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Mittwoch, 29. April 2015

Der Chronist des Jahrhunderts

Bestellen bei Fischers Bücherstuben




Walter Kempowski wäre heute 86 Jahre alt geworden. Er wurde am 29. April 1929 in meiner Heimatstadt Rostock geboren. Ihm zu Ehren habe ich mir "Kempowskis Rostock" bestellt und es ist durch die schnelle Bearbeitung von Herrn Fischer tatsächlich pünktlich angekommen.

Walter Kempowski ist für mich der größte Chronist Deutschlands. Während nach der Wende alle von Grass, Böll und Lenz sprachen, finde ich, wurde Kempowski arg vernachlässigt. Mehr ins Lampenricht ist er dann durch Das Echolot gerückt, sein Lebenswerk.
Glücklicherweise gibt es die Kempowski Stiftung und auch das Archiv in Rostock. Das Archiv befindet sich übrigens im Kloster zum Heiligen Kreuz, direkt neben der Universität in der Stadtmitte.

Dienstag, 28. April 2015

Katharine Hepburn: Ich - Geschichten meines Lebens

Widmung
Für Mutter und Dad

Erster Satz
Ich habe einen Freund, der mich ständig fragt, weshalb ich dieses Buch schreibe.

Katharine Hepburn beginnt ihr Buch mit Erinnerungen an die Großeltern und Eltern. Die Frauen in ihrer Familie kämpften damals schon um ihre Unabhängigkeit. Katharines Mutter mütterlicherseits sorgte, bevor sie an Krebs starb, dafür, dass ihre Töchter aufs College gingen.
"Gib nicht auf. Kämpfe für deine Zukunft. Unabhängigkeit ist die einzige Lösung. Frauen sind genausogut wie Männer Vorwärts!
Du hast nicht allzuviel Geld, aber du hast einen unabhängigen Geist. Wissen zählt und Bildung. Gib nicht auf! Geh deinen eigenen Weg. Jammere nicht, beklage dich nicht. Denke positiv."
Auch die Großmutter väterlicherseits war "eine Kämpferin mit den höchsten Maßstäben. Sie glaubte an den Wert der Bildung. Durch sie entwickelte ihr Sohn, Katharines Vater, "eine große Achtung vor dem weiblichen Geschlecht". Sie war sein Ideal. Er besuchte das College und studierte Medizin.
Katharines Eltern "setzten sich engagiert für eine Verbesserung des Verhältnisses zwischen Mann und Frau ein".
Die Mutter wurde Präsidentin der Vereinigung für Frauenwahlrecht in Connecticut. Der Vater verschrieb sich dem Kampf, die Öffentlichkeit über Geschlechtskrankheiten aufzuklären.
Es war das Jahr 1912 und schon ein Fortschritt, derlei Themen öffentlich zu diskutieren.

Samstag, 25. April 2015

Katharine Hepburn: Ich - Geschichten meines Lebens

Mit meinem tollen Bildband über die schönsten Bibliotheken bin ich noch längst nicht durch. Den werde ich noch einige Zeit genießen. Aber nichtsdestotrotz kann ich ja nebenbei ein anderes Buch lesen.
Bei WhatchaReadin spielen wir ein SuB-Abbauspiel. Da wurde für mich jetzt eine Biografie ausgesucht. Von einer großartigen Schauspielerin:



Im Buchhandel gibt es das Buch wohl nicht mehr zu kaufen. Fischers Bücherstube zeigt jedenfalls "vergriffen" an. Ich könnte mir aber vorstellen, das Buch nach dem Lesen auch zu verschenken. Es ist zwar ein gebrauchtes Buch, es sieht nicht mehr ganz frisch aus, aber ansonsten ist es in Ordnung. Wenn jemand Interesse hat, hinterlasse sie oder er einfach einen Kommentar.

Ich kenne Katharine Hepburn aus vielen Filmen. Ich liebe eh die Filme aus den 40er und 50er Jahren. Besonders die damaligen Musicals. Und die Hepburn und Spencer Tracy waren einfach eine Wucht.

Ich bin gespannt und freue mich auf die Zeit mit Katharine Hepburn.

Freitag, 24. April 2015

Zitat



Man muss Stunden und Tage in dem gut ausgestatteten Kokon einer großen Bibliothek zugebracht haben, um zu verstehen und zu lieben, was dieser behagliche Rückzug aus der Welt einem bedeuten kann. Manche kommen davon nie wieder los und bleiben für immer Lesende, die alle Lust auf die Entdeckung der realen Welt verlieren. Andere werden dort nach Wissen und seinem Instrumentarium suchen.

Aus: Guillaume de Laubier / Jacques Bosser: Die schönsten Bibliotheken der Welt


Guillaume de Laubier / Jacques Bosser: Die schönsten Bibliotheken der Welt

Folgende Bibliotheken sind in diesem Bildband enthalten:

Österreich
Österreichische Nationalbibliothek in Wien
Bibliothek der Benediktinerabtei Admont

Deutschland
Bibliothek des Klosters Wiblingen in Ulm
Bibliothek der Benediktinerabtei Metten
Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar

Italien
Bibliotheca Apostolica Vaticana in Rom
Bibliotheca Riccardiana in Florenz

Frankreich
Mazarin-Bibliothek in Paris
Bibliothek des Institut de France in Paris
Senatsbibliothek in Paris
Bücherkabinett des Herzogs von Aumale in Chantilly

Schweiz
Klosterbibliothek von Sankt Gallen

Großbritannien
Bibliotheca Bodleiana in Oxford
Wren-Bibliothek des Trinity College in Cambridge
John Rylands Library in Manchester

Irland
Bibliothek des Trinity College in Dublin

Tschechische Republik
Nationalbibliothek in Prag

Spanien
Bibliothek des königlichen Klosters Escorial in San Lorenzo de El Escorial

Portugal
Bibliothek des Nationalpalasts von Mafra

Vereinigte Staaten
Athenaeum in Boston
Library of Congress in Washington D.C.
New York Public Library

Russland
Russische Nationalbibliothek in Sankt Petersburg

Donnerstag, 23. April 2015

Guillaume de Laubier / Jacques Bosser: Die schönsten Bibliotheken der Welt

Man muss Stunden und Tage in dem gut ausgestatteten Kokon einer großen Bibliothek zugebracht haben, um zu verstehen und zu lieben, was dieser behagliche Rückzug aus der Welt einem bedeuten kann. Manche kommen davon nie wieder los und bleiben für immer Lesende, die alle Lust auf die Entdeckung der realen Welt verlieren. Andere werden dort nach Wissen und seinem Instrumentarium suchen.

Mit diesen schönen Sätzen beginnt die Einführung in einen wundervollen Bildband.
Bibliotheken waren und werden sicher noch eine Weile der Hort des Wissens sein. Auch in der Welt der Digitalisierung und des Internets. Denn woher haben die Blogger und sonstige Schreiber ihr Wissen? Ich denke, hauptsächlich aus Büchern.
Seit wann gibt es Bibliotheken? Seit der Erfindung der Schrift. Das Geschriebene musste ja irgendwo aufbewahrt werden. In früheren Zeiten (schon im dritten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung) gab es Aufbewahrungsorte für Schriften. Doch die bedeutendste Bibliothek der hellenistischen Welt bleibt die von Alexandria. Und das nicht nur, weil sie in Flammen aufgegangen war.

Dieser Ruhm beruhte nicht auf der Pracht ihrer Ausstattung, sondern sie hatte ihren Sinn darin, der Menschheit einen Ort zur Verfügung zu stellen, wo das Wissen bewahrt und verbreitet wurde, und zwar über das gesamte Einflussgebiet Griechenlands.

Über den Brand von Alexandria gibt es verschiedene Versionen. Heute steht sie unter der Schirmherrschaft der UNESCO.

Dieser Bildband stellt 23 der schönsten Bibliotheken der Welt vor.

Dienstag, 21. April 2015

Guillaume de Laubier / Jacques Bosser: Die schönsten Bibliotheken der Welt

Bestellen bei Fischers Bücherstuben


Angeregt durch Tobis Bildband-Beiträge auf seinem Blog www.lesestunden.de habe ich mir jetzt auch mal einen Bildband aus dem Regal geholt. Die schönsten Bibliotheken der Welt, und ich kann euch sagen, das Buch enthält fantastische Fotos. Beim ersten Durchblättern habe ich so manches Mal nach Luft geschnappt.

In den nächsten Tagen werde ich mir das Vergnügen gönnen, die Nase in dieses Buch zu stecken. Ich freue mich wahnsinnig drauf.


Freitag, 17. April 2015

Zitat des Tages




Wir bezogen ein Pfarrhaus im Kolonialstil, das am Library Place lag. Ob dieser Name wohl meine Wahl beeinflußt hat, als ich mich für den Buchhandel entschied?

Aus: Sylvia Beach: Shakespeare and Company - Ein Buchladen in Paris

Neu erworben

Diesmal nicht neu erworben, sondern als Überraschungspaket kamen heute diese Bücher bei mir an. Es sind alles DDR-Jugendbücher, für mich zum großen Teil noch unbekannt.



Diesen kleinen Stapel habe ich antiquarisch gefunden:


Da habe ich sogar das allererste Buch der Trompeterbücher-Reihe erstanden: "Der kleine Trompeter und sein Freund", von 1959. 

Donnerstag, 16. April 2015

Benno Pludra: Lütt Matten und die weiße Muschel

Zur Bestellung


Lütt Matten lebt mit seinen Eltern am Bodden. Dort leben die Leute hauptsächlich vom Fischfang. Jeden Morgen geht es hinaus zu den Reusen.
Und die Männer kommen immer mit einem Fang zurück. Nur Lütt Mattens Reuse bleibt leer. Tag für Tag. Auch die Freundin Mariken kann ihn nicht mehr trösten.
Bis eines Tages, Lütt Matten kann es kaum fassen, Mariken ihm eine Plötze zeigt, die in der Reuse war. Stolz wie Oskar trägt Lütt Matten sie durchs Dorf nach Hause. Und wartet ganz gespannt auf den Vater.
Doch der kann es gar nicht glauben, dass diese Plötze in Lütt Mattens Reuse gewesen sein soll.
So macht sich Lütt Matten des Nachts mit Vaters Boot auf den Bodden und sucht die weiße Muschel, von der es in einer Legende heißt:

Alle sieben Meere singen in der weißen Muschel. Eure Not hat jetzt ein Ende: Denn die Muschel singt euch den Frühling herbei, den Frühling, den Fisch und das Glück.

Ob Lütt Matten die weiße Muschel findet und ob seine Reuse noch Fisch fängt - lest selbst.

Eine schöne Kindergeschichte, die ich gar nicht mehr so richtig in Erinnerung hatte. Geschrieben schon 1963, aber man merkt ihr ihr Alter gar nicht an. Gespickt mit einigen plattdeutschen Sätzen, ein Platt, wie man es an der Ostsee spricht. Ich habe mich in die Heimat versetzt gefühlt.

Sonntag, 12. April 2015

Lesen mit Mira: J. R. Moehringer: Tender Bar

Sonntag Mittag, ich habe gerade Tender Bar beendet.



Ich könnte noch so viel über das Buch berichten, aber ich möchte euch nicht das Vergnügen nehmen, dieses tolle Buch selbst zu lesen.

Jetzt wandert es erst einmal in mein Bücherregal zurück. Irgendwann werde ich es mit Vergnügen noch einmal lesen. Dann wird mir auch der Anfang mehr Spaß machen, weil ich weiß, was für ein Vergnügen folgt.

Sogar die Danksagung habe ich mit Vergnügen gelesen, was äußerst selten vorkommt, da ich die meisten aufgezählten Namen eh nicht kenne. Diese aber ist richtig toll, und das nicht nur, weil mir hier ein bekannter Name (Will Schwalbe, der hier schon vertreten ist) untergekommen ist. Aber lest selbst.


Hier gehts zu Miras Buchbesprechung

Dienstag, 7. April 2015

Lesen mit Mira: J. R. Moehringer: Tender Bar

Um den Glücksfall, der J. R. dann ereilt, beneide ich ihn. Er findet nach der Schule Arbeit in einem Buchladen. Bud und Bill führen ihn nicht nur in die Welt der Bücher ein.

Bill und Bud kamen schnell dahinter, dass ich Bücher liebte, aber nicht sehr viel über sie wusste. Mittels einer Reihe rascher, bohrender Fragen fanden sie heraus, dass ich nur ,Das Dschungelbuch' und die ,Minuten-Biografien' kannte. Sie waren entsetzt und wütend auf meine Lehrer.


Doch sie lehrten ihn auch Musik, widmeten sich seiner Sprechweise und zeigten ihm, sich ansprechender zu kleiden. Und sie bestärkten ihn in seinem Wunsch zu studieren.

Sommer 1980:

Zwei Schüsse aus kürzester Entfernung in die Brust, dann rannte der gesichtslose Täter davon. Meine Mutter und ich sahen das Ganze zusammen mit Millionen anderer Zuschauer. Der versuchte Mord an J. R. Ewing war das Ende der Staffel, der Cliffhanger von ,Dallas', der am häufigsten gesehenen Fernsehserie der Welt, und als J. R. Ewing zu Boden sank, die Hand auf der Wunde, wusste J. R. Moehringer, dass ihm ein langer heißer Sommer bevorstand.


Auch das habe ich mit J. R. gemeinsam. Die Erinnerung an Dallas. Aber da ich nicht J. R. heiße, blieben mir die folgenden Frotzeleien erspart.

Lesen mit Mira: J. R. Moehringer: Tender Bar


Auf der Suche nach einem ruhigen Plätzchen im Haus, ging J. R. in den Keller und entdeckte dort einen Schatz:

In Schachteln verstaut, auf Tischen gestapelt, in Koffer und Überseekisten gepackt waren Aberhunderte Romane und Biografien, Lehrbücher und Kunstbände, Memoiren und Ratgeber, alle zurückgelassen von verschiedenen Generationen und abgekappten Familienzweigen. Ich weiß noch, wie mir der Atem stockte.
Ich liebte diese Bücher auf der Stelle, und diese Liebe hatte meine Mutter in die Wege geleitet. Von meinem neunten Lebensmonat an bis ich zur Schule kam, hatte mich meine Mutter kontinuierlich das Lesen gelehrt und dazu hübsche Lernkarten verwendet, die sie bestellte. Mir blieben diese Karten stets klar und lebendig in Erinnerung wie Schlagzeilen, die hellroten Buchstaben auf cremefarbenem Grund, und dahinter das Gesicht meiner Mutter mit denselben hübschen Farben, dem hellen rosigen Teint, umgeben von rotbraunem Haar. Mir gefiel, wie die Wörter aussahen, ihre Form, die unterschwellige Verbindung der Schrift mit dem hübschen Gesicht meiner Mutter, aber vielleicht lag es auch nur an der Funktionalität, die mich für sie einnahm. Wörter vermochten meine Welt zu organisieren, brachten Ordnung ins Chaos, trennten Dinge säuberlich in Schwarz und Weiß...
Rudyard Kiplings "Dschungelbuch" und "Minuten-Biografien, "ein bröckelnder alter Band aus den 1930ern", wurden seine ständigen Begleiter.

Berührend finde ich immer J. R.s Wunsch, nur das Beste für seine Mutter zu wollen. Er durfte nicht einfach nur sein Bestes geben, er musste perfekt sein. Er möchte studieren, um Anwalt zu werden und seinen Vater zu verklagen. Dann bräuchte sie nachts nicht immer auf dem Taschenrechner rumhacken. Denn wenn das losging, hieß es, dass man bald wieder bei Opa einziehen musste, weil das Geld nicht mehr reichte.
Selbst als eine Beziehung seiner Mutter mit einem Mann in die Brüche ging, machte er selbst sich Vorwürfe. Er hätte sich mit diesem Mann mehr Mühe geben müssen, hätte sich mit ihm verstehen müssen. Er hätte ihn dazu bringen müssen, ihn zu mögen.

Montag, 6. April 2015

Lesen mit Mira: J. R. Moehringer: Tender Bar

Nach ersten Anlaufschwierigkeiten bin ich dann ja noch gut ins Buch reingekommen. Nach den ersten 140 Seiten gefiel es mir dann so richtig gut. Lieben Dank, Mira, dass Du mir den Tritt verpasst hast, den ich brauchte, um das Buch nicht abzubrechen.

So verschieden sind unsere Kindheitserinnerungen gar nicht, wenn ich mich jetzt mal mit J. R. vergleiche. Der einzige Vorteil, den ich hatte, war, dass wir abgesichert waren. Meine Eltern brauchten sich wegen des Jobs oder der Wohnung keine Sorgen machen.
Aber gefühlsmäßig kann ich J. R. vollauf verstehen.
Das wahre Genie von J. R.s Vater lag im Verschwinden. Früh ließ er die Familie im Stich. Doch J. R. konnte ihn im Kofferradio hören. Als seine Mutter das mitbekam, sorgte sie dafür, dass sich Vater und Sohn mal trafen. Und J. R. schämte sich, dass er sich auf den Vater so freute. Doch aus dem Besuch des angekündigten Baseballspieles wurde nichts. Der Junge wartete vergeblich.
Und so macht sich J. R. auf, männliche Vorbilder zu suchen. Er versucht, sich mit dem Opa anzufreunden. Doch er hat Gewissensbisse; was würde die Mutter sagen. Und er fragt nach, warum sie nicht mit dem Opa redet:

Opa gebe keine Liebe weiter, sagte meine Mutter, als hätte er Angst, sie könnte eines Tages knapp werden.

Opa verbat ihr auch, ein College zu besuchen. Sie wollte so gerne studieren und Karriere machen.

Etwas später, kurz vor seinem achten Geburtstag, kam es dann doch noch zu einem Treffen zwischen Vater und Sohn, aber darüber hat J. R. seiner Mutter nicht die Wahrheit erzählt. Und dann war er ganz verschwunden. Er floh aus dem Bundesstaat, weil J. R.s Mutter Unterhaltszahlungen einklagen wollte. Und er drohte ihr, den Sohn zu entführen und ihr einen Killer auf den Hals zu hetzen, wenn sie damit nicht aufhörte.
Doch das und auch, was seine Mutter an ehelicher Gewalt erlebte, erfuhr J. R. erst in den folgenden Jahren.

Auf dem Klappentext steht unter dem 1. von drei Punkten der Grund, warum es für Frauen gut ist, das Buch zu lesen: "Weil Männer viel einfühlsamer und liebenswürdiger sind, als man denkt."

Diese einfühlsamen und liebenswürdigen Männer fehlen mir bisher. Der Opa ist der Familie gegenüber ein Ekel:

Gegenüber seinen Kindern verhielt Opa sich kalt und seine Enkel ließ er meist abblitzen, aber zu Oma war er hässlich. Er setzte sie herab, schikanierte sie, quälte sie zum Spaß, und seine Grausamkeit gipfelte in dem Namen, den er ihr gab. Ich hörte ihn nie Margaret zu ihr sagen. Er nannte sie dumme Frau, was sich ein wenig wie die Pervertierung bestimmter indianischer Namen in Hiawatha anhörte - zum Beispiel Großer Bär oder Lachendes Wasser ... Jeder Tag der Erniedrigung und Scham war Oma anzusehen. Selbst wenn sie schwieg, sprach ihr Gesicht Bände.


Dabei hielt er ihr Haushaltsgeld so kurz, dass sie sich nicht mal etwas für ein neues Kleid beiseitelegen konnte...



Neu erworben

Ist es das Alter, dass man sich wieder mehr an seine Kinder- und Jugendliteratur erinnert? Dass man das ein oder andere Buch sogar noch einmal lesen möchte? Kinderbücher! Jetzt, mit 50?
Liegt es in den Genen oder sind es einfach nostalgische Gründe?

In den letzten zwei, drei Jahre habe ich es gespürt, erinnere ich mich immer öfter. Einige Jugendbücher habe ich noch aus meiner Lesevergangenheit retten können, einige habe ich mir schon antiquarisch nachgekauft.

Meinen ersten Kauf an Kinderbüchern habe ich nun getätigt. Kinderbücher, in meinem Fall sind es DDR-Bücher. Bin ja in Rostock geboren und dort aufgewachsen.


Hier nun meine ersten Schätze, die sogar noch neu aufgelegt wurden:




Benno Pludra: Lütt Matten und die weiße Muschel
Klappentext
"Na, Lütt Matten", sagt Mariken, "bist du schon an der Reuse gewesen?"
"Ja, man eben", sagt Lütt Matten.
Mariken fragt: "War wieder nichts drin?"
Lütt Matten schüttelt den Kopf. Er bückt sich ins Gras, damit er Mariken nicht ansehen muss.
Seit Tagen kommt sie und fragt sie, und seit Tagen sagt Lütt Matten: "Nein, nichts, kein Stück. Aber morgen, pass auf, morgen ganz bestimmt."


Fred Rodrian / Werner Klemke: Hirsch Heinrich
Klappentext
Hirsch Heinrich kommt aus einem Wald in China in einen deutschen Tierpark. Weil alle Leute gut zu ihm sind, überwindet er sein Heimweh. Doch dann steht Weihnachten vor der Tür und die Besucher werden immer weniger. Da springt Hirsch Heinrich über das Gatter seines Geheges und macht sich auf den langen Weg nach China.


Hansgeorg Stengel / Karl Schrader: So ein Struwwelpeter
Klappentext
Seht mal her, hier steht er, so ein Struwwelpeter! Haarschopf wüst und speckig, Hemd und Hose fleckig. Finger, Ohren und Gesicht wusch er sich seit Wochen nicht. Socken trägt er keine, putzte niemals seine schief gelatschten Treter.Schäm dich, Struwwelpeter!


Peter Brock: Ich bin die Nele
Klappentext
Nele ist ein tapferes Mädchen. Schließlich lebt sie mit ihrem Vater allein, muss in eine fremde Stadt umziehen, hat (noch) keine Freunde, nur einen kleinen Vogel, den sie auch noch zu versorgen hat.
Wenn sie sich da nicht die wunderbarsten Geschichten ausdenken würde, wäre es eigentlich schlecht um sie bestellt. Aber Nele ist ein mutiges Mädchen, auch wenn manch einer sagt - die spinnt. Doch immer öfter werden Neles "Spinnereien" Wirklichkeit und das auf recht abenteuerliche Weise.


Karl Neumann: Das Mädchen hieß Gesine...
Klappentext
Gesine ist ein mutiges Mädchen, das im Zweiten Weltkrieg heimlich einem sowjetischen Kriegsgefangenen hilft.

Zitat der Woche





J. R. Moehringer: Tender Bar

"Bobo sagt, kaltes Bier an einem heißen Tag ist Grund genug, keinen Selbstmord zu begehen."
"Bobo scheint ein sehr weiser Mann zu sein."

Samstag, 4. April 2015

Lesen mit Mira: J. R. Moehringer: Tender Bar

Zu Beginn tat ich mich sehr schwer mit diesem Buch. Vielleicht lag es daran, dass ich mit den Amerikanern irgendwie nicht warm werde.
Das Buch ist autobiografisch. Ich lese zwar gerne Biografien, aber bisher haben mich da hauptsächlich Frauen interessiert. Noch dazu ist der Autor Jahrgang 1964. Mein Jahrgang. Diese Zeit finde ich persönlich nicht so wahnsinnig interessant.
Aber: Ich hatte eine Retterin. Ein Telefongespräch mit Mira und der Knoten ist geplatzt.

Moehringer ist ein US-amerikanischer Journalist. Tender Bar ist sein literarisches Erstlingswerk. Er hat das Buch seiner Mutter gewidmet.

Freitag, 3. April 2015

Günter Görlich: Den Wolken ein Stück näher





Ab 1944 nahm Görlich als Flakhelfer am Zweiten Weltkrieg teil. Er war in sowjetischer Kriegsgefangenschaft und musste dort Zwangsarbeit leisten. 1949 wurde er nach Ost-Berlin entlassen, arbeitete als Bauarbeiter, bei der Volkspolizei und nach einem Pädagogikstudium als Erzieher.
Er erhielt diverse Auszeichnungen. Seit 1961 war er als IM bei der Stasi. Er wurde auf Mitglieder des Schriftstellerverbandes angesetzt. Diese "Tätigkeit" endete, als er Mitglied des ZK der SED wurde.

Klaus Herper erzählt in Den Wolken ein Stück näher seine Geschichte. Die Familie zieht aus dem beschaulichen Potsdamer Haus mit Garten nach Berlin in ein Hochhaus. Neue Umgebung, neue Schule, er hat zu tun, sich einzugewöhnen. Gleich am ersten Tag stößt er mit Heinz Mateja zusammen, bester Schüler der Klasse und bei allen, Schülern wie Lehrern, hoch angesehen. Alfred Magnus ist der beliebte Lehrer der 8b.
Nach einer Rangelei und erstem Beschnuppern freunden sich Klaus und Mateja leicht an. Richtige Freundschaft schließt Klaus schon mal mit Bully, der ständig ein Kofferradio mit sich rumschleppt, und Karin, aus der er noch nicht gang schlau wird.
Eine Klassenfahrt nach Hiddensee wird geplant. Mateja fungiert als Organisator und Klaus wird als "Sicherheitsobmann" vorgeschlagen. Lehrer Magnus hatte mit der Schulleitung abgeklärt, dass die Klasse während dieser Fahrt in den Jugendverband aufgenommen werden kann. Das geschieht dann während einer Nachtwanderung zum "Toten Kerl", wo Magnus das Gedicht Linker Marsch von Wladimir Wladimirowitsch Majakowski rezitiert. Er hat es vor 40 Jahren an eben dieser Stelle das erste Mal gehört, von dem jungen Schauspieler Arthur Hilmer. Dem jungen Magnus war das Gedicht damals zu aggressiv, so dass er mit Hilmer in Streit geriet.
Lehrer Magnus stirbt, und die Klasse fiel nun in ihren Leistungen merklich ab. Noch nicht öffentlich, dass es in der Schule bemerkbar wurde, aber so langsam, aber sicher.
Die neue Lehrerin, Frau Morgenstern, hat einen äußerst schweren Stand, Heinz Mateja lässt sie dermaßen auflaufen, dass sie es ohne die Unterstützung von Klaus und Karin hätte nicht schaffen können. Unterstützung kommt da auch aus dem Werk 8. Mai, in dem die Väter von Klaus und Karin arbeiten.

Es ist wirklich sehr "sozialistisch belehrend"-lastig. In meiner 8. Klasse damals gab es keinen Jungen oder Mädchen, der oder das so vernünftig gedacht hat, wie dieser Klaus Harper. Ich kann mich zumindest nicht dran erinnern.
Aber irgendwie ist mir das damals beim Lesen nicht bewusst geworden.

Mittwoch, 1. April 2015

Lesen mit Mira: J. R. Moehringer: Tender Bar





Und wieder ist ein Monat vorbei.Diesmal hat sich Mira schon sehr früh für das diesmonatige Buch entschieden.

Klappentext
Eine Kindheit in Long Island, in einer verrauchten Bar voller liebenswürdiger Gestalten, eine Mutter, die mit lebensklugen Lügen die Moral aufrechterhält, und mittendrin der kleine Junge JR, der lernt, dass zwischen Bier und Whisky manchmal Welten liegen. Ein abwechselnd anrührender und witziger Roman über tapfere Kinder, mitfühlende Männer, starke Mütter und die Kraft von Träumen.


Dies ist das erste von zwei Büchern von Moehringer. Ich kenne beide noch nicht und bin gespannt.