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Dienstag, 17. April 2018

Christina Röckl: Kaugummi verklebt den Magen

Quelle: Kirchner PR/kunstanstifter
"Wenn man einen Apfelkitsch (=Kerngehäuse eines Apfels) isst, wächst einem ein Apfelbaum aus dem Popo."
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"Vorsicht vor Ohrenkneifern - die krabbeln ins Ohr, fressen sich bis zum Gehirn durch und kommen am Ende aus der Nase wieder raus."
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"Wenn du nicht aufisst, gibt es morgen schlechtes Wetter."
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"Wenn eine Frau mit 30 Jahren noch nicht verheiratet bist, kriegt sie nie einen Mann."
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Manche Gerüchte halten sich hartnäckig und werden von Generation zu Generation weitergegeben. Denn Erwachsene sind sehr traditionsbewusst, wenn man bedenkt, welchen liebevollen Blödsinn sie Kindern erzählen. Und was noch komischer ist: Trotzdem die Kinder irgendwann herausfinden  werden, dass ihre Eltern geflunkert haben, werden auch sie die gleichen Lügenmärchen ihren Kindern einmal erzählen. Na ja, vielleicht nicht alles, aber vieles davon. Und selbst, wenn sie sie nicht weitererzählen, werden sie die Prophezeiungen ihrer Eltern und Großeltern niemals vergessen. Und die Unwahrheiten werden bei jeder sich bietenden Gelegenheit wieder präsent sein. (So wie bei mir, s. Einleitung)

Christina Röckl räumt mit diesen Flunkereien in ihrem sehr kurzweiligen Buch "Kaugummi verklebt den Magen" auf sehr amüsante Weise auf. Sie treibt es mit diesen besonderen Geschichten auf die Spitze, durchleuchtet jede These, fragt nach Hintergründen und sucht nach dem Fünkchen Wahrheit, das hinter der einen oder anderen Behauptung stecken könnte. Dabei sucht sie sich Hilfe bei 3 Erwachsenen - ich nenne sie Prof. Dr. Dr. Gernegroß, Prof. Dr. Alleswisser und Dr. Dr. Pinocchio (der mit der langen Nase). Die Drei sind auf Sendung. Live im Fernsehen warnen sie den Zuschauer (und natürlich den Leser dieses Buches) vor den Gefahren, die im Alltagsdschungel auf uns lauern. Themen der Sendung in Christina Röckls Buch sind:
  • der Kaugummi
  • das Schielen
  • Fernsehkonsum und seine Folgen
  • das Nasepopeln
Dank intensiver Recherche klären die drei Akademiker den Zuschauer (und Leser) über alles Wissenswerte im Zusammenhang mit diesen Gefahren auf - natürlich mit Unterstützung überbordender Phantasie, die den Zuschauer (und Leser) lachen und zweifeln lässt. Denn wer weiß, vielleicht ist doch das eine oder andere Fünkchen Wahrheit dabei ;-)

Ich habe mich auf jeden Fall köstlich amüsiert und hatte viele Aha-Erlebnisse. Am Ende habe ich in meinen Erinnerungen gekramt und habe außer den bereits genannten Behauptungen in der Einleitung noch einige andere zutage gebracht, die ich zu meiner Schande auch bereits schon an meinen Sohn weitergegeben habe (was ich nicht glauben wollte, aber er hat es mir bestätigt).

Dank der unbändigen Fabulierfreude von Christina Röckl ist das Buch ein Riesen-Vergnügen. Man wird den Eindruck nicht los, dass sie sich geradezu in das Ausschmücken der Unwahrheiten sowie das Drumherum-Erzählen hineingesteigert hat und dabei selbst viel Spaß hatte. Dies äußert sich auch in einem wahren Farbrausch, mit denen sie ihre Texte illustriert. Da ist viel los in den Bildern. Daher sollte man sich Zeit für dieses Buch nehmen, denn es wäre schade um jedes Detail, das man übersehen könnte.

Dieses lustige Buch ist für jede Altersklasse geeignet: für Erwachsene, damit sie sich erinnern und an die eigene Nase packen; für Kinder, damit sie früh genug lernen, dass auch Erwachsene viel Blödsinn erzählen können. Und dass man nicht alles für bare Münze nehmen soll, was ein Erwachsener erzählt.

Und was die Flunkereien angeht, die man mir als Kind aufgetischt hat

- Bisher musste ich mein Sitzverhalten nicht ändern, geschweige denn Löcher in meine Unterbuxen und Hosen schneiden. Der Wald aus Apfelbäumen lässt immer noch auf sich warten.

- Ohrenkneifer heißen eigentlich Ohrwürmer und wurden von der Antike bis zur Neuzeit in pulverisierter Form als Medizin gegen Ohrkrankheiten und Taubheit verabreicht. Sie fressen andere Insekten und Pflanzenteile. Nur derjenige, der Stroh im Kopf hat, läuft Gefahr, ein gefundenes Fressen für einen Ohrenkneifer zu sein.

- Manche Gerüchte halten sich hartnäckig ... das mit dem Wetter und dem Aufessen ist so eines.

- Und was das Heiraten bis 30 angeht: Tja liebe Omi, ich habe trotzdem einen Mann abgekriegt, und was für einen!

© Renie




Über die Autorin:
Mit "Und dann platzt der Kopf" schloss Christina Röckl ihr Masterstudium in Illustration bei ATAK/Georg Barber ab. Das Bilderbuch wurde für den Giebichenstein Designpreis nominiert und zusammen mit Ergebnissen eines von ihr geleiteten Comicworkshops im Vogtlandmuseum Plauen ausgestellt. Auslöser für das Projekt war für sie die große Frage, weshalb Slimer eine Seele hat, ein Haufen Schleim aber nicht.

Christina Röckl lebt und arbeitet in Leipzig. (Quelle: kunstanstifter)