten zu stehen. Die Ehe ist kinderlos geblieben. Lange Jahre sind sie glücklich gewesen. Doch aus Verliebtheit wurde Gewohnheit, an der man aus Feigheit vor einer endgültigen Entscheidung festhält. Das Bewusstsein der eigenen Feigheit macht wütend. Und die Wut richtet sich gegen den Menschen, den man lieben sollte.</div><div style="text-align: justify;"><blockquote><i>"Mir ist, als würde jedes Lob im Grunde eine Lüge oder Falle sein, also tue ich so, als ob ich es nicht gehört hätte, während die Beleidigungen, auch die geflüsterten, laut wie Schreie sind. Ich höre tagelang ihr Echo." </i></blockquote></div><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjnX7yGm8BoPeQ00ZOX1unQlotDa418nGms9vTwjxcMLTdAyDb_snoqbvyAlycseQuDmbL9GFi-cJfLPAA_2C1MXIlpMf9YCB3mUe2rsxpwoHQUogXPn7XOkLGgBeajohsvNhEMmEBVFK4/" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjnX7yGm8BoPeQ00ZOX1unQlotDa418nGms9vTwjxcMLTdAyDb_snoqbvyAlycseQuDmbL9GFi-cJfLPAA_2C1MXIlpMf9YCB3mUe2rsxpwoHQUogXPn7XOkLGgBeajohsvNhEMmEBVFK4/w206-h320/https___www.folioverlag.com_media_36_ef_61_1619532330_Das+hast+du+verdient_Frandino.jpg" width="206" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><a href="https://www.folioverlag.com/Das-hast-du-verdient/978-3-85256-834-8" target="_blank"><span style="font-size: x-small;">Quelle: Folio Verlag</span></a></td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;">Die Trennungsgeschichte der beiden Eheleute wird aus der Perspektive von Claudia erzählt. Sie berichtet von den Kränkungen, die sie durch Antonio erfahren muss. Als Mensch mit wenig Selbstbewusstsein sucht sie die Gründe für diese Kränkungen zunächst bei sich. Mit der Zeit gewinnt sie jedoch in dem Konflikt mit ihrem Ehemann an Stärke, aber leider auch an Verbitterung, die sich in Gegenangriffen äußert. Das Zusammenleben der beiden wird zum Kriegsschauplatz. Anfangs ergreift man Partei für die zarte Ehefrau, die unter ihrem Mann zu leiden hat. </div><div style="text-align: justify;">Trotz des Blickwinkels der Ehefrau gelingt es aber der Autorin, den Leser im weiteren Verlauf der Geschichte zum Unparteiischen zu machen. Diese Entwicklung hat mir ausgesprochen gut gefallen, da sie der Realität entspricht. Denn zu einer Trennung gehören immer zwei.</div><div style="text-align: justify;"><blockquote><i>"So vergeht die Zeit, in Form kleiner Verluste. Wir gewöhnen uns an die Abwesenheit, machen immer wieder kleine Anpassungen. Bis wir feststellen, dass wir mehr dem ähneln, was fehlt, als dem, was geblieben ist."</i></blockquote></div><div style="text-align: justify;">Der Roman „Das hast du verdient“ ist zwar eine Geschichte, die aus dem Leben gegriffen ist, denn leider sind Ehetrennungen mittlerweile zur Normalität geworden, doch gleichzeitig ist diese Geschichte erschütternd, denn sie verdeutlicht, wie schmal der Grat zwischen Liebe und Ablehnung gegenüber demjenigen Menschen sein kann, dem man einst ewige Treue und ein Zusammensein bis zum Tod versprochen hat. Dieser Roman ist dabei nicht reißerisch und weit entfernt von Trennungsgeschichten wie "Der Rosenkrieg" (Autor: Warren Adler), der durch seine Verfilmung im Jahr 1989, mit Michael Douglas und Katherine Turner in den Hauptrollen, bekannt wurde, und in dem eine Ehe in Zerstörung, Mord und Totschlag endet. </div><div style="text-align: justify;">Barbara Frandino wählt in ihrem Roman den subtilen Weg und kommt mit leisen Tönen daher, was diesem Roman Glaubhaftigkeit und Intensität verleiht.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Leseempfehlung!</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">© Renie</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><a href="https://www.folioverlag.com/Das-hast-du-verdient/978-3-85256-834-8" target="_blank">"Das hast du verdient" von Barbara Frandino (Folio Verlag)</a></div></span>Reniehttp://www.blogger.com/profile/15786600476693705914noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7467559682628044676.post-1664117683172814802021-08-28T17:11:00.000+02:002021-08-28T17:11:13.414+02:00Katharina Kramer: Die Sprache des Lichts<div style="text-align: justify;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiK5IzJBwfWlapLkwystXEZD6-u0ZY6d0SnVNvaGmQaawshBt_3kQiDvfiRkuo4heVRsnFwPxFJg_nHSeTjk-PliDKMK5HF4O4Bby1NRcggqFSq_LVhDc8PmQ3JXGpvE57_oqaFP7Mwr4U/s1080/Die+Sprache+des+Lichts.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="608" data-original-width="1080" height="225" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiK5IzJBwfWlapLkwystXEZD6-u0ZY6d0SnVNvaGmQaawshBt_3kQiDvfiRkuo4heVRsnFwPxFJg_nHSeTjk-PliDKMK5HF4O4Bby1NRcggqFSq_LVhDc8PmQ3JXGpvE57_oqaFP7Mwr4U/w400-h225/Die+Sprache+des+Lichts.jpg" width="400" /></a></div><span style="font-family: verdana;"><i>Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. (1.Mose 1,1-2,4)</i></span></div><span style="font-family: verdana;"><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Diese Sätze der biblischen Schöpfungsgeschichte sind den meisten Menschen bekannt. Nur die wenigsten sehen jedoch die linguistische Bedeutung, die in diesen Worten steckt: Gott spricht, und einmal ausgesprochen, ist das, was er gesagt hat, existent. Gottes Sprache eröffnet also ungeahnte Möglichkeiten. Allein schon die Konsequenz des Satzes "Es werde Gold." bietet einen ungeheuren Anreiz, die Sprache der Schöpfung zu erlernen - vorausgesetzt, dass sich in Erfahrung bringen lässt, aus welchem Vokabular und Regelwerk diese göttliche Sprache besteht. </div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">In Katharina Kramers historischem Roman "Die Sprache des Lichts" geht es um die Suche nach dem Buch Soyga, das die Sprache der Schöpfung in codierter Form enthalten soll. Dabei führt uns die Handlung zum Ende des 16. Jahrhunderts. Die unterschiedlichsten Protagonisten durchqueren dabei Europa, angefangen in den französischen Pyrenäen und dem Osten Deutschlands. Die Protagonisten haben unterschiedliche Nationalitäten und kommen aus den unterschiedlichsten Berufen, allen voran:</div><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjrDQg-hmbLH8B7MshA5LAwH3VwW_EYtmy-eOVIckCNEvtj-4kAjGIVSq8_8WX7Z6cnu6Uy3UPHXT3UjETkBy9cLZgUxjsV0HaZCC9KD4H-RIom7JCgLpt4uNnmjd-6HcCtC4eVfo29GpE/s491/9783426282410.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="491" data-original-width="320" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjrDQg-hmbLH8B7MshA5LAwH3VwW_EYtmy-eOVIckCNEvtj-4kAjGIVSq8_8WX7Z6cnu6Uy3UPHXT3UjETkBy9cLZgUxjsV0HaZCC9KD4H-RIom7JCgLpt4uNnmjd-6HcCtC4eVfo29GpE/s320/9783426282410.jpg" width="209" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><a href="https://www.droemer-knaur.de/buch/katharina-kramer-die-sprache-des-lichts-9783426282410" target="_blank"><span style="font-size: x-small;">Quelle: Droemer Knaur</span></a></td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;">die französische Spionin und Übersetzerin Margarète Labé, </div><div style="text-align: justify;">der deutsche Jacob Greve, Lehrer, Kryptologe und Sprachgenie</div><div style="text-align: justify;">der englische Edward Kelley, Alchemist und Betrüger</div><div style="text-align: justify;">der englische John Dee, Wissenschaftler</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Das Interessante an den Protagonisten dieses Romans ist die Zusammensetzung aus fiktiven und non-fiktiven Figuren. Einige der fiktiven Charaktere sind historischen Personen entlehnt. So sind die Engländer Kelley und Dee reale Figuren; die Figur der Spionin Margarète vereint in sich eine Übersetzerin der damaligen Zeit (Margaret Tyler) sowie eine Lyrikerin (Louise Labé); Jacob Greve hingegen ist eine rein fiktive Figur. </div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Die Protagonisten agieren zunächst in eigenen Handlungssträngen losgelöst voneinander, erst nach und nach verbinden sich diese Handlungsstränge.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">"Die Sprache des Lichts" ist nicht nur ein Roman, der sich mit der Suche nach der göttlichen Sprache befasst. Die Jagd nach dieser einzigartigen und legendären Sprache findet vor dem Hintergrund der Religionskriege der damaligen Zeit zwischen Katholizismus und Protestantismus statt. Im Hintergrund agierten die Geheimdienste der beteiligten Nationen. Die Kommunikationsmöglichkeiten dieser Geheimdienste waren sehr reduziert, so dass die Kryptologie eine sehr große Rolle spielte. </div><div style="text-align: justify;"><blockquote><i>"Das Buch war handgeschrieben. Auf den ersten Seiten gab es viele astrologische Zeichnungen, manche prachtvoll, in glitzernden roten, grünen und blauen Farben. Dann folgten Beschwörungsformeln und Listen von Engeln, Luft-, Erd-, Feuer- und Wassergeistern. Über, neben oder unter den Formeln und Listen standen zahlreiche Wörter, die, wie in vielen magischen Büchern, rückwärts zu lesen waren: </i>Supal<i> stand für </i>Lapus<i>, der Stein; </i>Retap retson <i>für </i>Pater noster.<i>"</i></blockquote></div><div style="text-align: justify;">In diesem Roman geht es also um Sprache und ihren Facettenreichtum, den Katharina Kramer sehr kurzweilig demonstriert. </div><div style="text-align: justify;">Was mir neben der interessanten Thematik dieses Romans ausgesprochen gut gefallen hat, sind die Erklärungen der Autorin zu den geschichtlichen Hintergründen ihrer Geschichte. So finden sich am Ende des Buches zu den meisten der Kapitel Erläuterungen zu der Handlung oder zu einzelnen Figuren. </div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Mein Fazit:</div><div style="text-align: justify;">Ein kurzweiliger und hochinteressanter historischer Roman, der durch seine lebhafte Handlung besticht sowie durch die Mischung aus fiktiven und non-fiktiven Charakteren. Der Facettenreichtum von Sprache wird in einen historischen Kontext gebunden und macht aus diesem Roman einen spannenden und lehrreichen Geschichtsunterricht.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">© Renie</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><a href="https://www.droemer-knaur.de/buch/katharina-kramer-die-sprache-des-lichts-9783426282410" target="_blank">"Die Sprache des Lichts" von Katharina Kramer (Droemer, ET April 2021)</a></div><div style="text-align: justify;"><br /></div></span>Reniehttp://www.blogger.com/profile/15786600476693705914noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7467559682628044676.post-65757088942454955702021-08-22T17:22:00.000+02:002021-08-22T17:22:35.908+02:00Kate Grenville: Ein Raum aus Blättern<div style="text-align: justify;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjWUkb2epQMrUXVqzpyU6WcWBp3se0YZSUrkNEX4q9pgd80JqmbydHIU_PfHQI6x_PPOov-14We2c0PJUsyeLO-RFae5XQWXrTW8s5epQMOgNjYdYA-avpZcTIaboYY6A-gsJDpSTVSnBo/" style="clear: left; display: inline !important; float: left; font-family: verdana; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjWUkb2epQMrUXVqzpyU6WcWBp3se0YZSUrkNEX4q9pgd80JqmbydHIU_PfHQI6x_PPOov-14We2c0PJUsyeLO-RFae5XQWXrTW8s5epQMOgNjYdYA-avpZcTIaboYY6A-gsJDpSTVSnBo/w400-h225/Ein+Raum+aus+Bl%25C3%25A4ttern.jpg" /></a></div><span style="font-family: verdana;"><div style="text-align: justify;">Mr. und Mrs. John Macarthur wanderten 1788 von England nach Australien aus. John war ein britischer Offizier, der dem Ruf der Krone folgte und seinen Dienst in der frisch errichteten Strafkolonie New South Wales antrat. Über die Jahre machte John Karriere als Soldat, Politiker und Unternehmer. Er gilt heute in Australien als Begründer der Schafzucht. </div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Von Mrs. John Macarthur, die ihren John als Elizabeth Veale kennenlernte, ist nicht viel bekannt. Was für eine Frau Elizabeth war oder hätte gewesen sein können, erzählt der Roman "Ein Raum aus Blättern" der australischen Autorin Kate Grenville.</div><div style="text-align: justify;">Dabei lässt sie Elizabeth ihre eigene Geschichte erzählen. Mit Anfang 80 blickt diese auf ihr Leben zurück: einer Kindheit in Südengland, die Heirat mit John als sie 21 war, die 6 Monate dauernde Seereise nach Australien und ihre Anfänge auf dem, zur damaligen Zeit noch unerschlossenen Kontinent.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Frau sein in Großbritannien zur Zeit von Jane Austen war alles andere als romantisch. Keine Gleichberechtigung, keine politische Mitbestimmung, kein Recht auf Bildung, auf Arbeit oder eigenen Besitz. Stattdessen war Frau jedoch der Besitz des eigenen Ehemannes. Und ein Ehemann musste her, denn ohne diesen konnte Frau kaum überleben. Häufig musste Frau den Mann nehmen, der zu kriegen war. Und das war nicht immer ein Glücksgriff.</div><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhjdOo67e2j1vjCtv6HNtB-YTNqfWxHk4fafC8Wl1yoBQAzxf58OgM9MIVKDwMhMPgK1aNmhW81DaQ_YGIIHny196sqE8QBW3_8ZR2hdJ2PlCIDKxHsGzqKKp-JV-sD8LeqoATsBgez9Wk/" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhjdOo67e2j1vjCtv6HNtB-YTNqfWxHk4fafC8Wl1yoBQAzxf58OgM9MIVKDwMhMPgK1aNmhW81DaQ_YGIIHny196sqE8QBW3_8ZR2hdJ2PlCIDKxHsGzqKKp-JV-sD8LeqoATsBgez9Wk/w212-h320/Grenville_Ein-Raum-aus-Blaettern.jpg" width="212" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><a href="https://nagel-kimche.ch/buecher/einraumausblaettern" target="_blank"><span style="font-size: x-small;">Quelle: Nagel und Kimche</span></a></td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"><blockquote><i>"Überrascht war ich über das Ausmaß meines Zorns. Zorn auf Mr. Macarthur natürlich, aber auch auf die grausame Maschinerie aus generationenalten Gesetzen, Glaubenslehren und Gepflogenheiten, die eine Frau der Möglichkeiten raubte, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen."</i></blockquote></div><div style="text-align: justify;">Pech hatte auch Elizabeth, die ihren John, der sich in dieser Geschichte als skrupelloses und selbstherrliches Ekelpaket erweist, sicherlich nicht aus Liebe geheiratet hat, sich von ihm nach Australien verfrachten lassen musste und verpflichtet war, für Johns Wohlergehen zu sorgen - in jeder Hinsicht. Als Gattin eines britischen Offiziers sorgte sie dafür, dass das gepflegte gesellschaftliche Leben Fortbestand hatte - was merkwürdig erschien, denn der Versorgungsnachschub aus der britischen Heimat war mehr als dürftig und ein 5-o'clock-Tea inmitten der Wildnis erschien eher deplatziert. Da jedoch von einer Mrs. John Macarthur die Einhaltung der englischen Etikette erwartet wurde, hat sie diesen Anspruch auch erfüllt. Sie hatte ja sonst nichts zu tun, anfangs zumindest. Später widmete sie sich der Schafzucht, die eigentlich die Aufgabe ihres Mannes gewesen wäre. Aber das musste in der Öffentlichkeit ja keiner wissen.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Kate Grenvilles Geschichte über Elizabeth Macarthur ist unglaublich spannend und ereignisreich. Als Leser wird man vom Schicksal dieser Frau vereinnahmt. Rückblickend war es für sie sicherlich kein schlechtes Leben, denn mit den Jahren gelang es ihr, sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren und das Beste für sich herauszuholen. Dennoch sind die Bedingungen, unter denen sie ihr Leben geführt hat, unvorstellbar. Das Festhalten an gesellschaftlichen Traditionen und Etikette mutete fast schon absurd an. Das Leben an der Seite eines skrupellosen Soziopathen schien aussichtslos.</div><div style="text-align: justify;">Wie wohltuend ist da die Entwicklung des Charakters Elizabeth, die lernt, mit den Befindlichkeiten ihres Mannes umzugehen. Genauso wie sie lernt, das Land zu lieben, dem sie anfangs mit soviel Widerwillen und Ablehnung begegnet ist. Australien wird ihre Heimat.</div><div style="text-align: justify;"><blockquote><i>"Ich will mich in diesem Bericht nicht besser machen, als ich es war. Ich musste mich mit diesem Ehemann abfinden und war feige genug, die Früchte seiner Schurkerei zu genießen."</i></blockquote></div><div style="text-align: justify;">Ich möchte gern glauben, dass die Geschichte der Elizabeth Macarthur tatsächlich so passiert ist. </div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Doch genau das ist der springende Punkt in diesem Buch. Man glaubt, was man glauben will bzw. das, was Elizabeth, als Erzählerin dieser Geschichte, den Leser glauben machen will. In diesem Fall hat Kate Grenville mit "Ein Raum aus Blättern" einen "spielerischen Tanz der Möglichkeiten zwischen dem Realen und Erfundenen" aufgeführt. Mit Hilfe von Informationen, die sie den Biografien über die Macarthurs sowie Schriftstücken von damaligen Zeitzeugen entnommen hat, schreibt sie eine eigene Geschichte über Elizabeth, die so lebensecht wirkt, dass der Leser darin die Biografie einer heroischen Frau sehen will, die sich gegen die "Knechtschaft" ihres Mannes so gut es ging zur Wehr setzte und ihren eigenen Weg gegangen ist. Der Leser glaubt, was er glauben will, ungeachtet der Möglichkeit, dass Elizabeth in Wirklichkeit ein anderer Mensch hätte sein können.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Mein Fazit:</div><div style="text-align: justify;">Ein außergewöhnlicher Roman, der mit dem Leser spielt. Das, was sich Kate Grenville vorgenommen hat, nämlich einen Roman zu schreiben, der die "Macht der Geschichte" demonstriert, hat sie großartig umgesetzt. Ich bin ihr auf den Leim gegangen, habe die Protagonistin zunächst gesehen, wie ich sie sehen sollte bzw. wollte. Der Ausspruch von Elizabeth Macarthur, der den Roman eröffnet und in einer Anmerkung der Autorin beendet</div><div style="text-align: justify;"><blockquote><i>"Glaubt nicht zu geschwind!"</i></blockquote></div><div style="text-align: justify;">sagt alles aus.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Leseempfehlung!</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">© Renie</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><a href="https://nagel-kimche.ch/buecher/einraumausblaettern" target="_blank">"Ein Raum aus Blättern" von Kate Grenville (Nagel und Kimche, ET Juli 2021)</a></div></span>Reniehttp://www.blogger.com/profile/15786600476693705914noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7467559682628044676.post-6813627472345860522021-08-17T17:13:00.000+02:002021-08-17T17:13:23.961+02:00Donal Ryan: Die Stille des Meeres<p></p><div style="text-align: justify;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhxwtPLWkDmLjJljMI4RLAw3H_e4KmEeXq9B68QcTwTQqUSFk-7oHV3DvlkhFhqLc68kVmqbk3MYEMLRQZLCPkUrIsNbmPubkbt8mfiWtj6guX06JRSsuk-voIjJHku2mmAT2ujvEp79j8/" style="clear: left; display: inline !important; float: left; font-family: verdana; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img height="225" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhxwtPLWkDmLjJljMI4RLAw3H_e4KmEeXq9B68QcTwTQqUSFk-7oHV3DvlkhFhqLc68kVmqbk3MYEMLRQZLCPkUrIsNbmPubkbt8mfiWtj6guX06JRSsuk-voIjJHku2mmAT2ujvEp79j8/w400-h225/Die+Stille+des+Meeres.jpg" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Der irische Autor Donal Ryan erzählt in seinem Roman "Die Stille des Meeres" die Geschichten von drei Menschen, die auf den ersten, zweiten und auch dritten Blick keinerlei Verbindung zueinander haben. </span></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Das Buch besteht aus 4 Abschnitten, wovon jeder die Geschichte eines dieser Protagonisten behandelt. Diese Abschnitte können losgelöst voneinander gelesen werden, was dieses Buch scheinbar zu einem Episodenroman macht.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Zunächst erzählt Donal Ryan die Geschichte eines syrischen Arztes und dessen Familie sowie des Dramas, das diesen Menschen während der Flucht aus ihrer Heimat nach Europa widerfährt.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Im nächsten Abschnitt geht es um einen jungen Iren, Anfang 20, der noch nicht viel in seinem Leben erreicht hat. Er jobbt in einem Pflegeheim für Senioren, lebt noch zuhause, zusammen mit seiner Mutter und dem Großvater. Er träumt von einer besseren Zukunft. Doch leider fehlt ihm der Antrieb, seinem bisherigen Leben eine Wendung zu geben.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Im dritten Abschnitt beichtet ein irischer Krimineller seine Lebensgeschichte.</span></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><img height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgXCsTisyeVlM7PxZLwRVSccHaZJ_dKJQH-i2oeujER7AOKqcwi8FIb4oUPiy30B1WZvKWFhLpaoAXcP47hpK3w3VbLa1SlyshJZyBdaDWJuHHq0fbPqhKvQ1YZ55RQCXPqHBRJXVmPWvg/w202-h320/Pressebild_die-stille-des-meeresDiogenes-Verlag_72dpi.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="202" /></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><a href="https://www.diogenes.ch/leser/titel/donal-ryan/die-stille-des-meeres-9783257071160.html" target="_blank"><span style="font-family: verdana;">Quelle: Diogenes</span></a></td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"><span style="clear: right; float: right; font-family: verdana; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Jede dieser Geschichten ist für sich genommen einzigartig und lässt keine Verbindung zwischen den einzelnen Charakteren erahnen. Doch mit dem 4. und letzten Abschnitt dieses Romans sorgt Donal Ryan für Auflösung und demonstriert dabei seine schriftstellerische Kunstfertigkeit. </span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Die Verbindungen zwischen den einzelnen Figuren wirken sehr konstruiert. Doch gerade das hat mir gefallen. Denn der Autor hat Zusammenhänge hergestellt, auf die ich niemals gekommen wäre, weil mir einfach die Fantasie fehlt, die Donal Ryan mit seiner konstruierten, aber bemerkenswerten Auflösung beweist. Jeder der Figuren in diesem Roman - sowohl Protagonisten als auch Nebendarsteller - bekommen in diesem Roman ihren Platz zugewiesen und machen ihn somit zu einem großen Ganzen.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Diese Kunstfertigkeit des irischen Autors hat mich beeindruckt. </span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Womit er mich allerdings abgehängt hat, ist das Verständnis für Motiv und Botschaft dieses Romans. Ich kann nur rätseln, was der Autor dem Leser mit auf den Weg geben möchte, sehe schlimmstenfalls Ansätze, die diesen Roman in die Richtung derjenigen Bücher rücken, die den Leser mit Coelho-tisch sinnhaften Lebensweisheiten versorgen. </span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Doch weg mit diesen abschätzigen Gedanken, denn in diesem Fall kümmert mich die Botschaft des Buches nicht die Bohne! Ich muss lügen, wenn ich behaupte, dass ich diesen Roman nicht genossen habe. Tatsächlich haben mich die fantasievolle und unvorhersehbare Konstruktion dieses Buches dermaßen verblüfft, dass für mich Botschaft und Motivation des Autors am Ende </span><span style="font-family: verdana;">völlig nebensächlich sind. </span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Schreiben kann er, der Mr. Ryan! Bisher konnte er mich immer wieder mit seinen Büchern überraschen und begeistern - allen voran "Die Lieben der Melody Shee". Sein aktueller Roman "Die Stille des Meeres" ist für mich eine weitere Überraschung.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Leseempfehlung!</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">© Renie</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><a href="https://www.blogger.com/#"><span style="font-family: verdana;">"Die Stille des Meeres" von Donal Ryan (Diogenes, ET Mai 2021)</span></a></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><br /></div>Reniehttp://www.blogger.com/profile/15786600476693705914noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7467559682628044676.post-34762395067578175732021-08-12T17:56:00.002+02:002021-08-12T17:56:19.915+02:00Annalena McAfee: Blütenschatten<p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjpYY1Vr55XoPxXVLpaW1k2F6BXwwVuO6bmemJ_4_EdnIxS4o4VYxqAqn3zig3wcIunXrJh1iJO97nae6xyoKDQuTehteGvFsV-orwNh2SadswdYI5KARbxPnU0OhOjlf3JjdrewlY_X4M/" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em; text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><img alt="" data-original-height="608" data-original-width="1080" height="225" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjpYY1Vr55XoPxXVLpaW1k2F6BXwwVuO6bmemJ_4_EdnIxS4o4VYxqAqn3zig3wcIunXrJh1iJO97nae6xyoKDQuTehteGvFsV-orwNh2SadswdYI5KARbxPnU0OhOjlf3JjdrewlY_X4M/w400-h225/Bl%25C3%25BCtenschatten.jpg" width="400" /></span></a></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><blockquote><i>"'Eve Laing verleiht uns durch ihre akribische Beobachtung und unübertroffene Kompetenz die Gabe des Sehens, so dass wir die Welt betrachten, als wäre es das erste Mal. Ihre botanischen Reflexionen umfassen das gesamte Spektrum der Sinne, sie sind ein herrlicher, farbenprächtiger Tribut an die Natur in ihrer ganzen komplexen, unendlichen Vielfalt. Das ist nicht Kunst, die das Leben kopiert, sondern das Leben selbst.'"</i></blockquote></span></div><p></p><p style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Eve Laing macht Kunst, die zu schön ist, um wahr zu sein. Die fiktive Künstlerin ist die Protagonistin des Romans "Blütenschatten" von Annalena Mcafee.</span></p><p style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Und wie ein Schatten streift Eve in diesem Roman durch London und verliert sich dabei in Erinnerungen an die letzten Monate, als zunächst ihr Leben noch in Ordnung schien: Erfolgreiche Künstlerin, Anfang 60, die sich in der Malerei und künstlerischen Installation von Blumen verwirklicht, langjährige Ehefrau eines weltweit erfolgreichen Architekten, Mutter einer Tochter. Mittlerweile ist sie sogar Großmutter eines Enkels. </span></p><p style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Jeder andere würde meinen, dass das Leben es bisher gut mit ihr gemeint hat. Doch Eve ist nicht jeder Andere. Sie, die als Künstlerin sehr erfolgreich ist, hat im privaten Bereich weniger Erfolg. Als Mutter hat sie versagt, als Ehefrau hat sie lediglich eine Rolle gespielt. Ihre langjährige Ehe mit Kristof ist zu einer Beziehung aus Gewohnheit geworden. Die Eheleute haben sich mit ihrem langweiligen Miteinander arrangiert. Jeder führt sein eigenes Leben, ohne sich für den anderen zu interessieren. Berührungspunkte bilden nur der gemeinsame Haushalt sowie gesellschaftliche Verpflichtungen. Eve fühlt sich als Frau nicht mehr von ihrem Mann beachtet. Sie stürzt sich in die Arbeit. Das Werk, an dem sie gerade arbeitet, soll die Krone ihres bisherigen Schaffens werden. Als bekannte Künstlerin kann sie sich auf die helfenden Hände vieler fleißiger Mitarbeiter verlassen. Einer davon ist Luka, nur halb so alt wie sie, der ihr aber diejenige Beachtung schenkt, die der Ehemann ihr verwehrt. Und Eve macht den entscheidenden Schritt, der ihrem bisherigen Leben eine Wende geben wird. </span></p><p></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><img alt="" data-original-height="2048" data-original-width="1297" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjhj1n1v1TLRci29itu7XdrWefuclR1L0b8dkXO_c_FEzAVJdx6ywBEPeEhsoJEZIuh7vXivatdvk-0nL4_X9I8ur6ZZnbn1XwixKecP8ROS5PDbmQprMxLGjzCdGjfZ8LsgZfBJPzysTw/" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="152" /></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><a href="https://www.diogenes.ch/leser/titel/annalena-mcafee/bluetenschatten-9783257071139.html" target="_blank"><span style="font-family: verdana; font-size: x-small;">Quelle: Diogenes</span></a></td></tr></tbody></table><i style="font-family: verdana; text-align: justify;">"Sie wollte eine Spur hinterlassen und künftigen Generationen ein Gefühl für die zunehmend zerbrechliche Welt von heute vermitteln. Falls es überhaupt zukünftige Generationen geben sollte. Ihre Befürchtung, die Befürchtung aller Künstler ist, dass sie ungeachtet der Anstrengungen, die sie für ihre Mission und die monumentale Natur ihrer Werke aufwenden, niemanden interessieren."</i><p style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">In diesem Roman dreht sich alles um Eve. Meiner bisherigen Beschreibung nach zu urteilen, könnte man in Eve eine Protagonistin sehen, die den Mut hat, ihr Leben zu ändern und somit zu neuem Selbstbewusstsein kommt. Dem ist jedoch nicht so. Denn Eve ist eine Anti-Heldin. Sie liebt nur einen Menschen, und das ist sie selbst. Sie hat sich schon immer selbst in den Mittelpunkt gestellt und geht über Leichen, um sich diesen Platz zu bewahren. Das haben auch Mitstreiterinnen aus Eves jungen Jahren und künstlerischen Anfängen zu spüren bekommen. Sie besitzt keinerlei Einfühlungsvermögen für die Empfindungen anderer Menschen. Schlimmer noch, sie blickt voller Verachtung auf ihre Mitmenschen. Gerade diejenigen, die erfolgreicher sein könnten als sie, können vor Eve nicht bestehen. Die Künstlerin lebt Neid und Missgunst in seiner intensivsten Form. </span></p><p style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Durch ihr mangelndes Einfühlungsvermögen, fehlt ihr auch Menschenkenntnis, so dass sie in anderen Menschen nur das sieht, was sie sehen möchte und sich somit ihre eigene Wirklichkeit schafft, dessen ewiges Zentrum sie und ihre Kunst sind.</span></p><p style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"></span></p><blockquote><span style="font-family: verdana;"><i>"Eve hatte schon immer Mühe gehabt, Menschen zu durchschauen, und deshalb überraschte die Kluft zwischen geäußerter Absicht und tatsächlichem Handeln sie unablässig aufs Neue."</i></span></blockquote><p></p><p style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Blütenschatten ist ein Buch, in dem sich alles um Kunst, und zeitgenössischer Kunst im Besonderen, dreht. Die Sprache dieses Romans ist von Bezügen zu Künstlern und ihren Werken durchzogen, genauso wie der Schaffensprozess von Eves letztem großen Kunstwerk im Detail beschrieben wird. Man blickt der Künstlerin dabei förmlich über die Schulter und verliert sich in der schwelgerischen Farbenpracht, die die Autorin Annalena McAfee beschreibt. Gleichzeitig nimmt sich die Autorin den Kunstbetrieb vor. Mit einem bissigen Humor macht sie sich über die Dekadenz und Abgehobenheit der Szene lustig. Das macht Spaß und man wundert sich, woher die Autorin ihre Kenntnisse hat. </span></p><p style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Fazit:</span></p><p style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Anfangs hatte ich Schwierigkeiten, in diesen Roman hineinzukommen. Diese schwellgerische und künstlerisch eingefärbte Sprache hat mich zunächst überfordert. Doch im Verlauf des Romans habe ich diese Detailliebe als stimmig zu diesem Künstlerroman wahrgenommen. Im Verlauf der Handlung entwickelt dieser Roman eine große Dynamik, was nicht zuletzt daran liegt, dass Eves Realität nach und nach in sich zusammenstürzt. Zurück bleibt nur Chaos und ein hochdramatisches Ende.</span></p><p style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Leseempfehlung!</span></p><p style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></p><p style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">©Renie</span></p><p style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></p><p style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><a href="https://www.diogenes.ch/leser/titel/annalena-mcafee/bluetenschatten-9783257071139.html" target="_blank">"Blütenschatten" von Annalena McAfee (Diogenes Verlag, ET April 2021)</a></span></p><p></p>Reniehttp://www.blogger.com/profile/15786600476693705914noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7467559682628044676.post-10585009576474421142021-07-24T11:04:00.000+02:002021-07-24T11:04:56.703+02:00Joachim Zelter: Die Verabschiebung<div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjVPUyZdPrVpV1SXvsOFwN-xjx82Q-epeC2eoIuGxfznS1VXzvBaOguUf5BusFfD-U07LbUOCEDzrTimgsGD7lyc1dES-D_3xlV88JIwyBAsumlSw6bwISalxcYz2vr08eqMwpJiGDdNRw/" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img alt="" data-original-height="608" data-original-width="1080" height="180" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjVPUyZdPrVpV1SXvsOFwN-xjx82Q-epeC2eoIuGxfznS1VXzvBaOguUf5BusFfD-U07LbUOCEDzrTimgsGD7lyc1dES-D_3xlV88JIwyBAsumlSw6bwISalxcYz2vr08eqMwpJiGDdNRw/" width="320" /></a></div>Artikel 1 unseres deutschen Grundgesetztes besagt:</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">"Die Würde des Menschen ist unantastbar". </span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Doch in unserem Land scheint Mensch nicht gleich Mensch zu sein.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Wir leben in Deutsch-Absurdistan, diesen Verdacht hatte ich schon immer. Aber nachdem ich Joachim Zelters Roman "Die Verabschiebung" gelesen habe, gibt es für mich keine Zweifel mehr.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Faizan kommt aus seiner Heimat Pakistan nach Deutschland und bittet um Asyl. Sein Asylverfahren hat gerade begonnen, als er die Deutsche Julia kennenlernt. </span><span style="font-family: verdana;"> Die Beiden verlieben sich ineinander. Noch ist Faizan optimistisch gestimmt, schließlich ist Deutschland ein gastfreundliches Land. Als guter Gast möchte er die Gastfreundschaft nicht über Gebühr strapazieren, indem er dem Gastgeber auf der Tasche liegt. Also besorgt sich Faizan einen Job, zieht mit Julia zusammen und gewöhnt sich langsam an den Alltag in Deutschland. Doch leider entpuppt sich Deutschland als ein Land, das alles unternimmt, um einem Schutzsuchenden, der keinen deutschen Pass hat, das Leben zur Hölle zu machen. Faizan wird während des Asylverfahrens eine emotionale Achterbahnfahrt durchlaufen und mit ihm seine Freundin und Ehefrau Julia. Joachim Zelter erzählt die Geschichte dieses Asylverfahrens, in welchem die Würde der Beteiligten auf der Strecke bleibt. </span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEidOMQ8V75NrDz0bJc2q8nvv3ZpZ7t3kOB-mjRq-EZHh7ZyGoE7EyUc98TReqx1egmELxK9YxXPOmkAvvh9aah7kxpziEklc3WlUxxhdRxhk78XZ7Cq9o_EErjDiVn5Ztb6-2-oVOBB_Wk/" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img alt="" data-original-height="1424" data-original-width="900" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEidOMQ8V75NrDz0bJc2q8nvv3ZpZ7t3kOB-mjRq-EZHh7ZyGoE7EyUc98TReqx1egmELxK9YxXPOmkAvvh9aah7kxpziEklc3WlUxxhdRxhk78XZ7Cq9o_EErjDiVn5Ztb6-2-oVOBB_Wk/" width="152" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: x-small;"><a href="https://www.kroener-verlag.de/details/product/die-verabschiebung/" target="_blank">Quelle: Kröner Verlag</a></span></td></tr></tbody></table></span><span style="font-family: verdana;"><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div>Dazu braucht der Autor nicht viele Worte. Gerade mal 160 Seiten hat dieser Roman. Doch hier sitzt jedes Wort. Joachim Zelter ist ein Wortkünstler, der mit unserer Sprache jongliert und dabei mit viel Genuss der, von ihm verwendeten Begrifflichkeiten einen tieferen Sinn verleiht als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Demgegenüber steht die Amtssprache Deutsch-Absurdistans - "Behördendeutsch" - das nur die wenigsten Auserwählten dieser Republik beherrschen.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Die Sprache Joachim Zelters lässt man sich auf der Zunge zergehen und ist entzückt über soviel Fabulierkunst. Die Sprache Deutsch-Absurdistans lässt man sich ebenfalls auf der Zunge zergehen, ist aber alles andere als entzückt, sondern eher fassungslos, weil sich die deutsche Amtssprache als Ausdruck übelster Menschenverachtung entpuppt.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><blockquote><i>"... hier das Interesse des Ausländers an einem Aufenthaltstitel. Demgegenüber stehe das Ausweisungsinteresse der Bundesrepublik Deutschland. Entweder das Bleibeinteresse überwiege das Ausweisungsinteresse. Oder das Ausweisungsinteresse das Bleibeinteresse. So einfach sei das."</i></blockquote></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Der Roman "Die Verabschiebung" hat mich durch die Kraft seiner Sprache beeindruckt. Er beschäftigt sich sehr eindringlich mit einem aktuellen Thema: die deutsche Asylpolitik. Für einen Außenstehenden - also die meisten der Lesern - gehen Einzelschicksale innerhalb der öffentlichen Berichterstattung zu diesem Thema in der anonymen Menge der betroffenen Menschen unter. In "Die Verabschiebung" gibt Joachim Zelter diesen Menschen durch seine Protagonisten Faizan und Julia ein Profil und führt die deutsche Asylpolitik gleichzeitig ad absurdum.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Leseempfehlung!</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">© Renie</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><a href="https://www.blogger.com/#">"Die Verabschiebung" von Joachim Zelter (Kröner Edition Klöpfer)</a></span></div>Reniehttp://www.blogger.com/profile/15786600476693705914noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7467559682628044676.post-11911607735669624172021-07-11T17:52:00.003+02:002021-07-11T17:52:44.139+02:00Ann Petry: Country Place<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;"><span style="clear: left; float: left; font-family: verdana; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="960" data-original-width="1280" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg3E921Cf4nJZkPVwwDkg-G7gHJABgul-Fhf6G-V_U2umd202NJdXpxlQGb5AEL1iGyGpo5RbBhRdW6U-NQxBjxOGZfnmk8pyFFbgt5KlbFSx0qtf7u3cj5dt-uJ4dFi5u9-IToN-JH2-c/s320/Design+ohne+Titel-29.jpg" width="320" /></span></div><span style="font-family: verdana;"><div style="text-align: justify;">Schauplatz des Romans "Country Place" von Ann Petry ist der beschauliche Touristenort Lennox im amerikanischen Bundesstaat Connecticut. Hier verbringen Touristen gern ihre Sommerfrische und begeben sich auf die Suche nach Ruhe, Wärme und Erholung.</div></span><span style="font-family: verdana;"><div style="text-align: justify;">Es scheint, dass Lennox eine Idylle paradiesischem Ausmaßes ist. Da zu einem anständigen Paradies auch mindestens ein Sündenfall gehört, ist natürlich auch Lennox nicht davor gefeit. Dafür sorgen die Bewohner von Lennox und einige davon im Besonderen. </div><div style="text-align: justify;">Diese Beobachtung macht auch der Apotheker vor Ort: Doc Fraser, von vielen Pop genannt, der sich gleich zu Beginn des Romans als Ich-Erzähler präsentiert. Im Verlauf der Geschichte wird er diese Rolle jedoch nur sporadisch einnehmen. Denn in diesem Roman wechseln die Erzählperspektiven zwischen den Hauptfiguren, welche sind </div><div style="text-align: justify;">- die alte <u>Mrs. Gramby und ihr Sohn Mearn</u>, sehr wohlhabend, bewohnen ein Anwesen inklusive Hausangestellten. Die beiden sind angesehene Stützen der Gesellschaft, Mrs. Gramby noch mehr als ihr Sohn. Mearn ist verheiratet mit </div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">- <u>Lil</u>, ehemalige Schneiderin, die sich den reichen Mearn geangelt hat, um in die höheren Gesellschaftskreise aufzusteigen und ein Leben in Saus und Braus zu führen. Schwiegermutter und Schwiegertochter können sich nicht ausstehen, versuchen jedoch den Schein zu wahren – was ihnen mehr schlecht als recht gelingt. Lil ist in den 40ern und hat eine Tochter: </div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">- <u>Glory</u>, die in einem Laden in Lennox als Verkäuferin arbeitet. Einfach gestrickt und charakterlos wie ihre Mutter betrachtet sie Männer als Versorger, weshalb sie verheiratet ist, mit </div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">- <u>Johnny Roane</u>, der die letzten Jahre in Vietnam verbracht hat, soeben aus seinem Kriegseinsatz zurückgekehrt ist und nun auf eine glückliche Zukunft mit seiner Glory hofft. </div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Neben diesen Hauptfiguren treffen wir in Lennox auf Nebendarsteller, die aber trotz ihrer untergeordneten Rolle einen enormen Einfluss auf die Handlung haben. </div><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiIx8nJnzt98ANJ0d8g79F41yrP8rYOp_259vsDn6xnttN_FN_T2euwL5IRmc4RXHCzIAoZjKsymhw387Bt7xOjXfbQwMzB7jRc5q0Z9dRo5NYZtXO61rSB9aM9ofwIFV2w_6BzNGW3Pd4/s740/9783312012251.jpg" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="740" data-original-width="500" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiIx8nJnzt98ANJ0d8g79F41yrP8rYOp_259vsDn6xnttN_FN_T2euwL5IRmc4RXHCzIAoZjKsymhw387Bt7xOjXfbQwMzB7jRc5q0Z9dRo5NYZtXO61rSB9aM9ofwIFV2w_6BzNGW3Pd4/s320/9783312012251.jpg" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><a href="https://nagel-kimche.ch/buecher/petry-ann-country-place?rq=ann%20petry" target="_blank"><span style="font-size: x-small;">Quelle: Nagel und Kimche</span></a></td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"><blockquote><i>"Jetzt fiel ihm wieder ein, dass überall geklatscht und getratscht wurde - im Postamt, im Gemischtwarenladen, im Drugstore und sonntags nach dem Gottesdienst vor den Kirchen. Diese Sorte Grinsen im Gesicht des kleinen Mannes hinterm Lenkrad stand für die ganze Selbstgefälligkeit und Selbstzufriedenheit der Stadt, für ihr hinterhältiges Gespött über andere." </i></blockquote></div><div style="text-align: justify;">Der Roman erzählt die Geschichte dieser Menschen und entwickelt sich zu einer Tragödie, die an Dramatik kaum zu überbieten ist. Es wird geliebt, gehasst, geneidet, gegiert und betrogen. Eifersucht und Intrigenspiel gehören dabei auf die Tagesordnung. </div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Ann Petry nimmt den Leser an die Hand und führt ihn durch Lennox. Die Menschen, die uns dabei begegnen werden von ihr in den schillernsten Farben bis ins kleinste Detail geschildert. Dominiert wird dabei das Geschehen von den Frauenfiguren dieses Romans, wobei Ann Petry klar zwischen Gut und Böse unterscheidet. Die Femmes Fatales bekriegen sich mit den Charakteren von untadeligem Ruf. </div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Trotz aller hochkochender Emotionen behält dieser Roman seine Beschaulichkeit, die durch den Ferienort Lennox assoziiert wird, bei. Der Sprachstil ist ruhig und sortiert. Petry konzentriert sich auf die Rolle des Beobachters, die teilweise durch den Apotheker besetzt wird, der sich als Chronist der Ereignisse vorstellt, aber diese Rolle nicht gänzlich ausfüllt. </div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Ann Petry hat mit "Country Place", der im Jahre 1947 erstmalig veröffentlicht wurde, ihren zweiten Roman geschrieben. Ihr erster Roman "The Street" aus dem Jahre 1946 sorgte für Furore, weil er in einer Zeit veröffentlich wurde, als afroamerikanische Literatur eine Männerdomäne war und eine deutliche Anklageschrift gegen Rassismus und das vorherrschende Frauenbild war. Mit "Country Place" konnte die Autorin nicht in Gänze an ihren Erfolg anknüpfen. Denn hier fehlte die "Protestnote", die in "The Street" zu finden war. "Country Place" ist gemäßigter als sein Vorgänger. Bis auf wenige Ausnahmen ist das Personal in diesem Roman weiß-amerikanisch. Aber "weiß" ist nicht gleich "weiß", wie der Umgang der Bevölkerung von Lennox mit einem jüdischen Anwalt sowie nicht-amerikanischen Hausangestellten der Familie Gramby verdeutlicht.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Hat mir "The Street" von Ann Petry schon ausgesprochen gut gefallen, hat sie mit "Country Place" mein Herz erobert. Mir gefällt diese Mischung aus Ruhe und Beschaulichkeit eines amerikanischen Kleinstadtromans, gepaart mit der emotionalen Dramatik, die durch das Miteinander der Charaktere entsteht. </div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Ich freue mich, dass der Verlag Nagel und Kimche Ann Petry für den deutschsprachigen Raum wiederentdeckt hat. Der Roman "The Street" wurde bereits im letzten Jahr veröffentlicht, "Country Place" erschien im Mai diesen Jahres. Für das Frühjahr 2022 ist nun der dritte und letzte Roman von Ann Petry avisiert Und ich bin sehr gespannt, ob für mich noch eine Steigerung zu "Country Place" möglich sein wird.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">© Renie</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><a href="https://nagel-kimche.ch/buecher/petry-ann-country-place?rq=ann%20petry" target="_blank">"Country Place" von Ann Petry (Nagel und Kimche, ET Mai 2021)</a></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><a href="https://renies-lesetagebuch.blogspot.com/2021/01/ann-petry-street.html" target="_blank">Rezension zu "The Street" .... </a></div></span><br /> Reniehttp://www.blogger.com/profile/15786600476693705914noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7467559682628044676.post-51583336647197608392021-07-04T17:40:00.000+02:002021-07-04T17:40:19.348+02:00Marianne Philips: Die Beichte einer Nacht<div style="text-align: justify;"><span style="clear: left; float: left; font-family: verdana; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img height="266" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi9KZf5BJ0Is87OuJe31teRYYYMEOaX9YyyhYSPmO8bfZT0GRLIZUP1slFNPvhYTyI4h8YalT9VxmwPKxWNbM6XiRlBSYPx1fZW3trb6YHoBeehWeHQqiD0OsSEszfTPNmMg4jINuOnH8o/w400-h266/Die+Beichte+einer+Nacht.jpg" width="400" /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Der Roman "Die Beichte einer Nacht" der niederländischen Autorin Marianne Philips (1886 - 1951), der erstmalig in den 1930er Jahren veröffentlicht wurde, ist in seiner Heimat ein Klassiker. Im deutschsprachigen Raum ist dieser Roman bisher kaum bekannt, wurde jetzt aber vor Kurzem vom Diogenes Verlag wiederentdeckt. Kaum zu glauben, dass es fast 90 Jahre lang dauern musste, dass dieser Roman auch hierzulande Beachtung findet. Denn "Die Beichte einer Nacht" hat es in sich, auch wenn die Erzählform im ersten Moment wenig lesekomfortabel erscheint, besteht doch dieser Roman aus einem einzigen Monolog.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Dieser Monolog wird von der Protagonistin Heleen gehalten. Sie ist mit Mitte Dreissig und befindet sich in einer Nervenklinik. Warum sie hier gelandet ist, erfahren wir nach und nach durch ihre Lebensgeschichte, welche die Frau einer Nachtschwester erzählt. Die Nachtschwester bleibt dabei für den Leser anonym. Es gibt keinerlei verbale Reaktionen auf die Erzählung von Heleen. Nur anhand der Sichtweise und einiger Kommentare von Heleen, erfahren wir, dass ihre Geschichte Wirkung auf die Schwester zeigt. </span></div><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><img height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgrdpJInQxvgTBJTu8g0SzteGmJen8ubT2ckWiqZZ8MPv2sWO8Pvaigo5Gj8YUFB5w9GFPCcp5uJ-8OL6qBH66ZWrov0B_-nfaNx6iT6LjrAIR2S5TvsUIDuB3bEJ5QX0PpaBRghh8Ts7U/w202-h320/Pressebild_die-beichte-einer-nachtDiogenes-Verlag_72dpi.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="202" /></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><a href="https://www.diogenes.ch/leser/titel/marianne-philips/die-beichte-einer-nacht-9783257071429.html" target="_blank"><span style="font-family: verdana; font-size: x-small;">Quelle: Diogenes Verlag</span></a></td></tr></tbody></table><div style="text-align: right;"><span style="clear: right; float: right; font-family: verdana; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"></span></div><blockquote><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><i>"Ich bin hier allein in meiner eigenen Hölle.</i></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><i>Nein, Schwester, schauen Sie nicht zur Klingel, ich bekomme keinen Anfall, ich hatte nur einen einzigen - bevor man mich hierhergebracht hat. Lassen Sie mich einfach reden."</i></span></div></blockquote><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><i></i></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Ihre Kindheit verbringt Heleen in ärmlichen Verhältnissen in einer Großfamilie. Als ältestes von 13 Kindern hilft sie ihrer Mutter im Haushalt und kümmert sich insbesondere um die jüngste Schwester, die 15 Jahre jünger als Heleen ist. Heleens Kapital ist ihre Schönheit, die eine große Wirkung auf Männer ausübt, so dass sie schließlich mit der "freundlichen" Unterstützung eines Mannes den Absprung von zuhause schafft. Von da an lebt sie allein, lernt, auf eigenen Füßen zu stehen, heiratet reich, lässt sich scheiden und lernt schließlich den Mann fürs Leben kennen, der sie durch sein gutes Aussehen verzaubert. Denn für Heleen ist Schönheit das Wichtigste im Leben geworden, was ihr leider zum Verhängnis wird.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Es ist erstaunlich, wie schnell die Sichtweise des Lesers auf die Protagonistin kippen wird. Anfangs empfindet man Mitleid für die junge Frau in der Nervenklinik - einem Ort, den sie selbst als die Hölle bezeichnet. Hinsichtlich der Umstände, die eine Nervenheilanstalt der damaligen Zeit mit sich brachte, ist dies nicht verwunderlich. Man kann Heleen nur mögen und mit ihr fühlen. Ihre Erzählung wirkt erstaunlich emotionslos. Gerade die Anfänge ihres Lebensweges waren von Steinen gepflastert. Dennoch finden sich keinerlei Schuldzuweisungen in ihrer Geschichte, wozu sie doch allen Grund hätte. Ihren Andeutungen entnehmen wir, dass sie Schuld auf sich geladen hat. Worin diese Schuld besteht, lässt sich zunächst nur spekulieren und löst sich erst zum Ende auf. </span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><i></i><blockquote><i>"Mir war längst klar, dass ich hässlich wurde, oft strich ich mit dem Zeigefinger an meinem Hals entlang und prüfte, wie ausgeprägt die Vertiefungen schon waren, die die Haut dunkel, bräunlich erscheinen lassen - ich konnte dann gut verstehen, dass Hannes mich nicht mehr so begehrte wie früher. Ich erwartete nichts anderes, wie soll man eine Frau lieben können, die hässlich ist und dazu auch noch schlecht? Ich fürchtete und ekelte mich ja vor mir selber - alles war vorbei, das stand fest."</i></blockquote></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Je mehr Heleen von ihrer Geschichte Preis gibt, umso schwieriger wird es, die Sympathie für sie aufrechtzuerhalten. Denn sie entwickelt sich zu einem Menschen, der augenscheinlich sein Leben von äußerlicher Schönheit bestimmen ließ. Diese emotionale Oberflächlichkeit steht ihr nicht gut, erklärt aber, warum die Handlung zum Ende des Romans eine Entwicklung annimmt, die an Dramatik nicht zu überbieten ist.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Die Geschichte von Heleen ist traurig und ergreifend, ihre emotionslose Erzählweise inmitten des nächtlichen Szenarios strahlt eine tiefe Melancholie aus. Dennoch ist dieser Roman ungeheuer spannend, so dass man ihn kaum zur Seite legen möchte. Wer hätte gedacht, dass ein Selbstgespräch - denn durch die Sprachlosigkeit der Nachtschwester ist es nichts anderes - solch eine atemlose Spannung hervorrufen kann. </span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Ein großartiger Roman! </span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">© Renie</span></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><a href="https://www.diogenes.ch/leser/titel/marianne-philips/die-beichte-einer-nacht-9783257071429.html" target="_blank">"Die Beichte einer Nacht" von Marianne Philips (Diogenes, ET April 2021)</a></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">https://www.diogenes.ch/leser/titel/marianne-philips/die-beichte-einer-nacht-9783257071429.html</span></div>Reniehttp://www.blogger.com/profile/15786600476693705914noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7467559682628044676.post-54205865602176955852021-06-27T15:25:00.000+02:002021-06-27T15:25:06.781+02:00Julie Estève: Ich, Antoine<div class="separator"><div style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em; text-align: justify;"><img height="211" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjPYW7eoOgxfjLrDZ2_4JcWI_GG58S4O2x22vHssP28tI4KC6g9rcuvqR1Uk7EjUZOO7TXnGltpZYB0Llr_xkGtyZWhTgPN1GROZ-6rNijwSxPSs6VI7B1XT0_j81oRDabhxFvoOYxbsh4/w320-h211/IchAntoine.jpg" style="font-family: verdana;" width="320" /></div></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Wer keine Freunde hat, außer einem alten Plastikstuhl und ein Diktiergerät, hat ein Problem mit anderen Menschen oder andere Menschen mit ihm.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Dieser Jemand ist Antoine, Protagonist des Romans "Ich, Antoine" der französischen Autorin Julie Estève. </span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Der geistig behinderte Antoine ist in einem Dorf in Korsika aufgewachsen und hat den größten Teil seines Lebens hier verbracht. Immer war er der Dorftrottel. Die Menschen mochten ihn nicht, aber sie schenkten ihm viel Beachtung. Denn er war ein duldsames Opfer, das sich von ihnen bis aufs Blut quälen ließ. Und von diesen Quälgeistern gab es reichlich in diesem Dorf. Antoine kannte es nicht anders. Und das ist das nahezu Unerträgliche (für den Leser). Für Antoine waren die Verspottungen und Quälereien, das Normalste der Welt. Es gab nur sehr wenige Menschen, die nett zu ihm waren. Eine davon war Florence, ein junges Mädchen, das genau wie Antoine in diesem Dorf aufgewachsen ist. Eines Tages, in den 80er Jahren, verschwand sie und Jahre später erinnert sich Antoine an die Umstände ihres Verschwindens. Und darum geht es in diesem Roman.</span></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><img height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj-hUL0Gt4PQbErA2ibGCdEF3t7Uv7xm8vZItMYjrscbtC0tPKG2YFqeJrbuEobyaCuZyVRfFChyphenhyphenKmzCwSnBazNT5CHmxeFolTJ2lq8_Dhz7OnXSF7fYeb-mBkwPJrS689YEsCg5maooOM/w204-h320/9783423282710.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="204" /></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><a href="https://www.dtv.de/buch/julie-esteve-ich-antoine-28271/" target="_blank"><span style="font-family: verdana; font-size: x-small;">Quelle: dtv</span></a></td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"><span style="clear: right; float: right; font-family: verdana; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><blockquote><i>"Feinde geben dem Leben nen Sinn, wenn einem sonst keiner einfällt. Die einen haben die Schwarzen zum Feind, die anderen die Frauen, die nächsten die Araber, die Schwulen, die Juden oder diese Heinis aus Bastia, ich könnt jetzt ne endlos lange Liste aufzählen. Der Clou daran ist, Feinde sind immer andre Menschen. N Baum zum Beispiel kann nie der Feind sein. Ich hab zumindest noch nie gehört, wie jemand gesagt hat, mein größter Feind is n Feigenbaum!"</i></blockquote></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Es ist nicht einfach, Antoines Gedankengängen zu folgen. Denn seine Erinnerungen sind unsortiert, folgen keiner chronologischen Reihenfolge. Seine Sprache ist derb und einfach strukturiert - kein Wunder für einen Geistigbehinderten, der niemals gefördert wurde, wie man es in einer zivilisierten Gesellschaft der 80er Jahre erwartet hätte. Doch in dem Dorf in Korsika schlugen die Uhren anders. Feindseligkeit und Misstrauen prägten die Dorfgemeinschaft. Hier herrschte das Recht des Stärkeren und die Schwächeren blieben auf der Strecke. Wenn selbst Antoines eigener Vater meinte, dass so einer wie Antoine besser nie geboren wäre, ist klar, dass das Leben für unseren Protagonisten keine Möglichkeiten bereithielt.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><blockquote><i>"Mein Papa war gleich stinksauer auf mich. Hat gleich gemeint, dass ich n Mörder bin, er hätt mich mitm Kopfkissen ersticken sollen. Hab schon als Baby wie n Dorftrottel ausgeschaut, mein Kopf war schlicht überdimensional. Papa hat gesagt, es ist ne ganz schöne Strafe, wenn man so nen hässlichen Schwachkopf wie mich hat... Dass ich zwar ne Riesenbirne hab, aber trotzdem überhaupt nix drin ist."</i></blockquote></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Antoine erzählt scheinbar die Geschichte eines Verbrechens, denn die Umstände von Florences Verschwinden sind ungeklärt. Zwischen den Zeilen und durch winzige Andeutungen lässt sich erahnen, dass er mehr weiß, als er zunächst preisgibt. Erst nach und nach zeigt sich das ganze Ausmaß der Geschehnisse. Während sich also die Handlung entwickelt, ergeben sich für den Leser viele Verdächtigungen, von denen selbst Antoine nicht freigesprochen werden kann.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">"Ich, Antoine" ist kein Wohlfühlbuch. An dieser Geschichte und seinem Protagonisten ist fast alles trostlos und hässlich. Aber gerade das hat für mich den Reiz dieses Romans ausgemacht. Bücher mit geistig behinderten Ich-Erzählern suggerieren immer ein liebenswertes Bild desjenigen ... zumindest war es bisher so bei denjenigen Büchern, die ich gelesen habe. Antoine ist nicht liebenswert. Er ist abstoßend und verlottert. Positive Emotionen und Mitgefühl sind ihm fremd, genauso wie der Dorfgemeinschaft, die ihm die Empathielosigkeit vorlebt. Antoine ist nicht liebenswert, aber als Opfer der Dorfgemeinschaft und angesichts seines trostlosen Lebens und seiner Chancenlosigkeit ist er definitiv bemitleidenswert.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Fazit:</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">"Ich, Antoine" von Julie Estève ist ein ungewöhnlicher Roman. Die Hässlichkeit und Trostlosigkeit, die in der Geschichte von Antoine verpackt sind, machen ihn zu einem Unwohlfühl-Buch. Aber gerade das macht für mich den Reiz dieses Buches aus. </span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">Leseempfehlung!</span></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;">© Renie</span></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: verdana;"><a href="https://www.dtv.de/buch/julie-esteve-ich-antoine-28271/" target="_blank">"Ich, Antoine" von Julie Estève" (dtv, ET April 2021)</a></span></div>Reniehttp://www.blogger.com/profile/15786600476693705914noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-7467559682628044676.post-9062441049496313982021-06-18T17:46:00.001+02:002021-06-18T17:46:56.540+02:00George Orwell: Tage in Burma<div style="text-align: justify;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi0sBf0Zxoy4GtGFmW2x_c_2R4IN4jQ2E8wvhpBI1-s2t8eTrv3TcgdJc7SLKBWP9GZ39dJH_loYSXburt2iIWh8C0_HxfyzP6pP5UxWxJzDdeHjW74J6jQBGc78zgL1yEDW1mLYfdNlNA/s1080/Design+ohne+Titel-28.jpg" style="clear: left; float: left; font-family: verdana; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi0sBf0Zxoy4GtGFmW2x_c_2R4IN4jQ2E8wvhpBI1-s2t8eTrv3TcgdJc7SLKBWP9GZ39dJH_loYSXburt2iIWh8C0_HxfyzP6pP5UxWxJzDdeHjW74J6jQBGc78zgL1yEDW1mLYfdNlNA/s320/Design+ohne+Titel-28.jpg" /></a></div><span style="font-family: verdana;"> <div style="text-align: justify;">George Orwell, der britische Autor, der die legendären und zeitlosen Klassiker "Farm der Tiere" und "1984" geschrieben hat, braucht sich auch für seine früheren Werke nicht zu verstecken. Ganz im Gegenteil! "Tage in Burma", sein erster Roman überhaupt, ist ein farbenprächtiger, unterhaltsamer, aber auch kritischer Roman, der sich mit dem Thema "Kolonialismus" beschäftigt.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Schauplatz ist - wie der Titel des Romans schon sagt - Burma (heute: Myanmar) in den 20er Jahren, - also einer Zeit, in der das britische Empire sein koloniales Unwesen trieb. </div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">In einer fiktiven Kleinstadt in Oberburma hat sich eine Handvoll britischer Kolonialisten niedergelassen und lässt es sich gutgehen. Alles, was ihnen ihr gesellschaftlicher Status oder ihre Abstammung in der Heimat Großbritannien nicht ermöglichen würde, gönnt man sich hier en masse. Ein schnuckeliges Zuhause, eine Dienerschaft, die einen von vorne bis hinten bedient und die sich prima schikanieren lässt. Man gibt sich den Anschein von Vornehmheit und Wohlstand. </div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Das Herzstück des gesellschaftlichen Lebens dieses Ortes ist der europäische Club, der natürlich nur Mitgliedern vorbehalten ist, ausnahmslos Engländern. Hier treffen sich die Herrschaften jeden Tag und versuchen ein kultiviertes Leben in einem Land voller Wilder aufrechtzuerhalten. Inmitten dieser versnobten Schar lebt unser Protagonist Flory, ein 35-jähriger Junggeselle. Er scheint anders zu sein als seine Landsleute. Denn sein bester Freund ist ein Inder. </div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiT4L7WU79bmjkNwQJobp8UatO1aM1_ohrDVbnb7n4XqR38lMXlPmxXRTmy7T-NNO8gfUxASiJoDm6ZZ7bNVupn_-C753BzjS8Xj_pt8ocH-_grDHi46qV_ndWNtEv9kErBdfPr6t3hxPk/s2016/Tage+in+Burma.JPG" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="2016" data-original-width="1512" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiT4L7WU79bmjkNwQJobp8UatO1aM1_ohrDVbnb7n4XqR38lMXlPmxXRTmy7T-NNO8gfUxASiJoDm6ZZ7bNVupn_-C753BzjS8Xj_pt8ocH-_grDHi46qV_ndWNtEv9kErBdfPr6t3hxPk/s320/Tage+in+Burma.JPG" /></a></div><div style="text-align: justify;"><blockquote><i>"Dieses Land, das ihm so verhasst war, war jetzt sein Heimatland, sein Zuhause. Zehn Jahre lebte er nun hier, und jede Faser seines Körpers bestand aus burmesischem Boden. Szenen wie diese - das fahle Abendlicht, der alte Inder, der das Gras schnitt, das Knarren der Karrenräder, die Reiher am Himmel - all das war ihm vertrauter als alles, was es in England gab. In einem fremden Land hatte er tiefe Wurzeln geschlagen, vielleicht die tiefsten seines Lebens."</i></blockquote></div><div style="text-align: justify;">Flory interessiert sich für die Burmesen und ihre Kultur. Er hat ein Auge für die Schönheit der Natur. Dennoch kann Flory das koloniale Denken und das Überlegenheitsgefühl gegenüber der einheimischen Bevölkerung nicht ablegen. Einmal Engländer, immer Engländer. Er weiß, wo sein Platz ist. Leider bekleidet er diesen Platz schon viel zu lang allein. Ihm fehlt eine Frau an seiner Seite, eine Seelengefährtin, die seinen romantischen Blick auf Burma und dessen Natur teilt. Eine mögliche Kandidatin zeigt sich in Elizabeth, Nichte und Mündel eines Ehepaares, das ebenfalls zur Gemeinde der Kolonialisten gehört. Elizabeth ist frisch aus Europa angereist, um bei Onkel und Tante zu leben, die ihre einzigen Verwandten sind. Und inmitten der Romantik eines kolonialen Lebens in Burma könnte sich eine Liebesgeschichte anbahnen. </div><div style="text-align: justify;"><blockquote><i>"' ... Wenn ein Mädchen sonst keinen abgekriegt hat, versucht sie es in Indien, wo jeder Mann sich allein schon nach dem </i>Anblick<i> einer weißen Frau verzehrt. Der indische Heiratsmarkt, so nennen sie das. Fleischmarkt wäre treffender. ..'"</i></blockquote></div><div style="text-align: justify;">Vor Kurzem habe ich mal wieder den Roman "1984" gelesen, welchen Orwell etwa 16 Jahre nach "Tage in Burma" geschrieben hat. Es ist bemerkenswert, welche Entwicklung sein Sprachstil über die Jahre genommen hat. "1984" kommt düster und dystopisch daher. Der Sprachstil wirkt sehr nüchtern und punktgenau. Wie farbenfroh und schwelgerisch erscheint da sein erster Roman "Tage in Burma" aus dem Jahre 1934. Orwell kreiiert darin eine Atmosphäre, die den Leser in ein Hollywood-Szenario versetzt, bezogen auf die Beschreibung der Landschaft und der Natur des burmesischen Urwalds: wenn schon Dschungel, dann mit einer Flora, die an Farbenpracht und Exotik nicht zu überbieten ist, genausowenig wie die Fauna: wilde Tiere überall, aber weniger gefährlich als hübsch anzusehen - mal abgesehen von dem einen Tiger in "Tage in Burma", der eigentlich eher dazu diente, unseren Protagonisten Flory heldenhaft ins rechte Licht zu rücken.</div><div style="text-align: justify;"><blockquote><i>"Es war Vollmond. Strahlend wie ein weißglühendes Medaillon, so hell, dass es in den Augen wehtat, stieg der Mond rasch höher am rauchblauen Himmel, über den ein paar gelbliche Wolkenschleier zogen. ... In der feuchtwarmen Luft verströmten die Frangipaniblüten ihr Aroma wie ein pentetrantes Parfüm aus dem Münzautomaten."</i></blockquote></div><div style="text-align: justify;">Orwell hat in den Jahren 1921 bis 1927 als Beamter der britischen Kolonialpolizei in Burma gelebt, Landschaft und Umgebung schienen bleibenden Eindruck auf ihn gemacht zu haben. Bleibenden Eindruck im negativen Sinne hat jedoch der Kolonialismus bei ihm hinterlassen. Denn "Tage in Burma" ist Orwells Kritik an dem Auftreten der Angehörigen der Kolonialmacht in einem Land, in dem sie eigentlich nur Gast waren. Diese Kritik äußert Orwell sehr plakativ, in dem er die britischen Charaktere in diesem Buch auf herzerfrischend lachhafte Weise skizziert. Hier kommt keiner gut weg, auch nicht der Protagonist Flory selbst. Auf der Suche nach seinem persönlichen Glück wird sich unser Held als tragische Figur erweisen. Denn schließlich gilt er durch seine Sympathien für Burma als Nestbeschmutzer unter seinesgleichen, was diese ihn spüren lassen.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Mein Fazit:</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Ein herzerfrischender und unterhaltsamer Roman, der die Kritik am Kolonialismus auf sehr humorvolle Weise und in einer lebhaften und bunten Sprache vermittelt. Nicht nur die Geschichte ist ein Hochgenuss, sondern auch die edle Gestaltung des Buches: ein bordeauxfarbener Leineneinband mit einer Goldprägung, die diesen Roman (und die Augen des Lesers) zum Leuchten bringt.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Leseempfehlung!</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">© Renie</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><a href="https://www.blogger.com/#">"Tage in Burma" von George Orwell (Dörlemann Verlag)</a></div></span><br />Reniehttp://www.blogger.com/profile/15786600476693705914noreply@blogger.com