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Sonntag, 26. August 2012

Cornelia Funke: Tintenherz

Die Tintenwelt-Trilogie habe ich mir vor zwei Jahren selbst zu Weihnachten geschenkt. In der gebundenen Ausgabe, die wundervoll aussieht. Und habe nicht gewusst, was ich mir diese zwei Jahre entgehen lassen habe. Tintenherz, der erste Teil,  ist nicht nur ein "Buch über Bücher", wie ich sie liebe, es ist eine Liebeserklärung an die Bücher überhaupt und an die Literatur.
Jedes Kapitel beginnt auf einer neuen Seite. Ist auf der Seite, wo ein Kapitel endet, noch Platz, wird es von einer wunderschönen Illustration von Cornelia Funke geziert. Und jedes neue Kapitel beginnt mit einem kleinen Zitat aus einem anderen Buch. "Die Brautprinzessin" ist mir schon untergekommen. Oder "Peter Pan", "Der König von Narnia" oder "Die Abenteuer des Tom Sawyer" und noch viele mehr. Cornelia Funkes Schreibstil ist sehr schön.

Meggie und ihr Vater Mortimer Folchart, den sie nur Mo nennt, leben in einem Haus. Beide lieben Bücher über alles. Mo ist noch dazu ein "Buch-Doktor". Er verleiht kaputten Büchern ein neues Kleid.
Meggie hat ihr Buch sogar beim Schlafen unterm Kopfkissen liegen:
Unter ihrem Kissen lag das Buch, in dem sie gelesen hatte. Es drückte den Einband gegen ihr Ohr, als wollte es sie wieder zwischen seine bedruckten Seiten locken. "Oh, das ist bestimmt sehr bequem, so ein eckiges, hartes Ding unterm Kopf", hatte ihr Vater gesagt, als er zum ersten mal ein Buch unter ihrem Kissen entdeckte. "Gib zu, es flüstert dir nachts seine Geschichte ins Ohr." - "Manchmal!", hatte Meggie geantwortet. "Aber es funktioniert nur bei Kindern."
An diesem Abend, als Meggie nicht einschlafen konnte, kam ein Fremder zu Besuch. Staubfinger; den Namen hatte Meggie noch nie gehört. Wer ist er? Und warum nennt er ihren Vater Zauberzunge?
Es stellt sich heraus, dass Mo, wenn er ein Buch vorliest, es irgendwie schafft, Dinge oder Personen aus diesem Buch wahrwerden zu lassen. Andererseits verschwindet aber auch etwas aus seiner Welt in das entsprechende Buch. Kam Staubfinger so in ihre Welt? Staubfinger, der kommt, um sie vor Capricorn und seinen Mannen zu warnen, die ebenfalls auf diese Weise hierherkamen. Und wie ist es dann mit Meggies Mutter? Ist sie wirklich auf Abenteuerreise gegangen und nicht mehr zurückgekommen?

Capricorn und Co. haben sich in einem Dorf eingerichtet. Staubfinger ist der einzige, der unbedingt wieder zurück möchte in seine Welt. Und er kann Mo nicht glauben, dass der es nicht schaffen sollte, dies zu bewerkstelligen. Doch Capricorn hat alle Buchexemplare aufgetrieben und sie verbrannt. Bis auf eines. Doch wie dort rankommen?

Zu dritt machen sie sich auf den Weg zu Maggies Tante Elinor, die in einem riesigen Haus voller Bücher lebt. Und sie überlegen gemeinsam, wie sie nun weiter vorgehen sollten.

Bei einigen Sachen war ich skeptisch, gerade, weil diese Trilogie als Jugendserie verkauft wird. Figuren, die laufend davon reden, jemanden umbringen zu wollen und mit Waffen rumhantieren, ist es das, was Jugendliche heutzutage lesen? Mir war das fast ein bisschen viel.
Und eine Gänsehaut habe ich bei zwei Szenen bekommen, als es um verbrannte Bücher ging. Da hatte ich arg mit zu kämpfen.

Dieses Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt. So eine wundervolle Geschichte mit Charakteren, die man lieben und hassen kann und einem Schreibstil, von dem man sich tragen lassen kann. Ich weiß nicht, wie ich das anders beschreiben soll.
Man beginnt zu lesen und sofort ist alles um einen herum weg. Als wenn man sich mittendrin in der Geschichte befindet. Einfach toll.
Ich habe ja schon einige Bücher gelesen, wo ich immer dachte: Mensch, haben die denn gar keine Angst? Wenn Frauen sich zum Beispiel in Gefahr bringen, weil sie ihre Neugierde nicht zügeln können oder ihre Nase überall reinstecken müssen.
Aber hier, in dieser Geschichte, wird die Angst, die Meggie, Elinor und die anderen immer wieder mal haben, sehr gut beschrieben. Und obwohl das ein Fantasy-Buch ist, kann ich mich in diese Figuren sehr gut hineinversetzen und ängstige mich mit, weil ich so total in der Geschichte drin bin, wenn ich mir das Buch vorknöpfe. Das habe ich lange nicht gehabt.