Die adelige Louise de Vilmorin war eine französische Schriftstellerin, deren Leben heutzutage genügend Stoff für einschlägige Klatschblätter, die sich mit den Promis dieser Welt befassen, liefern würde. Louise war mal mit Antoine de St.Exupéry verlobt, geheiratet hat sie jedoch einen US-amerikanischen Millionär (Ehe 1) und später einen österreichisch-ungarischen Playboy (Ehe 2). Man munkelt, dass sie daraufhin diverse Affären mit den unterschiedlichsten Männern des öffentlichen Lebens hatte, u.a. Charles de Gaulle. Auf ihrem Familienschloss ging die Elite der französischen Künstler ein und aus. Und dass Louise ihren Roman „Belles Amours“ niemand geringerem als Orson Welles gewidmet hat, kommt sicherlich auch nicht von ungefähr.
Wie in fast all ihren Romanen erzählt Louise de Vilmorin in „Belles Amours“ eine Geschichte aus der Welt der französischen Reichen und Schönen der 50er Jahre.
Diesmal geht es um eine junge Frau, die zum Objekt der Begierde für gleich zwei Männer wird. Begehrt wird sie zunächst von Louis Duville, um die 30 Jahre alt, Spross einer reichen Familie und Schürzenjäger. Die Jagd nach Schürzen findet zunächst ein jähes Ende, als sich Louis Hals über Kopf in eben jene Madame verliebt. In Rekordzeit wird sich verlobt, der Termin der Hochzeit steht bereits fest, doch in der Nacht vor dem glücklichen Ereignis, macht sich die Braut davon. Ein alter Freund der Familie Duville und Hochzeitsgast ist Louis in die Quere gekommen. Mit der Liebe scheint es also bei Madame nicht weit hergeholt zu sein, denn diese erliegt in kurzen Momenten des Kennenlernens dem Charme des über 20 Jahre älteren Argentinier M. Zaguirre. Die Dame wird zu Mme. Zaguirre und lebt von da an in der Abgeschiedenheit des argentischen Anwesens ihres Mannes. Innerhalb kurzer Zeit kommt Langeweile auf. Und wie es sich für reiche Jetsetter gehört, wird schon bald wieder nach Europa gereist.
Schon beginnen die Irrungen und Wirrungen einer vermeintlich glücklichen Ehe und einer Frau, die nicht weiß, was sie will. Doch dafür wissen die Kreise der gehobenen Gesellschaft, in der man sich bewegt, umso besser, was eine Frau des Standes einer Mme. Zaguirre will. Während ihres Aufenthaltes in Europa wird Mme. Zaguirre auch wieder dem einst verschmähten Louis begegnen. Nur so viel: er kommt nicht von ihr los – vielleicht ist es auch Rache an dem „guten Freund“ der Familie. Und sie weiß immer noch nicht, was gut für sie ist.
Es geht in diesem Roman um Liebe bzw. das, wofür sie gehalten wird. Die Frau, die im Mittelpunkt der Handlung steht, ist ein Objekt der Begierde, das es zu besitzen gilt. Das Objekt lässt sich auf dieses Spiel ein. Denn stellvertretend für die Frauen ihrer Zeit und ihrer gesellschaftlichen Kreise steht für sie der Versorgungsgedanke im Vordergrund und die damit verbundene Angst, plötzlich ohne die nötigen Mittel dazustehen, um ihren luxuriösen Lifestyle aufrecht zu erhalten. Von dem Ruf einer Dame mal abgesehen.
Man kann Louise de Vilmorin eine scharfe Beobachtungsgabe attestieren. Schließlich war sie in eben diesen gesellschaftlichen Kreisen zuhause und wusste daher, wie das menschliche Miteinander in der High Society ihrer Zeit funktionierte.
Dabei erzählt sie diese Geschichte mit großer Leichtigkeit, viel Esprit und Amüsement. Sie schien zumindest über den Dingen zu stehen und behielt die Oberhand im Spiel zwischen Mann und Frau – glaubt man ihrer Biografie.
Ich habe diesen Roman mit großem Vergnügen gelesen. Die Seiten flogen nur so dahin und ich fühlte mich in einen Hollywood-Film der 50er Jahre hineinversetzt, Cary Grant und Grace Kelly lassen grüßen.
Leseempfehlung!
© Renie
Louise de Vilmorin: Belles Amours (Dörlemann Verlag)