Und dann kommt der Insel Verlag daher und legt es als Ein Stich ins Herz wieder auf. Das klingt nach Herz-Schmerz und scheint sich wohl besser zu verkaufen. Wie ich das hasse.
Aber Arturo Pérez-Reverte kann nichts dafür. Der Verlag sorgt damit nur dafür, dass ich beim Büchershoppen jetzt vorsichtiger bin.
Von Arturo Pérez-Reverte habe ich mit Begeisterung Der Club Dumas (als Die neun Pforten mit Johnny Depp verfilmt) gelesen.
Mit Ein Stich ins Herz lass ich mich ins Jahr 1868 nach Madrid entführen. Ich lerne Jaime Astarloa, den besten Fechtmeister von Madrid, kennen, der Besuch von einer jungen Frau, Adela de Otero bekommt. Sie möchte "den Stoß der zweihundert Escudos von" ihm lernen.
Don Jaime fällt aus allen Wolken. Fechten ist doch nichts für eine Frau. Diese Maxime vertritt er aus tiefstem Herzen:
Gleich würde sie ihm mit weiblicher Überredungskunst zu Leibe rücken, an Gefühle appellieren oder ihn, Gott bewahre, anflehen. Für ihn kam eine Frau als Fechtschülerin nicht in Frage. Er war entschlossen, auch diesmal abzulehnen, zumal es sich nur um die Laune einer verwöhnten Dame handeln konnte. Die Frage, die sie ihm dann stellte, traf ihn vollkommen unerwartet...
Und so kommt es, dass Don Jaime sie als Schülerin aufnimmt, und nicht nur das. Er beginnt, Gefühle für Adela de Otero zu entwickeln. Er schimpft sich einen Narr, wo er doch wesentlich älter ist. Aber er kommt nicht dagegen an.
Eines Tages bat der Marqués de los Alumbres den Fechtmeister, ihn mit der jungen Frau bekannt zu machen. Und dieser verlor damit seine Schülerin.
Als er sie später auf der Straße sah, bemerkte er Angst in ihren Augen.
Don Jaime muss zu seinem Entsetzen mit ansehen, dass die Kunst des Fechtens immer mehr mit Füßen getreten wird. Sie verkommt so langsam zum Sport. Den meisten geht es nur noch um die Technik, nicht mehr um die Kunst.
Mit Quart- und Terzgruß erweisen wir den Sekundanten und Zeugen unseren Respekt. Halten wir uns immer vor Augen, daß Gefechte dieser Art für gewöhnlich zwischen Leuten aus gutem Hause ausgetragen werden. Grundsätzlich ist wohl nichts dagegen einzuwenden, daß zwei Männer sich gegenseitig töten wollen, wenn die Ehre sie dazu treibt. Aber daß sie dies so ritterlich wie möglich tun, ist bei Gott das Mindeste, was wir von ihnen verlangen können.
Und während Don Jaimes Gedanken um die junge Frau kreisen und er jungen Adeligen das Fechten beibringt, gibt es Unruhen im Land, bis die Regierung den Kriegszustand ausruft.
Zwischenzeitlich verliere ich Adela de Otero aus dem Blick. Politik ist das vorherrschende Thema am Stammtisch. Und Don Jaime hat mittlerweile die Nase voll von den Diskussionen, die zu nichts führen:
Von ihm aus hätten sie sich alle miteinander aufhängen können, diese verdammten Republikaner und Monarchisten mit ihrem patriotischen Gewäsch und ihrer kindischen Kaffeehauszänkerei. Jeden Tag eine neue Aufregung, ein neuer Tumult, ein neuer Zwist, mit dem sie ihm das Leben schwer machten. Sollten sie doch alle zum Teufel gehen. Er wollte seine Ruhe haben, nichts weiter.
Und die junge Frau geht ihm weiterhin nicht aus dem Kopf. Sie hat ihm den Frieden geraubt.
Doch dann geschieht etwas Entsetzliches und Don Jaime weiß nicht mehr, was er denken soll.
Doch lest selbst.