Das Buch "Wolfsbrot" von Ulrike Möltgen (Ill.) und Kilian Leypold ist einem Genre zuzuordnen, das ich nicht häufig auf meinem Blog rezensiere: Kinderliteratur.
Was liegt da näher, als sich einen Spezialisten in Sachen Kinder- und Bilderbücher als kompetente Unterstützung mit ins Blogger-Boot zu holen: meinen Sohn, 11 Jahre alt.
Wir haben dieses Buch gemeinsam gelesen und betrachtet. Im Anschluss haben wir unsere Leseeindrücke besprochen und waren erstaunt, wie unterschiedlich Kinder und Erwachsene die gleichen Dinge wahrnehmen.
Inhalt:
Ein Kind lebt zusammen mit seiner Mutter im Wald. Es ist Winter, der Krieg ist gerade vorbei. Jeden Morgen macht sich das Kind in der Dämmerung auf den Schulweg. Für den Weg braucht es ca. eine Stunde. Oft tut sich das Kind mit Nachbarskindern zusammen, oft legt es den Weg aber auch allein zurück. Als Wegzehrung bekommt das Kind von der Mutter ein leckeres Wurstbrot eingepackt. An einem bitterkalten Morgen ist es mal wieder soweit: das Kind ist allein unterwegs. Der Wald ist dunkel und bedrohlich. Da begegnen dem Kind zwei unheimliche Gestalten .....
🤔😏😊
Die Buchbesprechung mit Junior
Frage: Was hat dir an dem Buch gefallen?
Junior: Es ist sehr spannend geschrieben. Man fiebert mit dem Kind mit und will das Buch in einem Rutsch lesen. Die Zeichnungen sind cool, weil sie nicht so genau sind und man sich daher viel dazu denken muss.
Renie: Das stimmt. Die Geschichte, die von dem Kind erzählt wird, ist wirklich spannend geschrieben, wirkt teilweise etwas unheimlich, was durch die dunkel gehaltenen, kubistischen Zeichnungen noch verstärkt wird. Wenn man die Zeichnungen genauer betrachtet, haben einige etwas von einer Collage, verschiedene Strukturen wirken dabei zusammen. Ulrike Möltgen lässt dabei viel Raum für die Fantasie des Lesers, weil sie bei ihren Illustrationen eher andeutet und sich dabei auf das Wesentliche beschränkt.
Frage: Was war schlecht?
Junior: Das Buch war zu schnell ausgelesen. Ich hätte gern noch mehr über das Kind erfahren.
Frage: Was hat dir an dem Kind gefallen?
Junior: Das ist ein cooles Mädchen, weil sie es geschafft hat, ihre Angst zu bekämpfen.
Renie: Wieso Mädchen? Das ist doch ein Junge.
Junior: Für mich war das Kind ein Mädchen.
(Junior hat die Buchbeschreibung nicht gelesen, in der erwähnt wird, dass es sich bei dem Kind um einen Jungen handelt. Warum sollte er die Beschreibung auch lesen? Die Gestaltung des Covers war für ihn Grund genug, dieses Buch zu lesen. Da interessieren ihn keine Buchbeschreibungen.)
Frage: Findet das, was dem Kind passiert, in seiner Fantasie statt oder in der Wirklichkeit?
Junior: Es ist alles wahr! Die Geschichte ist dem Mädchen wirklich passiert.
Renie: Ich bin mir da nicht so sicher. Teilweise wirkte die Geschichte auf mich, als ob sie in der Fantasie des Kindes stattfindet. Durch den langen einsamen Weg zur Schule fängt das Kind an zu träumen und dabei entstehen die kuriosesten Dinge.
Frage: Wie gefällt dir der Titel?
Junior: Der Name "Wolfsbrot" ist schon lustig. Ich dachte, es geht um jemanden, der Brot für einen Wolf backt.
Renie: Aber Wölfe fressen doch kein Brot.
Junior: In dieser Geschichte schon!
(Recht hat er! Einfach den Kopf ausschalten und die Fantasie gewähren lassen. So muss man ein Kinderbuch lesen! Da ist die Logik eines Erwachsenen häufig fehl am Platze.)
Wir sind uns einig:
- "Wolfsbrot" ist ein sehr spannendes Buch mit ungewöhnlichen Illustrationen, die aber viel Raum für die eigene Fantasie lassen.
- Kinder lesen anders als Erwachsene.
Es hat Spaß gemacht, dieses Buch gemeinsam mit meinem Sohn zu lesen. Es hat noch mehr Spaß gemacht, sich mit ihm über dieses Buch auszutauschen. Das hat doch etwas von einem "Literarischen Duett" und macht Lust darauf, weitere Bücher gemeinsam zu entdecken.
© Renie
Ich empfehle dieses Buch kleinen und großen Kindern ab 8 Jahren.
Über Ulrike Möltgen (Ill.)
Ulrike Möltgen ist 1973 in Wuppertal geboren. In ihrer Heimatstadt machte sie ihr Diplom bei Wolf Erlbruch. Für ihre Bücher hat sie mehrere Auszeichnungen bekommen, unter anderem für ihr Werk „Mondbär“.
Ulrike Möltgen lebt mit ihrem Sohn Konrad und ihrer Hündin Maja in Wuppertal.
Über Kilian Leypold
Kilian Leypold, 1968 in Nürnberg geboren, studierte in Erlangen Philosophie, Slavistik und Osteuropäische Geschichte. Er schreibt Gedichte, Minidramen und Geschichten, für die er bereits mehrere Preise und Stipendien erhielt. Leypold hat einen erwachsenen Sohn und eine kleine Tochter. Er lebt als freier Autor und Reporter seit 2000 in München.