Vor einiger Zeit stellte sich Andreas Hagemann bei Whatchareadin mit den Worten vor, er schreibe witzige Fantasy und seine Bücher sollen die Leser zum Lachen bringen, aber auch zum Nachdenken anregen. Sein Fantasyroman "Xerubian" wäre nicht so wie andere Fantasybücher. Ok, das ist leicht gesagt. Aber ich bin neugierig geworden. Eigentlich bin ich ja eher zurückhaltend, was die Lektüre von Fantasybüchern angeht. Es gibt nur ganz wenige Fantasy-Autoren, die ich lese. Tad Williams und Walter Moers gehören dazu; und ich liebe die Scheibenwelt-Bücher von Terry Pratchett. Daher bin ich mit einer sehr großen Erwartungshaltung an "Xerubian" heran gegangen. Und was soll ich sagen, Xerubian hat meine Erwartungen übertroffen. Und jedem, der gerne Terry Pratchett liest, kann ich "Xerubian" wärmstens empfehlen. Ein echter Geheimtipp!
Worum geht es in dem Buch?
In einer Stadt namens Punkt in der Welt Xerubian findet ein Verbrechen statt. Ein Gegenstand unschätzbaren Wertes wird aus der Kathedrale von Punkt gestohlen. Dalon, Inspektor der königlichen Polizei, beschäftigt sich mit der Aufklärung des Verbrechens. Dabei wird er von Martandi, einem Kollegen des königlichen Nachrichtendienstes unterstützt sowie den Drachen Nerol, Dragon und Muliks. Auf der Suche nach dem Täter begibt sich das Fünfergespann auf eine abenteuerliche Reise mit einem fantastischen Ziel.
"Irgendwie entwickelt sich die Reise zu einem größeren und vor allen Dingen unkalkulierbareren Abenteuer, als er es sich ausgemalt hat." (S. 235)
Die Charaktere
Inspektor Dalon ist so etwas wie ein Antiheld. Er steht kurz vor der Penionierung und versucht, möglichst unauffällig durch den Alltag zu kommen und sich nicht in seiner Bequemlichkeit stören zu lassen - weder durch seine Arbeit noch durch seine nervige Ehefrau. Die Aufklärung des Diebstahls ist für ihn die willkommene Gelegenheit, endlich aus dem Alltagstrott auszubrechen und sein Leben umzukrempeln.
"Bereits vor Jahren hat er sich nämlich angewöhnt, nicht mehr dem 'Prinzip der zehn großen A der kollegialen Zusammenarbeit' zu folgen: 'Alle anfallenden Arbeiten auf andere abschieben, anschließend anscheißen, aber anständig.'" (S. 33)
Der junge Martandi ist beim königlichen Nachrichtendienst beschäftigt. Er ist pflichtbewusst und ehrgeizig. Mit seinem Scharfsinn unterstützt er Dalon bei der Aufklärung des Verbrechens und hilft ihm das eine oder andere Mal aus der Patsche.
Und dann sind da noch die Drachen:
Anfangs lernt man die Drachen Nerol und Dragon als Haustiere und Transportmittel von Dalon und Martandi kennen. Doch mit der Zeit übernehmen sie einen großen Part in der Geschichte. Sie haben etwas "Menschliches" an sich, was nicht allein daran liegt, dass sie sprechen können.
Nerol ist ein verfressener Tollpatsch - ich fühlte mich immer an Obelix, den dicken Gallier erinnert, der in den Comics nie weiß, wohin mit seiner Kraft, aber das Herz auf dem rechten Fleck hat.
Dragon ist eher der smarte Draufgänger. Zwischen den beiden Drachen stimmt die Chemie, sie scheinen sich hervorragend zu ergänzen. Die beiden werden Freunde und haben einen Höllenspaß miteinander. Manchmal benehmen sie sich wie kleine Kinder und strapazieren die Nerven ihrer Besitzer.
Der dritte Drache ist Muliks, der eher zufällig in die Gruppe kommt. Wohingegen Nerol und Dragon riesengroß sind und Feuer speien können, ist Muliks eher der untypische Drache. Er hat ganz andere Qualitäten als die beiden Großen.
"Es ist Nerol, der in die Rückenlage gerollt ist, um nach dem Erwachen erst einmal genüsslich alle viere von sich zu strecken. Mit dem kurzen Schütteln der nicht gerade grazilen Gliedmaßen erhebt er sich laut polternd, verschließt mit der Pranke das rechte Nasenloch und bläst nach einem tiefen Atemzug einen beachtlichen Feuerstrahl durch das linke aus. Dasselbe dann noch einmal auf der anderen Seite - und schon blickt er halbwegs munter in die Runde. Natürlich bleiben ihm die Blicke, die seine eigenwillige Morgentoilette begleiten, nicht verborgen." (S. 123)
Ich versuche bewusst, möglichst wenig über den Inhalt zu verraten. Denn, was bei diesem Buch einen Riesenspaß macht, sind die großen und kleinen Überraschungen. Es ist gar nicht so sehr die Geschichte, die mich begeistert hat, sondern eher der Humor, der mit einer großen Portion Ironie und Sarkasmus gewürzt ist. Außerdem beweist Andreas Hagemann Sinn für Details. Egal, auf welcher Seite man in diesem Buch ist, man hat zu jeder Zeit den Eindruck, dass die Figuren und die Welt "Xerubian" mit "viel Liebe" und "Herzblut" entwickelt worden sind. Und das macht Spaß und überzeugt.
"Neben einem kleinen Fenster der Tür gegenüber steht ein völlig verstaubtes Regal, das sich unter der Last zahlreicher und zum Teil offensichtlich antiken Büchern biegt. Hinter den Glastüren eines mindestens ebenso alten Schrankes kann Dalon gläserne Gefäße mit eigenartigen Pflanzen und konservierten Lebewesen sehen, die er noch nie zuvor zu Gesicht bekommen hat. er rutscht auf die Sesselkante vor, um ein paar der Buchtitel aus dem Regal besser erkennen zu können: 'Ich war einmal, also dachte ich' - 'L. S-M.: Die Venus ohne Pelz - Lernen sie lustvoll zu leiden: Ein Handbuch für Kenner und Genießer'" (S. 107)
Dieser Roman ist vieles: Krimi, Fantasy, Märchen und Komödie, oft auch eine Persiflage auf bekannte Fantasyromane. Und eines ist er mit Sicherheit: richtig witzig und unterhaltsam. Wie ich bereits anfangs schon erwähnte lese ich nur ganz wenige Fantasy-Autoren. Andreas Hagemann wird zukünftig dazu gehören. Für November ist die Veröffentlichung der Fortsetzung zu Xerubian geplant. Den Termin werde ich im Auge behalten. Denn ich bin gespannt, wie es mit Xerubian weiter geht.
© Renie
Xerubian - Aath Lan'tis
Autor: Andreas Hagemann
ISBN: 978-3738616682