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"Hydra – ein Urlaubsparadies im Mittelmeer
Entdecken Sie die Schönheit einer winzig kleinen griechischen Insel, die internationale Jet-Setter und Künstler wie Chagall und Picasso verzaubert hat. Nur einen Atemzug von Athen entfernt, fasziniert diese kleine, bergige, karge Insel seit vielen Jahren Reisende mit ihrer reichen Geschichte und ihren kulturellen Reizen.
Hydra war schon immer ein beliebter Rückzugsort von Jetsettern und Rockstars: Aristoteles Onassis, Maria Callas, Rex Harrison, Peter Ustinov, Leonard Cohen, Eric Clapton, die Rolling Stones und viele Künstler und Schriftsteller, darunter Picasso, Chagall und Miller."
Und auf dieses Kleinod des Müßiggangs entführt uns Lawrence Osborne in seinem Roman „Welch schöne Tiere wir sind“. Doch Urlaub kann gefährlich sein. Zuviel Hitze, zuviel Sonne, zuviel gutes Essen, zuviel Alkohol, zuviel Langeweile. Dies sind die Gefahren, denen der Urlauber in Lawrence Osbornes Roman ausgesetzt ist.
Bei den Urlaubern handelt es sich jedoch nicht um die Durchschnittsfamilie, die 2 Wochen Sommerurlaub auf Hydra verbringt. Nein. Hier geht es um reiche Familien, die einen ganzen Sommer hier verbringen. All-inclusive? Selbstverständlich nicht. Osbornes Urlauber bewohnen in der Regel eine Ferienvilla. Die besser Betuchten unter ihnen haben eine eigene, die weniger Betuchten wohnen zur Miete. Auf Geld muss keiner von ihnen achten. Sie tragen ihren Reichtum vulgär zur Schau. Und sie benehmen sich, als ob die Insel ihnen gehörte.
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"Bald jedoch beruhigte sich die Lage, und alles floss wieder ruhig dahin, denn es war unter Reichen Gesetz, dass die Muße im Sommer wie ein breiter und anmutiger Strom dahinfließen sollte. Es galt, eine gute Zeit zu haben und sich auf der leuchtenden Oberfläche treiben zu lassen. Niemand durfte kneifen oder irgendeine Schwäche zeigen."
Gleich zu Beginn des Romans lernen wir die Familie Codrington kennen. Die verwöhnte und gelangweilte Tochter Naomi, Mitte 20, die verhasste Stiefmutter Phaine sowie Vater Jimmy, Millionär. Die Familie verbringt den Sommer in der eigenen Luxusvilla, wie schon seit vielen Jahren. Naomi kennt die Insel in- und auswendig. Sie spricht sogar griechisch. Ihr Hauptproblem ist die unerträgliche Leichtigkeit des Urlaubs-Daseins. Ein echtes Luxusproblem. Denn trotz allem vorhandenen Reichtum, hat sie noch keine Möglichkeit gefunden, sich aus der täglichen Lethargie, hervorgerufen durch Hitze, Sonne und In-den Tag-Hineinleben, zu befreien. Sie lernt Sam kennen, die mit ihren Eltern ebenfalls ein paar Wochen auf Hydra verbringt – zur Miete. Daher nicht wirklich standesgemäß für Naomi, aber was soll’s. Also langweilen sich die beiden jungen Frauen zusammen. Naomi gibt in dieser Zweckverbindung den Ton an.
Eines Tages begegnet den beiden jungen Frauen eine dankbare Ablenkung in Form von Faroud, einem syrischen Flüchtling, der in Hydra illegal gestrandet ist. Naomi fühlt sich berufen, Faroud zu helfen. Nicht ganz uneigennützig. Die geplante Flucht von Faroud von der Insel herunter bedeutet nicht nur, dass Naomi sich dem Anschein einer sinnvollen und wohltätigenTätigkeit hingeben kann, sondern auch gravierende Folgen für ihre Zukunft und die ihrer Eltern.
"Sie war die Retterin, und sie genoss diese Rolle. Durch sie fühlte sie sich auf eine neue Art lebendig. Ein anderes Leben zu retten: Das war nicht nichts. Es war keine großartige Errungenschaft, aber doch eine kleine Machtverschiebung in Richtung der Schwachen. Aus solchen Verschiebungen bestand die Substanz des moralischen Handelns - sie machten das Inakzeptable akzeptabel."
Genau wie in Patricia Highsmiths Roman „Der talentierte Mr. Ripley“, der 1960 das erste Mal unter dem Titel "Nur die Sonne war Zeuge" verfilmt wurde (Der Hauptdarsteller war seinerzeit der junge Alain Delon), liegt ein Verbrechen in der Luft. Dieser Eindruck wird durch das geschilderte Inselszenario noch verstärkt: Gluthitze – greller Sonnenschein, der sich auf der Wasseroberfläche des Meeres reflektiert – Stille, nur unterbrochen vom Zirpen der Grillen. Diese Stimmung begleitet den Leser spürbar während der kompletten Lektüre, so dass man den Drang hat zu Sonnenbrille und Sonnenmilch zu greifen.
Und inmitten dieses fast schon unbarmherzigen Szenarios treffen wir auf Charaktere, die nichts besseres mit sich anzufangen wissen, als ihre Bedürfnisse zu befriedigen: Fressen, saufen und darauf achten, nicht selbst gefressen zu werden. Natürlich im übertragenen Sinne. Der Roman hat nicht umsonst den Titel „Welch schöne Tiere wir sind“. Denn der Vergleich zur Tierwelt liegt nahe. Tiere handeln instinktgesteuert, so auch die menschlichen Tiere in diesem Buch. Überkommt sie die Gier, wird die Gier gestillt. Überkommt sie die Angst, wird geflüchtet.
"Er wusste noch immer nicht, wie es dazu gekommen war; Panik und aufgestautes Grauen und vielleicht auch eine winzige Spur mysteriösen Hasses. Es war nicht seine Absicht gewesen, aber wer wusste schon, was Absicht war und was nicht? Sein Verstand hatte unwillkürlich gehandelt."
Lawrence Osborne hat sich auf die Reichen dieser Welt und deren Müssiggang eingeschossen. Auch in seinem Roman "Denen man nicht vergibt" nimmt er sich dieses Themas an. Was hat der Mann für ein Problem, dass ihm dieses Thema so am Herzen liegt? Letztendlich verdient er ja selbst nicht schlecht mit seinen Büchern. Lebt etwa ein kleiner Sozi in seinem Herzen, den es zu befriedigen gilt?
Dies ist für mich auch der einzige Wermutstropfen in diesem Buch: das Thema nutzt sich mit der Zeit ab. Entschädigt wird man jedoch durch die einzigartige Stimmung, die in diesem Roman vermittelt wird. Auch Osbornes Sprachstil ist nicht ohne: zynisch, dabei sehr fantasievoll und bildhaft, wodurch die Stimmung in diesem Roman noch verstärkt wird.
Da dieser Punkt eindeutig überwiegt, habe ich diesen Roman sehr gern gelesen und fühlte mich bestens unterhalten.
Daher:Leseempfehlung!
© Renie