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Freitag, 13. April 2018

Alper Canigüz: Secret Agency

Quelle: Pixabay/LisaRedfern
Als man mir auf der Leipziger Buchmesse das Buch "Secret Agency" von Alper Canigüz vorstellte, dachte ich, ich höre nicht richtig: Katzen können berufstätig sein und Karriere machen !?!

Verrückt! Kein anderer Begriff ist zutreffender für diesen Roman als dieser: VERRÜCKT!!!

Der Protagonist in diesem Buch ist Musa, Texter, der einen neuen Job in einer Werbeagentur in Istanbul antritt - in eben dieser Secret Agency. Der Chef ist eine Katze. Die anderen Mitarbeiter sind auch irgendwie merkwürdig, und es ist kalt. Kälte erhöht bekanntlich die geistigen Fähigkeiten sowie die Effizienz bei der Arbeit. Und gemessen an der Kälte in der Secret Agency müssten die Mitarbeiter zur Höchstform auflaufen. Man ahnt es, in der Secret Agency geht nicht alles mit rechten Dingen zu.
"Ich begab mich an meinen Platz zurück und versuchte eine Weile, im Internet etwas über die Agentur in Erfahrung zu bringen, dann wartete ich darauf, dass mir jemand Arbeit brachte, mein Telefon klingelte oder eine E-Mail eintraf. Alles umsonst. Ich fragte mich, warum ich mich nicht langweilte und fand sofort die Antwort. Ich fror dermaßen, dass mein Gehirn mir angesichts der lebensbedrohlichen Lage einen Luxus wie etwa das Gefühl von Langeweile natürlich vorenthielt."
Ich hatte sehr viel Spaß mit diesem Roman, und noch mehr Aha-Erlebnisse. Der Autor liefert Überraschungsmomente, die unbezahlbar sind. Der Ich-Erzähler Musa ist ein lustiges Kerlchen: ein trinkender Romantiker, der nicht auf den Mund gefallen ist. Schließlich ist er nicht umsonst Texter. Seine Erzählweise ist originell. Er überzeugt durch Schlagfertigkeit. Das führt zu einigen witzigen Szenen. Mehr oder weniger freiwillig schliddert Musa mitten hinein in die mysteriösen Geheimnisse um die Secret Agency.
Natürlich verliebt sich der Romantiker Musa. Denn es gibt da diese unglaubliche Arbeitskollegin. Seine Angebetete versüßt ihm das Leben, kann ihm dieses jedoch auch zur Hölle machen, insbesondere, wenn ihn die Eifersucht überkommt. Und die Eifersucht überkommt ihn häufig.
Die anderen Charaktere dieses Romanes wirken fast schon skurril und bieten daher sehr viel Potenzial, um den Leser zum Lachen zu bringen. Herrlich.
"Es ist leichter jemanden zu mögen, der tot ist. Noch dazu nach vier, fünf großen Bieren."
Wenn man diesen Roman liest, wird man den Verdacht nicht los, dass nichts ist, wie es scheint. Es wird auch nicht gelingen, diesen Roman einem Genre zuzuordnen, denn hier sind unterschiedliche Richtungen vereint: Krimi, Thriller, Fantasy, Science Fiction, Liebesroman, Satire und, und, und. Es gibt Liebe, es gibt Tote, es gibt Unerklärliches, und der europäische Hochadel ist auch vertreten. VERRÜCKT, anders kann man es wirklich nicht bezeichnen.
Freunde des Skurrilen werden auf jeden Fall ihren Spaß an diesem Buch haben.

© Renie