Samstag, 17. November 2012

Steven Gilbar: Bibliomania - Ein listenreiches Buch

Wenn man mal das Vorwort außer Acht lässt, beginnt es mit den "zehn unantastbaren Rechten des Leser", die Daniel Pennac schon in seinem Buch "Wie ein Roman - Von der Lust zu lesen" preisgibt und die ich hier mal aufführen möchte:

1. Das Recht, nicht zu lesen
2. Das Recht, Seiten zu überspringen
3. Das Recht, ein Buch nicht zu Ende zu lesen
4. Das Recht, noch einmal zu lesen
5. Das Recht, irgendwas zu lesen
6. Das Recht auf Bovarysmus (d. h. den Roman als Leben zu sehen)
7. Das Recht, überall zu lesen
8. Das Recht, herumzuschmökern
9. Das Recht, laut zu lesen
10. Das Recht, zu schweigen

Dann geht es weiter mit Buchanfängen und hört logischerweise mit Buchschlüssen auf. Dazwischen ist das Buch gespickt mit Listen, Begriffen und Zitaten.

Hier ein paar Beispiele:
- Dreizehn unvollendete Werke
- Fünfzehn Schriftsteller, die Linkshänder waren 
- Zwölf Klassiker der Kriminalliteratur
- Elf Ermittlerduos in angelsächsischen Krimis
- Das älteste Buch in deutscher Sprache
- Die Geschichte des Buches
- Das erste gedruckte Buch

und unzählige mehr. 

Es ist ein wahres Vergnügen, sich durch dieses Buch zu stöbern. Man kann es von vorne nach hinten lesen, von hinten nach vorne oder es einfach mittendrin aufschlagen. 
Es inspiriert vielleicht dazu, sich eigene Listen anzulegen oder man entdeckt für sich einen neuen Schriftsteller oder man hat einfach nur Spaß an diesem Buch.


Freitag, 2. November 2012

Ian Sansom: Bücher auf Rädern - Ein Roman aus der irischen Provinz

Die Nordwest Zeitung urteilt: "Durchgeknallter Lesespaß mit schrulligem Muttersöhnchen, das unfreiwillig zum Ermittler mutiert und sich haarsträubende, höchst vergnügliche Wortduelle liefert."
Na, mal schaun, bei seinem ersten Gespräch in Irland ist noch nichts von "Wortduell" zu spüren. Aber der Schreibstil von Ian Sansom gefällt mir sehr gut.
Israel Armstrong ist Nachwuchsbibliothekar und hat in London absolut kein Glückshändchen, was einen Job anbelangt. So macht er sich auf nach Irland, wo er in einer Kleinbibliothek anfangen soll.
Aber das Glück scheint ihm nicht hold zu sein: Nach zehn Stunden Busfahrt und einer achtstündigen Fährfahrt muss er erfahren, dass die Bibliothek geschlossen wurde. Und was bietet man ihm an? Eine Fahrbücherei. Und was für eine.
Ted Carson, Taxiunternehmer, zeigt sie ihm. Das Vehikel (ohne Regale, ohne Bücher) steht seit fünf Jahren in einer Scheune, verborgen unter einer feuchten Plane voll Hühnerdreck. Total verrostet und fahruntauglich.
Das erste Gespräch mit Ted erstreckt sich über 19 Seiten lang. Und wenn die Nordwest Zeitung das unter einem vergnüglichen Wortduell versteht, dann weiß ich ja nicht. Wenn Iren sich wirklich so unterhalten, möchte ich keinen kennenlernen. Aber wer weiß, vielleicht finde ich ja noch Geschmack dran, mal abwarten.
Aber auch die nächsten beiden Menschen, die Israel erlebt, sind nicht freundlicher.

Edit

So gerne ich Bücher lese, die in Irland spielen, aber "Bücher auf Rädern" habe ich jetzt abgebrochen. Bis Seite 75 gab es bisher nur einen schlecht gelaunten Bibliothekar und ein schmutziges Irland und grässliche Dialoge. "Arrr", "Jepp", "Gut" sind dabei die Wörter, die am häufigsten vorkommen.
Für die Nordwest Zeitung mögen das ja "vergnügliche Wortduelle" sein, ich finde sie langweilig.