Samstag, 10. Januar 2015

Anna Achmatowa: russische Dichterin

Anna Andrejewna Achmatowa (eigtl. A.A. Gorenko) wurde am 23. Juni 1889 in Bolschoi Fontan bei Odessa geboren. Ihr Vater war Marineingenieur. In der Gegend von Petersburg verbrachte sie ihre Kindheit.
Sie war eine schlechte Schülerin. Allerdings schrieb sie schon mit 11 Jahren ihre ersten Gedichte. Als sie 16 war, zog die Familie nach Kiew und sie beendete dort das Gymnasium. Es folgte ein Jura-Studium an der Frauenhochschule Kiew, später in Petersburg Geschichte und Literatur.
Ihre Gedichte wurden seit 1907 von einigen Zeitungen veröffentlicht. Drei Jahre später heiratete sie Nikolaj S. Gumiljow (Gumilev), mit dem sie 1912 eine Italienreise unternahm. Die Achmatowa verbrachte 1910 und 1911 jeweils den Frühling in Paris. 1911 hat Modigliani ein Bild von ihr gemalt. Nach dem Zeugnis seiner Zeitgenossen hat ihr Ehemann ihre dichterische Begabung unterschätzt und war eifersüchtig auf ihre Erfolge. Die Ehe wurde unglücklich. Nach der Trennung erfolgte 1918 die offizielle Scheidung. Gumiljow kämpfte in der Weißen Armee. 1921 wurde er erschossen.
Anna Achmatowa zählte vor der Revolution zur Avantgarde der jungen russischen Dichtung. Obwohl sie zu diesem Zeitpunkt schon mit dem Assyriologen Schiljeko verheiratet war, wurde ihr dann auch Volksfremdheit und Dekadenz vorgeworfen. Da sie in der Sowjetunion nichts mehr veröffentlichen durfte, erschienen ihre nächsten Werke in Berlin.
Sie lehnte sie eine Emigration mit ihrem 1912 geborenen Sohn ab, arbeitete in der Bibliothek eines Agronomischen Instituts und schlug sich als Übersetzerin durch. Ab Mitte der 20er Jahre widmete sie sich dem Studium der Architektur Alt-Petersburgs sowie des Lebens und Schaffens von Puschkin und schrieb darüber. Offenbar auf Fürsprache bedeutender Künstler wurden 1940 auf persönlichen Befehl Stalins ihre Werke der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Der Zweite Weltkrieg brach aus. Anna Achmatowa erlebte ihn in Leningrad, wurde dann nach Moskau und später nach Taschkent evakuiert.
In den Gedichten der ersten Hälfte der 40er Jahre klangen patriotische Gefühle mit. Sie wurden damals gern gedruckt.
Nach Ende des Krieges begann erneut eine Kampagne gegen Achmatowa.
Von 1946-50 hatte sie Schreibverbot. Ihr Sohn, Professor für Orientalistik, wurde verhaftet und erst 1956 entlassen. Nachdem sie weiter für die Schublade schrieb, fanden sich in der Phase des "Tauwetters" immer öfter Zeitschriften zum Abdruck ihrer Verse bereit.
Der amerikanische Journalist Allan Murray Williams führte mit ihr 1961 ein Interview. Seine Kritik, dass 1958 und 1961 Gedichte von ihr in einer Auswahl herausgebracht wurden, die kein wahres Bild von ihrer Begabung vermitteln würden, wirkte sich günstig auf ihr weiteres Schicksal aus.
Anna Achmatowas Geburtstag wurde 1963 in der UdSSR gewürdigt. Sie erhielt den Ätna-Taormina-Preis 1964 und 1965 die Ehrendoktorwürde der Universität Oxford. 1965 erfolgte eine umfassende Edition ihrer Dichtungen.
Nach langer Krankheit starb Anna Achmatowa am 5. März 1966 im Alter von 76Jahren in Moskau. Die Moskauer Blätter rühmten sie als überragende Künstlerin.