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Samstag, 15. August 2015

Gavin Extence: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat

Während ich ein Buch lese, schießen mir immer schon einige Gedanken durch den Kopf, wie ich es später beschreiben kann. Es entwickeln sich viele Formulierungen, die ich in meiner späteren Rezension verwenden möchte. Doch bei diesem Buch ist es anders. Fast alle Ideen und Ansätze, die ich hatte, musste ich wieder verwerfen. Denn egal, wie ich es angehe, ich laufe immer Gefahr, zuviel über den Inhalt zu verraten. Und das wäre schade. Denn ich möchte keinen um den Spaß und die Überraschungen bringen, die ich selbst mit diesem Buch erlebt habe.
Quelle: Limes Verlag
Daher beschränke ich mich zunächst auf das, was der Verlag über dieses Buch schreibt:
Alex Woods ist zehn Jahre alt, und er weiß, dass er nicht den konventionellsten Start ins Leben hatte. Er weiß auch, dass man sich mit einer hellseherisch begabten Mutter bei den Mitschülern nicht beliebt macht. Und Alex weiß, dass die unwahrscheinlichsten Ereignisse eintreten können – er trägt Narben, die das beweisen.
Was Alex noch nicht weiß, ist, dass er in dem übellaunigen und zurückgezogen lebenden Mr. Peterson einen ungleichen Freund finden wird. Einen Freund, der ihm sagt, dass man nur ein einziges Leben hat und dass man immer die bestmöglichen Entscheidungen treffen sollte.
Darum ist Alex, als er sieben Jahre später mit 113 Gramm Marihuana und einer Urne voller Asche an der Grenze in Dover gestoppt wird, einigermaßen sicher, dass er das Richtige getan hat …

Die Geschichte wird aus der Sicht von Alex erzählt, mittlerweile 17 Jahre alt. Nachdem er in Dover mit Drogen erwischt wird, erzählt er seine und Mr. Peterson's Geschichte im Rückblick. Alex erzählt die Geschichte sehr humorvoll, teilweise herrlich sarkastisch, aber oft auch nachdenklich und ernsthaft, fast schon philosophisch. Dabei ist Alex oft viel tiefgründiger als sein Alter vermuten lässt.
"'Ich bin kein Heiliger. Ich sehe die Dinge nur, wie sie sind.'" (S. 219)
Alex ist ein ganz besonderer Junge, der nach dem speziellen Vorfall in seiner Kindheit seine Leidenschaft für Naturwissenschaften (vorzugsweise Astrophysik und Neurologie) entdeckt. Diese Wissenschaften vermitteln ihm eine Logik, mit der er versucht, das Leben zu begreifen. Man ist erstaunt, wie einfach viele Dinge zu erklären sind. Manche würden Alex als altklug bezeichnen. Aber eigentlich ist Alex lebensklug. Es macht Spaß, die Welt mit Alex' Augen zu sehen.
"'aber ... nun, irgendwie spricht mich die Einfachheit und Klarheit der Physik an. Mir gefällt die Vorstellung, dass man all diese unglaublich komplizierten Phänomene mit unglaublich simplen Gesetzen beschreiben kann. Wie e = mc². Um die Wahrheit zu sagen, ich glaube, es gibt nichts Schöneres als das. Man kann es auf eine Briefmarke schreiben, aber gleichzeitig erklärt es, wie die Sterne funktionieren. Diese Art von Perfektion findet man sonst nirgends...'" (S. 185)
In Mr. Peterson findet Alex einen Gleichgesinnten. Die Freundschaft zu Mr. Peterson bedeutet ihm viel. Ganz im Gegensatz zu vielen anderen Erwachsenen nimmt Mr. Peterson ihn ernst. Die beiden können herrlich über das Leben philosophieren.
"'Mr. Peterson?', frage ich nach einer Weile. 'Was glauben Sie, was passiert, wenn wir sterben?' Er schaute mich ein paar Sekunden lang an, als wollter er etwas in mir einschätzen. Dann sagte er: 'Ich glaube nicht, dass irgendetwas passiert, wenn wir sterben.' Ich dachte kurz nach. 'Ich auch nicht', sagte ich." (S. 160)
Selbst auf die Gefahr hin, dass ich jetzt doch zuviel verrate ... Zum Ende wird das Thema "Sterbehilfe" behandelt. Auch, wenn viele Dinge im Leben aus der Sicht von Alex so einfach zu erklären sind, Sterbehilfe ist es nicht. Hier habe ich mich schwer getan, die Gedanken, die dazu in diesem Buch ausgesprochen werden, zu akzeptieren. Der Autor vermittelt eine Meinung, bei der ich mich in vielen Punkten schwer tue.
"'...Wenn man tot ist, ist man tot. Das ist es, woran ich glaube, und Mr. Peterson glaubt es ebenfalls. Aber der Punkt ist doch: Wenn das stimmt, dann sollte es nicht bedrückend sein. Und niemand sollte Angst davor haben. Okay, ich kann einsehen, warum es vom Standpunkt der menschlichen Evolution betrachtet beängstigend ist, aber nicht aus einer logischen Perspektive.'" (S. 235)
Insgesamt ist das Buch sehr originell, rührend (aber nie rührselig), humorvoll, ernsthaft, philosophisch und vieles mehr. Ich habe es sehr genossen, dieses Buch zu lesen.
© Renie

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat
Autor: Gavin Extence
Verlag: Limes Verlag
ISBN: 978-3809026334


Der Verlag über den Autor:
Gavin Extence, geboren 1982, wuchs in der englischen Grafschaft Lincolnshire in einem kleinen Dorf mit dem interessanten Namen Swineshead auf. In seiner Kindheit machte er eine kurze, aber glanzvolle Karriere als Schachspieler; er gewann zahlreiche nationale Turniere und reiste nach Moskau und St. Petersburg, um sich dort mit den besten jungen Denkern Russlands zu messen. Er gewann nur ein Spiel.
Sein erster Roman »Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat« schlug in Großbritannien ein wie ein Meteorit – Alex Woods eroberte die Herzen der Leser im Sturm und die Presse feierte den Roman als DIE Entdeckung des Jahres.
Heute lebt Gavin Extence mit seiner Familie in Sheffield und schreibt an seinem zweiten Roman.