Von der ersten bis zur letzten Seite hat mich das Buch gepackt. Die letzte Bildunterschrift lautet: „Frühjahr 1977, Wolf und Eva im Westen angekommen, aber trotz des schönen Apfels
nicht im Paradies“. Dieses Buch besteht aus Briefen von Eva-Maria Hagen und Wolf Biermann, Tagebucheintragungen von Eva-Maria, Berichten von IMs und einigen offiziellen Dokumenten.
Sie wollten nicht weg aus der DDR, Eva-Maria und Wolf. Doch man ließ ihnen keine Wahl.
Die beiden lieben sich, sie, die DDR-Schauspielerin, und er, der politische Querulant, der die Dinge beim Namen nennt.
Ihn bürgert man 1976
aus, als er bei einem Konzert in Köln, zu dem er die Reisegenehmigung
hatte, bei einer Diskussion die DDR teilweise kritisiert, an anderer
Stelle aber auch wieder verteidigt. Und irgendwie hat sich die DDR da
ins eigene Fleisch geschnitten. Nach der Ausbürgerung wurde das gesamte
Konzert, das vorher im Dritten des WDR gezeigt wurde (was in der DDR
nicht empfangen werden konnte) im ARD-Fernsehen ausgestrahlt. Und erst
jetzt erfuhren viele DDR-Bürger erstmals etwas von Wolf Biermann und
seinen Liedern.
Das Buch beginnt mit einem Brief von Eva-Maria
Hagen aus dem Jahr 1965. Welch eine bildhafte Sprache. Verspielt,
verliebt. Die Sprache ändert sich mit der Zeit. Wird sachlicher bei
Problemen und wütend im Streit. Traurig und zornig nach der Ausbürgerung
Biermanns. "Wolf, warum wurden Himmel und Hölle für das Jenseits
erfunden, Gott und der Teufel, Paradies und Fegefeuer, wo es all das
doch schon im Diesseits gibt?!"
Mit Wut habe ich die
Berichte der IMs gelesen, mit Wut gelesen, wie man mit den Menschen aus
Biermanns engstem Umkreis umgegangen ist. Wie man versucht hat, sie
einzuschüchtern, zu drohen.
"Eva und der Wolf" erzählt nicht nur eine Liebesgeschichte, das Buch erzählt auch ein Stück Zeitgeschichte der DDR.