Samstag, 29. Juni 2013

James A. Michener: Dresden, Pennsylvania

Das halbe Jahr ist um und ich kann sagen, ich habe mein bisheriges Jahreshighlight gefunden. Dieses Buch ist für mich der Knaller.
Ein bisschen skeptisch war ich ja, als ich mir das Buch gekauft habe. Und gekauft habe ich es nur, weil laut Klappentext ein Schriftsteller die Hauptrolle spielt, der seinen letzten großen Roman vollendet hat.

Aber der Schriftsteller Lukas Yoder ist nicht die einzige Hauptrolle. Da sind noch die Lektorin Yvonne Marmelle, der Kritiker Karl Streibert und die Leserin Jane Garland.
Sie alle erzählen ihre Geschichte, die miteinander verwoben ist und am Ende in etwas Wunderbares gipfelt. Trotz des im Klappentext angekündigten Mordes, auf den man aber bis fast zum Schluss warten muss.

Lukas Yoder, Schriftsteller von Beruf, hat seinen achten und letzten Roman beendet. Emma, seine Frau, die ihren Karrieretraum aufgegeben hat und als Lehrerin arbeitet, damit Lukas schreiben kann, ist diesmal nicht ganz so euphorisch. Hat er doch in seinem letzten Buch die Ökoschiene betreten.
Lukas erste vier Bücher floppten, die nächsten drei wurden gefeiert. Wie nehmen seine Fans nun den letzten Band auf?

Herman Zollicoffer "war ein stolzer alter Dutchman, dem es wichtig war, daß Sprache und Sitten seiner Leute der Welt korrekt vermittelt wurden".
Und so hat es sich Lukas zur Regel gemacht, das Geschriebene von Herman lesen zu lassen.

Auf der Fahrt zu seiner Farm dachte ich über die heikle Situation nach, in der sich jeder, selbst der erfolgreichste Schriftsteller befindet, der ein Manuskript abgeschlossen zu haben glaubt. Es muß vor dem Urteil einer externen Autorität bestehen, in meinem Fall also vor Zollicoffer. Anschließend wird es vom Lektor auseinandergenommen. Falls es ausgesprochen kontroverse Themen behandelt, werden Juristen es nach eventuell verleumderischen Aussagen durchkämmen. Und zum Schluß muß irgendein Könner der Sprache jeden Satz auf Grammatik und Orthographie überprüfen. Und selbst nach solch aufmerksamer Betreuung kann ein Buch durchfallen, wenn es endlich an die Öffentlichkeit gelangt.

Im Weiteren erzählt Lukas Yoder, wie er seine Lektorin und seine Agentin kennenlernt und wie aus seiner Sicht seine Bücher entstehen. Da geht es hauptsächlich über verlagstechnische Dinge, die aber äußerst unterhaltend beschrieben werden.

Diese Geschichte scheint ein wenig aus der Rolle zu fallen. Michener hat bisher wohl hauptsächlich historische Romane geschrieben, in denen er sich mit einem bestimmten Land oder US-Bundesstaat von den Anfängen bis zur Gegenwart beschäftigt.
Diese Geschichte spielt zwar in Dresden, Pennsylvanien, die wahrscheinlich deutscheste Region Amerikas, und wir lernen einige urige Einwohner dieser Region kennen, aber hauptsächlich handelt das Buch von Büchern, der Literatur, dem Buchwesen. Der Originaltitel "The Novel" passt daher viel besser zum Buch, als der deutsche Titel.

Das Kapitel über die Lektorin Yvonne Marmelle hat mir sehr gut gefallen. Wir erfahren dort, dass sie schon als kleines Kind Bibliothekarin werden wollt. Das kam durch ihren Onkel Judah, der Bücher liebte, der sie schon frühzeitig an Jugendbücher heran führte, obwohl sie vom Alter her in der Bibliothek eigentlich nur Kinderbücher ausleihen dürfte.
Für Yvonne war es

eine so sensationelle Erfahrung, mit dem Leben anderer Menschen in Berührung zu kommen, daß ich bei der Rückgabe des Buchs die Bibliothekarin fragte: "Ist das alles tatsächlich passiert?" Und sie hat mir erklärt: "Es ist passiert, aber nur im Kopf der Schriftstellerin. Und natürlich auch in deinem Kopf. Das macht einen Roman aus. Er ist ein Austausch von Träumen."

Schon in jungen Jahren konnte sie einen guten Roman unterscheiden von einem, der des Lesens nicht wert war. Yvonne wurde zwar nicht Bibliothekarin, dafür aber eine erfolgreiche Lektorin, die allerdings privat nicht viel Glück hatte.

Auch das Kapitel des Kritikers Karl Streibert ist sehr interessant und spannend. Und in dem der Leserin Jane Garland fügt sich dann alles zusammen. Hier treffen wir sie alle wieder und werden sehen, was aus ihnen wird. Wie sich nach Glück und Trauer ihr Leben weiterentwickeln wird.

Zum Schluss möchte ich noch ein Zitat bringen. Es sind Sätze von Leserbriefschreibern an Lukas Yoder, die es fast immer auf die gleiche Weise ausgedrückt haben (mir geht es auch oftmals so, wenn ich ein schönes Buch beende):

Wenn ich mich den letzten Seiten eines Romans von Ihnen nähere, dann empfinde ich ein Gefühl ehrlichen Bedauerns, weil ich merke, daß ich eine Beziehung mit Figuren aufgeben muß, die ich liebgewonnen habe. Und eine Ecke der Welt wieder verlassen muß, wo ich lohnende Wochen und Monate verbracht habe. Ich lese nämlich langsam und gründliche. Wenn die Seiten weniger werden, kommt es mir vor, als ob mir etwas weggenommen würde, etwas Kostbares, das unersetzbar ist.
Vielleicht lachen Sie über das, was ich jetzt sagen möchte, aber wenn ich sehe, wie wenig Seiten mir noch bleiben, rationiere ich sie. Dann erlaube ich mir täglich nur einige wenige Seiten, und wenn die letzte Seite kommt und ich das Buch zuschlage, dann starre ich minutenlang auf die Karte auf dem Vorsatzpapier und bin mir bewußt, daß mich etwas Wertvolles angerührt hat.


Sonntag, 23. Juni 2013

Benno Pludra: Bootsmann auf der Scholle

Bootsmann auf der Scholle ist ein Kinderbuch aus DDR-Zeiten und erschien 1959. Es gehört zu der Reihe "Die kleinen Trompeterbücher".

 Die Bücher im Format 15 x 10,5 cm hatten einen Hartpappeinband und kosteten − staatlich subventioniert − 1,75 Mark bzw. 2,40 Mark für den Doppelband. Der Name der Reihe geht auf Fritz Weineck zurück, der nach dem gleichnamigen Lied über ihn auch als „Der kleine Trompeter“ bekannt war. Die Geschichte über diese kommunistische Märtyrerfigur ist als Band 1 der Reihe erschienen. 
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Die_kleinen_Trompeterb%C3%BCcher

Hier gibt es eine schöne Seite, wo man mal nach den Trompeterbüchern stöbern kann.

Nun aber zu diesem Büchlein: Bootsmann ist ein junger Hund, der bei Kapitän Putt Bräsing auf dem Schlepper zu Hause ist. Am Hafen spielen die Kinder Uwe, Jochen und Katrinchen. Putt Bräsing erlaubt den Kindern, Bootsmann mitzunehmen. Sie sollen aber nicht lange wegbleiben, da der Schlepper bald los muss.
An der Bucht im Schilf laufen die Kinder mit Bootsmann aufs Eis. Jochen vorneweg, er will der Mutigste und Größte sein. Und Bootsmann immer hinterher. Bis das Eis zu knirschen beginnt. Jochen hört weder das noch die warnenden Rufe von Uwe, der ihn bewegen will, zurückzukommen. Doch zu spät: Eine Eisscholle bricht ab und schwimmt auf die Ostsee hinaus. Während Jochen es noch schafft, an Land zu springen, sitzt Bootsmann auf der Scholle fest.
Jochen, der nun gar nicht mehr der Größte und Mutigste ist, verschwindet. Und Uwe muss nun versuchen, Bootsmann zu retten.

Als Kind habe ich das Buch sicher verschlungen. Es ist eine spannende Geschichte, aus der Kinder etwas lernen können. Schön sind die Illustrationen von Werner Klemke.

Sonntag, 9. Juni 2013

Karl Neumann: Frank




Frank ist ein Buch aus meiner Jugendzeit. Ein sogenanntes DDR-Buch. Es ist ein Dreiteiler, was ich damals noch nicht wusste. Ich kannte bisher nur Frank und Frank und Irene. Der dritte Teil heißt Frank bleibt Kapitän.
Karl Neumann, ein deutscher Kinder- und Jugendschriftsteller (30.6.1916 - 9.4.1985) lernte das Malerhandwerk und arbeitete auch in dem Beruf. Im Zweiten Weltkrieg verlor er ein Bein und konnte seinen Beruf nicht mehr ausüben.
Er wurde Lehrer und arbeitete als Internatsleiter. 1972 ließ er sich als freier Schriftsteller bei Brandenburg an der Havel nieder.

Von Frank, seinem Erstling, gab es bis 2005 20 Auflagen. Sogar ein Theaterstück gibt es davon. Auch der zweite Teil schaffte es bis auf elf Auflagen.

Karl Neumann erzählt die Geschichte von Frank, seiner Familie und seinen Schulkameraden. Sie spielt in den 50er-Jahren. Franks Vater, Polier Brinkmann, musste seine drei Kinder, Frank hat noch zwei kleinere Geschwister, in der Obhut der Tante lassen. Die lässt die Kinder jedoch verwahrlosen. Von dem Geld, dass der Vater ihr regelmäßig überweist, lässt sie es sich gutgehen. Die Kinder werden nicht gewaschen, bekommen nichts Vernünftiges zu essen, und Frank muss im Haushalt und Garten mit anpacken. Doch er versteht es, sich regelmäßig dünne zu machen. Er durchstromert mit seinem Klassenkameraden und Freund Pepo die Gegend.
Als sie auf Studenten mit einem Kanu stoßen, wächst in ihnen ein Wunsch. Doch bevor der in Erfüllung geht, erleben Frank, Pepo und ihre Klassenkameraden noch so einiges.
In dieser Geschichte geht es um Freundschaft, Vertrauen, Zusammenhalten, Siege und Niederlagen.

Donnerstag, 6. Juni 2013

Brigitte Riebe: Die schöne Philippine Welserin

Inhalt:
In ihrem neuen Roman läßt uns Brigitte Riebe an dem bewegten und tragischen Leben der Philippine Welser teilhaben.
Die bürgerliche "Pippa" heiratet den Erzherzog Ferdinand II. Doch diese Ehe muß geheim bleiben und auch deren Kinder, sogenannte "Schwellenkinder" werden niemals anerkannt werden.
Doch die Liebe der beiden ist durch nichts zu erschüttern, wodurch sich Philippine viele Feinde schafft und ihr sogar jemand nach dem Leben trachtet.....

Meine Meinung:
Diese Geschichte hat mich sehr bewegt.
Durch den schönen, flüssigen und fesselnden Schreibstil konnte ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen.
Ich habe Philippine bewundert, mit welcher Stärke sie ihr Schicksal, dass ihr wirklich nur wenig glückliche Zeit ließ, ertragen hat und ihre Liebe zu Ferdinand durch nichts zu erschüttern war.
Auch dieser Roman wurde von der Autorin wieder hervorragend recherchiert und dem Leser lebendig nahegebracht.
Sehr gut haben mir die Beschreibungen der Heilkräuter gefallen, welche jedem Kapitel vorangestellt wurden und anschließend geschickt in die Geschichte mit eingeflossen sind.
Auch das Cover mit dem Bild von Philippine und die Innenausstattung des Buches wirken sehr edel.
Am Ende erfahren wir in einem interessanten Nachwort, was an der Geschichte stimmt und was Fiktion war.

Fazit:
Ein rundum stimmiges Buch, welches ich unbedingt weiterempfehlen möchte und vergebe daher 5 von 5 Punkten.

Sonntag, 2. Juni 2013

Markus Walther: Buchland

Eigentlich wollte ich gestern Abend ja ein Jugendbuch aus meiner Jugendzeit lesen. Aber eine Lesefreundin hat so von dem Buch Buchland von Markus Walther geschwärmt und mich so neugierig gemacht, dass ich es jetzt vorgezogen habe. Das Buch gibt es auch als E-Book und obwohl ich einen Reader habe, möchte ich "Bücher über Bücher" auch nur als Druckausgabe haben. Schon mit dem ersten Satz, dem ersten Absatz, ja der ganzen ersten Seite hat mich Markus Walther, von dem ich bisher noch nichts gelesen habe. "Die Bücher um mich herum, die sich unter einem staubigen Mantel zu verbergen suchten, schienen leise zu wispern. Sie erzählten sich ihre Geschichten, während sie darauf warteten, einen unschuldigen Leser zu finden, in den sie ihre Saat pflanzen konnten." So beginnt der verstaubt wirkende Antiquariatsbuchhändler Herr Plana zu erzählen. Er hat gleich einen Termin mit einer jungen Frau. Beatrice Liber kommt wegen eines Bewerbungsgesprächs. Nachdem sie ihm einige Seiten aus "Die 1,000,000 Pfundnote und andere humoristische Erzählungen und Skizzen von Mark Twain" vorgelesen hat, hat sie den Job und soll am kommenden Tag pünktlich eintreffen.

Ich liebe solche Bücher und ich beneide Beatrice jetzt schon um ihren Job. Was sie wohl alles erleben wird bei Herrn Plana. Ich weiß noch nicht, was Herr Plana im Schilde führt. In seinem Keller ist eine riesige Bibliothek. Hier scheinen sich alle, aber auch alle jemals geschriebenen Bücher zu befinden. Und er scheint mit ihnen kommunizieren zu können. Verursachen sie ihm ab und an seine körperlichen Schmerzen? Die können so stark werden, dass er sich kaum bewegen kann. Und hören nur auf, wenn ihm etwas vorgelesen wird. Über Beatrice ihr Schicksal habe ich schon etwas erfahren. Sie ist verheiratet und ihr Baby ist an einem plötzlichen Kindstot gestorben. Während sie selbst es nach einer Weile geschafft es, ihr Leben wieder einigermaßen auf die Reihe zu bekommen, ist ihr Mann zum Alkoholiker geworden. Beatrice hat ihren Buchladen verloren und so hatte sie sich bei Herrn Plana beworben. Aber ist das der richtige Job für sie? Im Keller hat sie ihr Buch entdeckt, das sie noch nicht geschrieben hat. Sie führte eine Art Romantagebuch über ihr eigenes Leben. Und nun liegt es hier als fertiges Buch, sogar mit einem Titel, den sie sich noch gar nicht ausgedacht hat. Und erst mal Herrn Plana seine Gäste: Schriftsteller aus vergangenen Jahrhunderten, die gar nicht mehr leben, tauchen mit einer Selbstverständlichkeit in dem Antiquariat auf. Eigentlich möchte ich gar nicht mehr viel erzählen, da das Buch nur 239 Seiten hat. Es geht weiterhin um Bücher und ums Lesen und einen guten Teil nimmt auch das Schreiben ein. Ich teile vollauf Herrn Planas Einstellung, dass ein Buch, bevor es auf den Markt kommt, mindestens ein Lektorat durchlaufen haben sollte. Überhaupt seine Gedanken um die heutige Medienwelt finde ich sehr interessant. Wer jetzt noch in den Vordergrund der Geschichte rückt, ist Beatrices Mann Ingo. Der kommt mir nicht ganz geheuer vor. Aber darüber berichte ich jetzt nicht. Da müsst ihr selber nachlesen. Wer nun nur auf Fantasy steht, dem wird es wahrscheinlich nicht so gefallen. Es ist zwar Fantasy enthalten, aber es hält sich alles in Grenzen. Wer aber Bücher liebt und gerne über das Thema liest, dem gebe ich eine Kauf- bzw. Leseempfehlung. Ehrlicherweise muss ich aber dazuschreiben, dass mir, obwohl das Buch lektoriert wurde, doch einige Fehler untergekommen sind. Weil aber die Geschichte ansonsten stimmt, verzeihe ich dem Autoren.