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Das Problem mit Klappentexten und Umschlaggestaltung eines Buches ist oft die hohe Erwartungshaltung, die beim Leser geschürt und dann nicht erfüllt wird. Und tatsächlich falle ich nach gefühlt Millionen Büchern, die ich in meinem bisherigen Leben gelesen habe, immer noch auf die Schönfärberei eines Buches herein.
Bei dem Roman "Teich", der englischen Autorin Claire-Louise Bennett, ist es mir ähnlich ergangen. Hier sind ein paar Beispiele der Lobpreisungen:
"Vom Geheimtipp zur weltweit gefeierten literarischen Sensation" .... "mitreißend und kunstvoll" ... "eines der sensationellsten Debüts des Jahres" (Colum McCann) ... "Einfach umwerfend!" (The Guardian) ... etc. etc. etc.
Man ahnt es, der Roman hat mich nicht mitgerissen, feiern kann ich ihn auch nicht und umgeworfen hat er mich erst recht nicht.
Der Roman handelt von einer jungen Frau, die sich für ein Aussteigerdasein in einem abgelegenen Cottage an Irlands Westküste entscheidet. Hier lebt sie sehr spartanisch und allein vor sich hin. Ab und an trifft sie sich mit einem "Freund". Ob es der Eine oder Einer von Vielen ist, war mir nicht klar, was aber auch nicht relevant für die Handlung des Romanes ist, sofern man denn von Handlung reden kann.
Durch die Reduzierung auf das Wesentliche und wenigen Anreizen von der Außenwelt, verändert sich die Wahrnehmung der Ich-Erzählerin. Sie konzentriert sich auf die "kleinen" Dinge des Lebens, indem sie ihnen eine Gewichtung beimisst, die für mich häufig zuviel des Guten war.
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In dem Roman finden sich einzelne Episoden ihres Daseins sowie gedankliche Ausschweifungen, die teilweise erstaunlich viel Tiefgang besitzen. Dieser Tiefgang gab mir Grund zur Hoffnung, dass das Buch doch noch bei mir punkten kann. Leider wurde ich brutal aus diesem Tiefgang gerissen, indem die Ich-Erzählerin sich auf Banalitäten konzentriert, denen sie eine viel zu hohe Gewichtung beimisst, und bei denen ich das Buch gern in die Ecke gepfeffert hätte.
Ein Beispiel: Da folgt ihre Betrachtung von Tomatenmark auf die Schilderung eines besonderen Momentes mit ihrem Freund.
"O Tomatenmark! Als du mir endlich einfällst, denke ich an etwas Üppiges, Frisches, Spritziges. Aber ach, als ich die Tür öffne und nach dir greifen will, stehst du knittrig und kalt im Licht der Kühlschranklampe da, und obwohl du längst noch nicht abgelaufen bist, musst du mit viel Nachdruck herausgepresst werden."
Ich hätte gern erfahren, was die Ich-Erzählerin dazu gebracht hat, in dieses Cottage zu ziehen. Leider ist diese Information bei mir nicht angekommen. Man erfährt auch sehr wenig über sie. In Ansätzen beschreibt sie selbst ihre Charakterzüge oder begründet ihre Verhaltensweisen. Leider reicht dies nicht aus, um sich ein Bild von ihr zu machen. Am Ende hatte ich nur eine eigenbrötlerische, ein wenig verlotterte Frau vor Augen, der die Einsamkeit nicht gut tut.
"Inzwischen dürfte für jedermann ersichtlich sein, dass meine Gedanken ständig um ein imaginäres Anderswo kreisen und fast nie ums Hier und Jetzt. Aber niemand kann wissen, welcher Trip gerade im Kopf eines anderen abläuft, deshalb wirkt meine Art, auf die Dinge zu reagieren, manchmal so konfus, sprunghaft, wenig nachvollziehbar oder gar kränkend."
Eines muss man Claire-Louise Bennett allerdings zusprechen. Sie besitzt eine herausragende Fähigkeit, mit Sprache umzugehen. Sie begegnet Banalem mit viel Poesie. So setzt sie das Unscheinbare im Alltag auf unvergleichliche Art in Szene. Diese sprachliche Fähigkeit gibt mir Hoffnung auf den nächsten Roman der Autorin. Auch wenn mir "Teich" nicht gefallen hat, werde ich ihr noch eine Chance geben. Für mich ist die Sprache in einem Buch wichtig. Und mit "Teich" hat die Autorin bewiesen, dass sie damit virtuos umgehen kann.
© Renie
Über die Autorin:
Claire-Louise Bennett wuchs in Wiltshire, im Südwesten Englands, auf. Sie studierte Literatur und Theaterwissenschaften an der University of Roehampton und lebt heute in Galway, an der irischen Westküste. »Teich« erschien zuerst in einem kleinen irischen Verlag und wurde als eines der faszinierendsten Erzähldebüts 2016 mehrfach als »Buch des Jahres« ausgezeichnet. (Quelle: Luchterhand)