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Die lahmen Gäule sind wieder unterwegs. Diesmal haben sie es mit toten Löwen zu tun. Wer die Gäule sind, wissen wir seit dem ersten Teil um den Agenten Jackson Lamb und seine Mitarbeiter - allesamt Agenten, die sich nicht mit Ruhm bekleckert haben und daher strafversetzt wurden. Zumindest steckte man sie in eine Abteilung, wo sie keinen großen Schaden anrichten können. Sie sind die besagten "Slow Horses" (lahme Gäule).
Doch was es mit den toten Löwen auf sich hat, erfahren wir in Mick Herrons zweitem Roman "Dead Lions".
In dem neuen Fall der Slow Horses befasst man sich mit den Nachwehen des Kalten Krieges. Der Feind ist der Russe. Der KGB lässt grüßen. Mitten in London treiben russische Spione ihr Unwesen. Jackson Lamb holt die Vergangenheit ein. Auch er war damals in die Agentenscharmützel zwischen Ost und West involviert. Kaum zu glauben, dass ein längst abgeschlossenes Kapitel der Spionagegeschichte wieder geöffnet wird.
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"Der Kalte Krieg war Geschichte, aber seine Granatsplitter waren noch überall."
Es ist nicht so, dass die Slow Horses den Auftrag haben, das Agentenproblem zu lösen. Denn man darf nicht vergessen, dass die Slow Horses auf dem Abstellgleis sind. Dass sie auf einmal doch ihre Hufe im Spiel haben, haben sie ihrem Boss Jackson Lamb zu verdanken, der sich in Eigenregie in die Ermittlungen einschaltet. Jackson Lamb macht, was er will. Und seine Mitarbeiter machen, was er will.
Sie sind Kummer gewöhnt. Auf dem Abstellgleis, mit stumpfsinnigen Aufgaben betraut, hat das Selbstbewusstsein jedes Mitarbeiters von Lamb gelitten. Die ruppige und verächtliche Art und Weise, die Jackson Lamb im Umgang mit seinen Mitarbeitern an den Tag legt, sind da auch nicht förderlich. Und dennoch wachsen sie über sich selbst hinaus, wenn es darum geht, ein Verbrechen aufzuklären. Insbesondere, wenn dabei einer von ihnen in Gefahr ist.
"Lamb konnte einen fertigmachen, allein schon indem er vor einem stand, und man hielt ihn solange für bedrohlich, bis er wegging und man sich fragte, wer das Licht ausgeschaltet hatte."
Mick Herron ist seiner Linie, die er im ersten Band eingeschlagen hat, erfreulicherweise treu geblieben. Nach wie vor präsentiert er einen Jackson Lamb, der ein menschenverachtender Widerling ist. Doch spätestens in dem Moment, wo Lamb seinen machtverliebten und karrieregeilen MI6 Mitstreitern in die Parade fährt, hat man ihn ins Herz geschlossen. Schadenfreude ist nicht umsonst die schönste Freude.
Mick Herron ist ein Meister des Verwirrspiels. Er schafft mehrere Handlungsstränge, die irgendwie miteinander zusammenhängen und aus unterschiedlichsten Perspektiven erzählt werden. Doch bis zum Schluss lässt er den Leser im Unklaren, welches der große gemeinsame Nenner ist. Dabei treibt er den Leser durch die einzelnen Kapitel, die er gemeinerweise gern mit einem Cliffhanger enden lässt. Die Spannung ist dementsprechend extrem hoch.
"Wenn Löwen gähnen, heißt das nicht, dass sie müde sind. Es heißt, dass sie aufwachen."
Hat mir der erste Teil der Serie um Jackson Lamb schon sehr gut gefallen, hat Mick Herron mit "Dead Lions" noch einen drauf gesetzt. Und ich werde den Verdacht nicht los, dass immer noch mehr geht und bin daher gespannt auf das, was von Mick Herron noch kommen wird.
Leseempfehlung!
© Renie