Das schreibt der Verlag (dtv) über den französischen Bestseller des Jahres 2007:
"Muriel Barberys Roman über eine kleine, hässliche, aber ungemein gebildete Concierge in Paris und eine altkluge Tochter reicher Eltern. Hinreißend komisch und zuweilen bitterböse erzählen die beiden sehr sympathischen Figuren von ihrem Leben, ihren Nachbarn im Stadtpalais, von Musik und Mangas, von Gott und der Welt.
Eine großartige Gesellschaftssatire, ein sehr intelligenter Führer durch Kunst und Philosophie, die höchst unterhaltsame und anrührende Geschichte zweier Außenseiter."
Schon lange nicht mehr hat mich eine
Geschichte dermaßen berührt. Ich habe viel gelacht. Ich habe aber auch ein paar Tränchen
verdrückt....
Das Besondere an diesem Roman sind seine Charaktere, allen voran Renée Michel, 54 Jahre alt, Concierge in der
Rue de Grenelle 7, einem schönen herrschaftlichen Pariser Stadthaus. Die
verwitwete Renée ist das Paradebeispiel einer französischen Concierge. So
beschreibt sie sich selbst:
„Ich bin Witwe, klein, hässlich, mollig, ich habe Hühneraugen und, gewissen Morgenstunden zufolge, in denen er mich selbst stört, einen Mundgeruch wie ein Mammut. Ich habe nicht studiert, ich war immer arm, unauffällig und unbedeutend. Ich lebe allein mit meiner Katze, einem großen faulen Kater, dessen einzige nennenswerte Eigenheit darin besteht, an den Pfoten zu stinken, wenn er verstimmt ist… Da ich selten liebenswürdig, jedoch immer höflich bin, liebt man mich nicht, toleriert mich aber gleichwohl….“ (S. 11)
Aber Renée ist nicht
diejenige, die sie vorgibt zu sein. Tatsächlich nutzt sie die Rolle der
Concierge als Tarnung, um genügend Zeit für ihre große Leidenschaft zu haben. Für Renée
ist es das Größte, sich zu bilden. Sie beschäftigt sich mit Literatur, Musik
und Kunst. Ihr Steckenpferd ist die Philosophie. Für die Bewohner des Hauses in
der Rue de Grenelle ist sie jedoch eine übellaunige, einfach gestrickte
Concierge, die nur dann von ihnen wahr genommen wird, wenn sie irgendwelche
Dienste für sie erledigen soll. Ansonsten existiert sie nicht für die Bewohner.
Dabei könnte Renée fast alle von ihnen intellektuell in die Tasche stecken.
„Doch in der Sicherheit meines Geistes gibt es kaum eine Herausforderung, die ich nicht annehmen könnte. Unbemittelt dem Namen, der Stellung und dem Äußeren nach, bin ich in meinem Verstand eine unbesiegte Göttin.“ (S. 52)
Paloma ist 12 Jahre alt
und wohnt mit ihrer Familie ebenfalls in dem Haus der Rue de Grenelle 7. Das
Mädchen ist hochintelligent und gleichzeitig hypersensibel. Paloma hadert mit
der Welt der Erwachsenen, die sie als oberflächlich und verlogen empfindet.
Daher beschließt sie, sich an ihrem 13. Geburtstag umzubringen. Bis dahin macht
sie es sich zur Aufgabe, jeden Tag einen tiefgründigen Gedanken zu Papier zu
bringen. Denn
„Wichtig ist nicht, dass man stirbt oder in welchem Alter man stirbt, sondern was man tut, in dem Moment, wo man stirbt. Bei Taniguchi sterben die Helden beim Erklimmen des Everest. Da ich nicht die geringste Chance habe, mich vor dem 16. Juni am K2 oder an den Grandes Jorasses zu versuchen, ist mein persönlicher Everest eine intellektuelle Herausforderung. Ich habe mir zum Ziel gesetzt, mir möglichst viele tiefgründige Gedanken zu machen und sie in dieses Heft zu schreiben: Wenn schon nichts einen Sinn hat, soll der Geist sich wenigstens damit auseinandersetzen, oder?“ (S. 20)
Mit dem Einzug von M.
Ozu, einem charismatischen Japaner, in die Rue de Grenelle 7, ändert sich
einiges für Renée und Paloma. Er freundet sich zunächst mit Paloma an. Mit seiner warmherzigen Art und seinem Interesse für seine Mitmenschen schafft er es, ihr das Gefühl zu vermitteln, in ihren Zweifeln und tiefgründigen Ansichten ernst genommen zu werden.
Renée findet in beiden Seelenverwandte. Paloma und M. Ozu haben sie längst durchschaut. Zwischen den Dreien entwickelt sich eine tiefe Freundschaft.
Die Geschichte wird
sowohl aus der Perspektive von Renée als auch aus der von Paloma in der
Ich-Form erzählt, was dazu führt, dass es an vielen Stellen in dem Buch zwei
unterschiedliche Sichtweisen über die selben Ereignisse gibt. Da beide einen
sehr trockenen Humor haben und teilweise sehr sarkastisch berichten, ist die
Geschichte stellenweise urkomisch. Dabei ist der Sprachstil fast schon
poetisch. Ich habe sehr viele Textpassagen raus geschrieben, weil sie einfach
nur schön sind.
Leider verlieren sich
Renée und Paloma manchmal in philosophischen Gedankengängen, so dass man als
Leser höllisch aufpassen muss, um den beiden in ihren Ausführungen folgen zu
können. Das ist für mich aber auch der einzige Kritikpunkt an diesem Buch.
Insgesamt ist das Buch
sehr kurzweilig. Man liest, lacht viel und auf einmal hat man das Ende des
Buches erreicht. Und hier wird man völlig überrumpelt. Doch mehr möchte ich
nicht verraten.
Dieser Roman war im Jahr
2007 ein Bestseller in Frankreich, der auch etliche Preise eingeheimst hat. Ich
habe ihn jetzt erst für mich entdeckt, wobei ich nicht mehr weiß, wie dieses
Buch auf meinen SuB gekommen ist. Aber manchmal hat man einfach Glück.
Über die Autorin:
Muriel Barbery wurde 1969 in Casablanca geboren, studierte Philosophie in Frankreich, verbrachte einige Jahre in Kyoto und lebt derzeit wieder in Frankreich. Ihr Romandebüt, >Die letzte Delikatesse<, erschien 2000 und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. >Die Eleganz des Igels<, ihr zweiter Roman, wurde zu dem literarischen Bestseller des Jahres 2007 in Frankreich, in über dreißig Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet (u.a. mit dem >Prix Georges Brassens 2006<, dem >Prix des libraires 2007< dem >Prix Rotary International<). (Quelle: dtv)