Samstag, 30. November 2013

Nicci Gerrard: Das Fenster nach innen

In diesem Buch geht es um drei Freunde: Marnie, Ralph und Oliver. Freunde seit Kindertagen. Marnie arbeitet in einem Puppenmuseum, als sie einen Telefonanruf bekam. Oliver, den sie jahre-, jahrzehntelang nicht gesehen hat ruft an und sagt, sie muss nach Schottland kommen. Ralph liegt im Sterben und braucht jetzt die beiden Freunde. Und Marnie macht sich auf den Weg.
Und an Ralphs Sterbebett erinnert sie sich und erzählt ihm ihrer aller Geschichte. Ich erfahre, dass Ralph eine unglückliche Kindheit hatte. Sein älterer Bruder, der Charmeur, ist früh gestorben, der Vater wurde zum Alkoholiker und schlug die Frau und Ralph. Und dann war da noch die behinderte Schwester. Seit kurzer Zeit vor des Bruders Tod war Marnie dessen Freundin. Und so kam es, dass Ralph sich immer öfter bei Marnie und deren Mutter in der Pension aufhielt.

Ohne Schmalz, ohne auf die Tränendrüsen zu drücken, lässt die Autorin ihre Figuren sich zurückerinnern an eine nicht nur glückliche Kinder- und Jugendzeit. Und an die Irrungen und Wirrungen der Liebe.

Nicci Gerrard hat eine wahnsinnig tolle Art, Menschen zu beschreiben oder auch die Natur. Ach, sie hat überhaupt einen tollen Schreibstil. Ich habe mittlerweile ein anderes Buch begonnen, aber die Hauptfiguren von diesem Buch sind mir immer noch präsent. Ich glaube, ich habe noch ein Buch von ihr im Regal, und wenn nicht, werde ich mir auf jeden Fall noch Lesestoff von ihr besorgen.


Donnerstag, 21. November 2013

Elisabeth Rynell: Schneeland

Dieser Roman, der autobiografische Elemente erhält, war der Durchbruch für die Autorin. Davor schrieb sie Gedichte, einen Roman und Essays. Der Klappentext besteht nur aus Lobeshymnen - und wie ich meine, ganz zu Recht.

Eine Frau erfährt am Telefon, dass ihr Mann im Krankenhaus nach einer Operation gestorben ist. Und diese Szene ist so eindringlich beschrieben, dass sie mir direkt unter die Haut ging und ich eine Gänsehaut bekam.

Dann ein Schwenk in eine frühere Zeit, zu einem Mann, Aron, ein Landstreicher. Er fuhr viele Jahre zur See. Nun ist er unterwegs. Er wollte nach Norden, hat Stockholm an einem Tag passiert. In seiner Begleitung der riesige Hund Lurv. Hinter Uppsala wurden die Abstände von Dorf zu Dorf größer.
Diese Wanderung ist sehr schön beschrieben. Wie der Hunger ihn fast auffrisst. Er mag nicht an jedem Haus klopfen, man weiß ja nicht, an wen man gerät.
Und dann hat er Glück. Er scheint fast erfroren und verhungert, da gerät er an eine freundliche Familie, die ihn und Lurv zu Tisch bittet. Er bleibt bei ihnen wohnen und lernt Inna kennen.

Aron und Inna, was für ein Paar. Zwei Menschen, die eine Vergangenheit haben, die sie vor anderen hüten. Aron hat als junger Bursche seinen Stiefvater umgebracht. Und Inna, einziges überlebendes Kind ihrer Eltern, hat eine schwere Kindheit. Nach dem Tod der Mutter wird sie vom Vater missbraucht und geschlagen.

Sie leben in einer unwirtlichen Gegend, irgendwo in Lappland. Und Inna lässt das Kennenlernen nur stückweise zu. Beobachtet Aron zuerst in der Nacht, während er draußen in der Natur bei den Pferden schläft.

Was für ein Buch. Was für eine Sprache. Für mich die reinste Poesie. Wundervolle Landschaftsbeschreibungen.

Ich denke, ich verrate nicht zu viel, wenn ich schreibe, dass diese Geschichte kein Happy End hat. Darauf kommt es irgendwie nicht an. Für mich ist es die schönste Liebesgeschichte, die ich bisher gelesen habe.

Und es gibt sogar eine Verfilmung. Mit einem wunderbaren Ulrich Mühe als Innas Vater. Für mich seine stärkste Rolle.