Samstag, 10. Januar 2015

Sidonie Gabrielle Colette: französische Schriftstellerin

Colette war eine sehr erfolgreiche Erzählerin, eine Dichterin der Natur und der Instinkte, der Tiere, der kleinen irdischen Dinge und Genüsse. Priesterin der Sinne und des Körpers nannte man sie, erotische Empfindungen stellte sie rückhaltlos dar. Auf zartblaues Papier schrieb sie ihre zarten, lavendelduftenden Geschichten, deren zentrale Themen Begegnen, sich-Finden und der Abschied Liebender war. Ihre Werke sind teilweise autobiografisch.

 Am 28. Januar 1873 wurde Colette in Saint-Sauveur-en-Puisaye geboren. Sie heiratete 1893 den 15 Jahre älteren Schriftsteller Henry Gauthiers-Villars (Willy) und zog mit ihm nach Paris, in die Rue Jacob. Er lebte seine Affären vor ihren Augen aus, sperrte sie in der Wohnung ein, damit sie ihre Kindheits- und Schulerinnerungen aufschrieb. Die daraus entstandenen Claudine-Romane verkaufte er ungeniert unter seinem Namen.
Ihr Vater, der Offizier war, starb im Jahre 1905. Ein Jahr später trennten sich Colette und Willy und lassen sich 1910 scheiden. In diesem Jahr wird ihr Roman „La Vagabonde“ für den Prix Goncourt vorgeschlagen.
Colette nimmt bei Georges Waag Unterricht in Tanz und Pantomimik. Bis 1912 tritt sie in verschiedenen Varietés und Theater in Paris, der Provinz und außerhalb Frankreichs auf. 1912 stirbt auch ihre Mutter (Sido). Im gleichen Jahr heiratet Colette Henry de Jouvenel. Tochter Colette de Jouvenel (Bel-Gazou) wird 1913 geboren.
Colette arbeitet journalistisch, wird 1920 Ritter der Ehrenlegion. Nachdem sie sich 1923 von Henry de Jouvenel trennt, wird die Ehe 1925 geschieden. Sie lernt Maurice Goudeket kennen, verkauft das Landhaus in der Bretagne und kauft La Treille Muscate in Saint-Tropez.
1928 wird sie zum Offizier der Ehrenlegion ernannt. sie eröffnet ein Schönheitsinstitut in Paris, schreibt wöchentliche Theaterkritiken und hält umfangreiche Vorträge.
Sie heiratet Maurice Goudeket, wird 1935 in die Académie Belge gewählt und 1936 Commandeur der Ehrenlegion. La Treille Muscate wird 1938 verkauft und die endgültige Übersiedlung in die Rue de Beaujolais Nr. 9 (Palais-Royal) findet statt. 1944 wählt man sie in die Académie Goncourt. In den 1940er Jahren konnte sie wegen einer zunehmenden Arthritis nur noch im Liegen schreiben.
Ihr letztes Lebensjahrzehnt ist sie an den Rollstuhl gefesselt. Ein Jahr vor ihrem Tod wird sie noch Grand Officier der Ehrenlegion. Am 3. August 1954 stirbt Colette. Sie bekommt als erste Frau ein Staatsbegräbnis ohne kirchliches Zeremoniell.

Andere über Colette
Paul Claudel nannte sie „Frankreichs größte Schriftstellerin“, und sein großer Gegenspieler André Gide war ausnahmsweise einer Meinung mit ihm: „Ich kann mir nicht helfen – aber diese Frau ist ein Genie!“

Ihre Biografin Germaine Beaumont schreibt: „Colette hat alles mit ewig jungen Augen betrachtet und trug in sich eine große und alte Weisheit. Es war eine Weisheit, nicht aus Büchern erworben, sondern eine, die in ihrem tiefsten Innern ruhte, zur Freude der Gegenwart, Vorbild für kommende Zeiten und Kronzeuge für die frische, unmittelbare und dauernde Lebendigkeit der französischen Sprache.“