Sonntag, 28. April 2013

Hans Fallada: Der Trinker

Ich habe echt ein bisschen Angst gehabt, dieses Buch zu lesen. Im engen Verwandtenkreis habe ich erlebt, was diese Krankheit auslösen kann. Nicht nur für denjenigen, der trinkt, sondern auch für seine Nächsten.
Während Fallada mir in seinem Buch "Jeder stirbt für sich allein" am Ende ein wenig Hoffnung mitgegeben hat, endet dieses Buch absolut hoffnungslos.
"Der Trinker" ist Falladas vorletztes, und ich denke, auch sein persönlichstes Werk.

Nach dem Scheitern der Ehe Ditzens wurde diese am 5. Juli 1944 geschieden. Im Streit mit seiner geschiedenen Frau schoss er am 24. August 1944 unter Drogeneinfluss mit einer kleinen Terzerol-Pistole in einen Tisch. Daraufhin wurde er wegen versuchten Totschlags angeklagt und am 4. September 1944 in den Maßregelvollzug −  im 2. Obergeschoss der „Abteilung Heil- und Pflegeanstalt“ (Hafthaus I) der Landesanstalt Neustrelitz-Strelitz − zur Beobachtung eingewiesen. Er schrieb hier das „Trinkermanuskript“ – eine Reihe von Kurzgeschichten, den Roman Der Trinker und einen Erfahrungsbericht über den NS-Staat.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Fallada

Fallada, lässt Erwin Sommer, den Unheld, in der Ich-Perspektive erzählen. Sommers Geschäft läuft schlecht. Doch nicht durch äußere Umstände, nein, durch seine eigene Schuld. Er war sich seiner zu sicher. Als er einen wichtigen Kunden an die Konkurrenz verliert, greift er zur Flasche. Und was er nun auch anpackt, es geht schief. Auf einer einwöchigen Geschäftsreise gewöhnt er sich das Trinken an.
Er wird kriminell, begibt sich in zwielichtige Kreise, hat immer mehr Abstürze und schafft es so eines Tages als Untersuchungshäftling ins Gefängnis und danach in eine Heilanstalt eingewiesen zu werden.

Beim Lesen dachte ich oftmals, wie naiv dieser Sommer doch ist. Seine Gedankengänge, was er sich alles so ausmalte. Mal, dass er sich mit seiner Frau aussöhnt und er sein Geschäft wieder weiterführt, dann will er sie am liebsten umbringen.
Es fiel mir gar nicht so leicht, mir beim Lesen immer bewusst zu machen, dass der Trinker seine Geschichte erzählt. Und dass er während des Erzählens ja unter Alkoholentzug stand.

Wenn ich viele unserer heutigen jungen Leute sehen, in welchem Alter diese schon mit Alkoholvergiftungen ins Krankenhaus gebracht werden, denke ich, dass das Buch gut als Schullektüre passen würde.

"Der Trinker wurde zweimal verfilmt. 1995 mit dem unvergesslichen Harald Juhnke.