Sonntag, 17. November 2019

Roberta Bergmann & Selma Lagerlöf: Herrn Arnes Schatz

Märchenhaft, schaurig, schön … das sind die drei Attribute, die ich der erstmalig 1904 erschienenen Erzählung „Herrn Arnes Schatz“, geschrieben von Selma Lagerlöf, bescheinige. Die schwedische  Autorin war die erste Frau,  die den Literaturnobelpreis erhielt (1909). Bekannt ist sie hierzulande vermutlich eher durch ihr Buch „Die wundersame Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen“.
War die Geschichte um den putzigen Nils Holgersson für Kinder gedacht, sollten diese von "Herrn Arnes Schatz" jedoch die Finger lassen. Zu gruselig und schaurig.
Hier geht es um einen Raubüberfall mit viel Meuchelei, in dem die Gemeuchelten den Lebenden erscheinen – quasi als Unterstützung bei der Verbrechensaufklärung. Das Ganze eingebunden in das Schweden des 16. Jahrhunderts, vermutlich zur Zeit des 30-jährigen Kriegs, und schon haben wir eine spannende, gruselige und düstere Geschichte, die mich sehr an den Stil von Edgar Allan Poe, dem Großmeister der Gruselgeschichte, erinnert hat. Herrlich!
aus "Herrn Arnes Schatz"
von Roberta Bergmann (Ill.), Selma Lagerlöf
"Warum muss ich immerzu an die Dinge denken, die ich nicht erinnern will, dachte Sir Archie bei sich. Es ist, als würde jemand hinter mir herschleichen und sie mir einflüstern. Mir ist, als würde ein Netz um mich gesponnen, das alle meine Gedanken einfängt und mir nur diesen einen lässt, dacht Sir Archie. Ich sehe nicht, wer das Netz auswirft, aber ich höre seine schleichenden Schritte hinter mir."
Dieses Buch ist zudem eine Augenweide. Denn die Illustrationen von Roberta Bergmann lassen keine Fantasien offen. Sie bieten eine perfekte Untermalung der gruseligen Stimmungen, die in dem Text vermittelt werden. Ich weiß nicht, was ich mehr genossen habe. Den Text oder die Betrachtung der Illustrationen? Auf jeden Fall macht die Gestaltung von Roberta Bergmann dieses Buch zu einem gruseligen Großen und Ganzen, das keine Wünsche bei dem Grusel-affinen Leser offen lässt.
Leseempfehlung!

© Renie