Jonas Brand ist freischaffender
Videojournalist. Während einer Zugfahrt von Zürich nach Basel filmt er einen
Unglücksfall. Ein Toter, der zuvor ebenfalls in dem Intercity nach Basel saß,
liegt auf den Bahngleisen. Jonas interviewed die anderen Fahrgäste. Eventuell
lässt sich die Reportage später zu Geld machen.
Monate später gerät er
per Zufall an 2 Hundertfrankenscheine, die mit einer identischen Seriennummer ausgestattet
sind. Zunächst scheint mindestens einer der Geldscheine eine Fälschung zu sein.
Doch die Banknoten sind echt, ein Sachverhalt, der nach Auskunft diverser
Experten so gut wie unmöglich ist.
Bei Jonas‘ Recherche
stellt sich heraus, dass es eine Verbindung zu dem Zugunglück gibt.
Jonas gerät bei seinen Nachforschungen
immer tiefer in eine Intrige der Schweizer Finanzwelt. Der Einfluss der Banken
reicht in alle Bereiche. Die Gefahr wird für Jonas immer größer. Zum Ende
entwickelt sich die Handlung zu einem Showdown zwischen Jonas und seinen
Gegnern.
Montecristo ist ein
spannender und solider Thriller aus der Welt der Banker, Journalisten und
Politiker. Im Verlauf der Handlung wird einem bewusst, wie mächtig und
skrupellos die Banken sind. Da werden keine Mittel und Wege gescheut, Mitwisser
aus dem Weg zu räumen. Verblüffend ist nur, wie erfindungsreich die Banken bei
der Wahl ihrer Mittel sind.
„‘…Es gibt Dinge, die nicht geschehen, weil sie einfach nicht geschehen dürfen. Und wenn sie trotzdem‘ – seine knochigen Zeige- und Mittelfinger häkelten zwei Gänsefüßchen in die Luft – ‚ geschehen sollten, ist es die verdammte Pflicht und Schuldigkeit von Leuten wie uns, sie ungeschehen zu machen….‘“
Martin Suter gewährt dem
Leser einen tiefen Einblick in die Welt der Schweizer Banken. Er beschreibt
eine Verschwörung, die mich sehr an die Finanzkrise 2007 erinnert, die damals etliche
Banken in die Knie gezwungen hat. Unter Anderem musste die amerikanische Bank „Lehman
Brothers“, 2008 Insolvenz beantragen. Eine Folge dieser Finanzkrise war die
Ausarbeitung von Basel II. Dieses Gesetz soll unter anderem gewährleisten, dass
Banken eine angemessene Eigenkapitalquote aufweisen. In Montecristo fühlte ich
mich teilweise an diese Finanzkrise erinnert. Wer jetzt meint, dass dieses
Thema zu nüchtern ist, um daraus einen spannenden Roman zu machen, liegt völlig
falsch. Martin Suter schafft es, das Thema sehr spannend und kurzweilig
rüberzubringen. Einmal angefangen, fällt es schwer, das Buch aus der Hand zu
legen.
Leider wirkt der Anfang
der Geschichte ein bisschen zu konstruiert. Jonas‘ Entdeckung der
Hundertfrankenscheine mit identischer Seriennummer ist schon ein riesengroßer
Zufall.
Und wenn sich dann auch
noch ein Zusammenhang zu dem Toten aus dem Intercity herstellen lässt, hat es
Kommissar Zufall für meinen Geschmack zu
gut mit Jonas gemeint.
Mir ist eine
Besonderheit an dem Buch aufgefallen, die vielleicht nicht viel mit der
Handlung zu tun hat, aber trotzdem sehr sympatisch ist: Martin Suter scheint
eine Leidenschaft für gutes Essen zu haben. Seine Charaktere essen viel und
oft. Dabei hat Suter eine Art, dieses Essen zu beschreiben, dass man beim Lesen
Hunger bekommt.
„Hier gab es Cordon Bleus, die über den Tellerrand hinausragten, Bratwürste, die auf ovalen Tellern serviert werden mussten, und Schweinekoteletts, deren Beilagen einen separaten Teller beanspruchten.“
„Die Kalbshaxe war so, wie sie sein musste: zart und mit frischgeriebener Zitronenschale in der Gremolata. Der Tignanello hatte ein Bouquet wie ein sorgfältig gepflegtes antikes Möbel,…“
Dieses Buch ist schon
seit einiger Zeit ziemlich weit oben in den Bestseller-Listen. Ich bin mir
nicht sicher, ob dies gerechtfertigt ist. Es ist ein solider unterhaltsamer Krimi,
der aber aufgrund der Zufallshäufung am Anfang des Buches ein wenig schwächelt.