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Donnerstag, 26. Februar 2015

Bruno Apitz: Nackt unter Wölfen 1

Ein kleiner Junge wird von einem polnischen Häftling mit ins KZ Buchenwald geschmuggelt. Ein paar Männer verstecken ihn entgegen den Befehlen des illegalen Internationalen Lagerkomitees, als der Pole nach Bergen-Belsen verlegt wird. Das wäre das Todesurteil des Jungen gewesen.
Dieser kleine Junge bringt aber nun alle, die von ihm wissen, in Gefahr. Und der Kreis derer, die Bescheid wissen, wird immer größer. Pippig nimmt die Sache in die Hand. Kümmert sich; sogar Milch treibt er für den Kleinen auf.

Dann taucht ein Zettel auf, der in die falschen Hände gerät. Im Lager soll ein Kind versteckt sein. Höfel und Kropinski, die in der Effektenkammer arbeiten, werden aufs Schwerste gefoltert. Die Genossen, die sich im Geheimen treffen, überlegen, wie ihnen geholfen werden kann.
Die Effektenkammer bekommt einen Neuen. Als Ersatz für Höfel und Kropinski. Doch die Männer bekommen raus, dass dieser Wurach ein Zinker ist.
Und wieder ist es Pippig, der sich in Gefahr begeben muss. Versteckte Waffen müssen umgelagert werden.

Höfel und Kropinski befinden sich immer noch in Zelle Nr. 5. Höfel lag nach der Tortur mit der Leimzwinge mit hohem Fieber auf dem nasskalten Zementboden. Seine Peiniger stehen um ihn herum und horchen, ob er in seinem Fieberwahn seine Geheimnisse preisgibt.

Neue Häftlinge werden gesucht, aus denen man etwas herauspressen könnte: Rose, der vor Angst schlottert, und Pippig. Sie werden zur Gestapo gebracht, wo sie verhört werden sollen.

Die Befreier rücken immer näher. Aber schaffen sie es rechtzeitig? Ich fiebere mit ihnen mit. Wage mir nicht auszumalen, was nun mit Pippig geschieht. Oder mit Höfel, über den Reineboth gerade sagt:

Heb ihn und den Polen noch auf, die laufen uns nicht davon. Lass den Mandrill noch eine Weile mit ihnen spielen, vielleicht quetscht er doch noch was aus ihnen raus. Umlegen kann er sie am letzten Tage noch. Abgeschrieben sind sie ja bereits...

Mir kommen die Tränen bei so viel Menschenverachtung.

Plötzlich geistert das Wort "Evakuierung" herum. Was sollen die Genossen tun? 50.000 Menschen evakuieren lassen und damit unweigerlich in den Tod schicken? Diese Entscheidung muss das ILK treffen.

Pippig holten sie zum Verhör und Rose bleibt in der Zelle alleine zurück. Er erinnert sich an die ersten Jahre im Lager:

Den Graben hatten wir zuzuwerfen, das war unsere Arbeit. Wie harmlos das klingt! Haben Sie eine Ahnung! [...] Aber da gibt's noch Schlimmeres. Die verfluchte Scheißerei! Du möchtest dir die Hosen herunterreißen und an Ort und Stelle ... Das ist verboten. Du musst dich beim Posten abmelden und in den Wald gehen. Hahahaaa, in den Wald ... Das heißt: über die Postenkette, und wer da drübergeht, wird auf der Flucht erschossen. Nun scheiß mal ... Aber der Wanst will dir auseinanderplatzen! Im letzten Moment, wenn es schon in die Hosen abgehen will, ist dir alles egal. Scheißen ist notwendiger als sterben. Du lässt die Picke fallen, stolperst über den Erdhaufen zum Posten, die Sensenmesser zerschneiden dir den Rücken, zitternd ziehst du vor dem Knaben dein Krätzchen. "Häftling bittet austreten zu dürfen..."
Kauerst du dich nun zu nah bei dem nieder, dann springt er auf dich los, kracht dir den Kolben ins Kreuz: "Schwein! Willst du mir deinen Mist vor die Nase setzen?" Gehst du aber einen Meter zu weit, dann reißt er vielleicht den Karabiner an die Backe...

Der Führerstab trifft sich. Von Himmler kommt der Befehl:

In Anbetracht der Bedrohung Thüringens durch 3. Amerikanische Armee General Patton befehle ich: Mir unterstelltes Konzentrationslager Buchenwald ist zu evakuieren. Zeitpunkt und Durchführung der Aktion im Ermessen der Lagerführung.

Pippig hat die Folter nicht überlebt. Rose dagegen hat alles verraten. Aber wie durch ein Wunder war das Kind nicht mehr an der angegebenen Stelle.

Als der Gestapo-Mann im Lager Bescheid gibt, dass er mit der Kindergeschichte nichts mehr zu tun haben will und er "den übrigen Schrott nicht mehr bei sich sehen" wolle, erhält er eine Antwort, die mir das Blut in den Adern gefrieren lässt:

Selbstverständlich, Kamerad Gay, wir holen das Gelumpe wieder ab, ich schicke Transportwagen. Gewiss, den sanft Entschlafenen nehmen wir auch mit, der wird bei uns geräuchert.

Ich beende hier meine Aufzeichnungen und lege euch das Buch ans Herz.

Montag, 23. Februar 2015

Lesen mit Mira: Erik Fosnes Hansen: Das Löwenmädchen

Für den Monat März habe ich für Mira und mich das Buch Das Löwenmädchen von Erik Fosnes Hansen ausgesucht.



Klappentext
In einem kleinen Provinznest in Norwegen kommt im Winter 1912 ein Mädchen zur Welt, das über und über behaart ist. Eine seltene Krankheit, ein Gendefekt und ein interessanter Fall für die Wissenschaft. Die Mutter stirbt bei der Geburt, und der Vater will von dem "Katzenbaby" zunächst nichts wissen. Doch Eva wächst heran. Abgeschottet und versteckt vor der Neugier der Dorfbewohner, erschafft sie sich eine eigene Welt, bis sie den Mut findet, der Enge ihres Zimmers zu entfliehen.

Von der Thematik her ist es bestimmt sehr interessant. Ich bin gespannt, was der Autor draus gemacht hat.

Eric Fosnes Hansen wurde 1960 geboren und wuchs in Hawaii auf. Dort entdeckte er seine Leidenschaft fürs Mittelalter. Seit 1981 lebt er in Deutschland, zuerst als Mormonenmissionar. Später verließ er die Kirche und schreibt als Journalist für verschiedene Medien.


Freitag, 20. Februar 2015

Neu erworben

Im vergangenen Jahr gab es schon Monate am Stück, wo ich mir kein einziges Buch gekauft habe. Und nun habe ich das alles schon in zwei Monaten wieder wettgemacht :-)

Sergio Bambaren: Die Botschaft des Meeres - Was dir die Wellen erzählen
Sergio Bambaren, der Autor des Bestsellers "Der träumende Delphin", erzählt von dem geheimnisvollen Surfer Shaun und seiner Leidenschaft für das Meer, von der Magie des blauen Elements und der Sprache der Natur, die nur die wenigsten verstehen. Shaun weiß, wie man mit dem Herzen hört...




Elke Schmitter: Frau Sartoris
Eine Liebesgeschichte aus der deutschen Provinz. Die Geschichte einer Frau, die zweimal von Männern, die sie liebt, enttäuscht wird. Ihre Erschütterung und ihr Unverständnis entladen sich schließlich in einer verzweifelten Tat.

Marcel Reich-Ranicki meint dazu: "Das ist Prosa, die mich in höchstem Maße fasziniert. Ich bin glücklich, ein solches Buch gelesen zu haben. Ich empfehle dieses Buch voll und ganz." - Und ich bin gespannt.



Francoise Dorner: Die Frau in der hinteren Reihe
Eigentlich führt Nina eine ganz normale Ehe. Von frühmorgens bis spätabends steht sie hinter dem Thresen ihres Kiosks auf der schattigen Seite einer belebten Straße in Paris. Als sie in eintönigem Alltag zu ersticken droht, will sie den eigenen Mann wiedererobern, indem sie eine Andere wird, die Frau seiner Träume. Bald aber ist Nina eifersüchtig auf sich selbst... Eine Geschichte über die Tücken der Liebe.








Lawrence Norfolk: Lemprière's Wörterbuch
Der Roman erzählt die spannende Geschichte des jungen Gelehrten John Lempriere, der im England des 18. Jahrhunderts Opfer einer Verschwörung wird.




Elisabeth Büchle: Himmel über fremdem Land
Am Vorabend des Ersten Weltkrieges geht die Niederländerin Tilla van Campen eine arrangierte Ehe mit einem Berliner Industriellen ein. Ihre 13-jährige Schwester Demy begleitet sie nur widerwillig in die Großstadt. Für das lebhafte Mädchen ist der steife Lebensstil der Familie Meindorff und die strenge Erziehung durch eine Gouvernante die reinste Folter. Die Kluft zwischen Arm und Reich und der Standesdünkel vertragen sich nicht mit Demys ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn. Immer wieder eckt sie an. Nur Hannes, der sympathische jüngste Sohn des Hauses, scheint ihr wohlgesonnen. Doch dann beginnt sich die politische Lage zuzuspitzen...

Der erste Band einer großen Familiensaga, die die Leser in vergangene Zeiten und an spannende Schauplätze wie Berlin, St. Petersburg und Deutsch-Südwestafrika entführt.


Elisabeth Büchle: Sturmwolken am Horizont
St. Petersburg im Juli 1914: Anki van Campen hat sich in den jungen Arzt Robert Busch verliebt. Doch ihre zarte Romanze wird vom Beginn des Ersten Weltkriegs überschattet. In Berlin werden unterdessen die Lebensmittel knapp, die jüngeren Meindorff-Männer sind an der Front, der alte Patriarch krank. Demy van Campen versucht, gemeinsam mit den Angestellten den Haushalt zusammenzuhalten. Bald beginnt sie, heimatlose Kinder und andere Kriegsopfer aufzunehmen. Noch glauben alle, der Krieg sei bis Weihnachten vorbei. Doch das soll sich als bitterer Irrtum erweisen...



Elisabeth Büchle: Hoffnung eines neuen Tages
Während der Erste Weltkrieg seinen unheilvollen Lauf nimmt, versucht die junge Demy in Berlin weiter unermüdlich, sich und ihre Schützlinge durch die schwere Zeit zu bringen. Als sie unter der Last zusammenzubrechen droht, steht ihr Philippe Meindorff unverhofft zur Seite. Doch dann erhält die Familie eine niederschmetternde Nachricht, die alles erneut ins Wanken bringt...
Anki und Robert geraten in Petrograd in die Unruhen der Februarrevolution und müssen mit den vier Fürstenkindern fliehen. Bei dem fast aussichtslosen Versuch, nach Berlin zu entkommen, wird die Schicksalsgemeinschaft auseinandergerissen. Wird das nahe Kriegsende alle wieder zusammenführen?

Der dritte Band und gleichzeitig der furiose Abschluss der großen Meindorff-Saga.


Edward St Aubyn: Der beste Roman des Jahres
Die Jurymitglieder feilschen, streiten und intrigieren, während die verzweifelt auf Ruhm hoffenden Autoren sich in erotischen Eskapaden und schierer Selbstüberschätzung verlieren










Kim Wilson: Auf den Spuren von Jane Austen - Die Schauplätze ihres Lebens und ihrer Romane
Kommen Sie mit zu Jane Austens Lieblingsorten und den romantischen Schauplätzen ihrer Romane.

Mittwoch, 18. Februar 2015

Bücherkatze Nelly

Moin, ihr Lieben,

heute möchte ich euch Nelly vorstellen. Viele haben schon von ihr gehört, wenn ich was erzählt habe und hier und da habe ich auch ein Foto gezeigt. Nun soll sie auch ihren Platz im Blog erhalten.

Nelly kam zu mir, als sie elf Wochen alt war. Das war im Mai 2007. Ein kleines, erst ängstliches Etwas, das noch fast auf meine Hand passte. Doch ruck zuck hat sie sich eingelebt und die Wohnung übernommen.
Als wir unser Häuschen gebaut haben, musste sie ja mit umziehen. Die ersten Tage waren schrecklich für sie, aber nun ist sie die Herrin des Hauses.

Sie kam ja noch namenlos zu mir. Und ich überlegte, wie ich sie nach meiner Lieblingsschriftstellerin Helene Hanff benennen könnte. Helene passt irgendwie nicht. Und Katzen hören gerne auf Namen, die mit "i" enden. Das habe ich irgendwo mal gelesen. Nach weiterem Suchen habe ich dann entdeckt, dass Nelly ein Kosename von Helene ist.

Wenn ich es mir richtig bequem mache in meinem Lesezimmer, so mit Decke über den Beinen, dann ist Nelly meist auch da. Erst tatzt sie ein bisschen rum auf der weichen Decke, dann kugelt sie sich zusammen und lässt sich vorlesen. Ich lese nicht laut, flüstere mehr vor mich hin beim Lesen. Eine Angewohnheit von der Arbeit, um mich besser auf den Text konzentrieren zu können. Ihr scheint es zu gefallen.

Und wenn ich immer mal einen Rappel bekomme und meine Bücher umsortiere, dann ist sie meist auch dabei.





Sonntag, 15. Februar 2015

Leseplanung



Moin miteinander,

dies ist meine Planung für die nächste Zeit. Das Buch Nackt unter Wölfen von Bruno Apitz ist so eine schwere Kost, dass ich mich auf etwas für danach freuen können muss.

Auf jeden Fall werde ich mit einem Buch von Arturo Pérez-Reverte beginnen. Ich denke mal, es wird sein:

Dreimal im Leben
erzählt eine Geschichte voller Sehnsucht und Eleganz. Durchweht von der Nostalgie nach einer Welt, deren Glanz verblasst und deren Melodie verklungen ist, beschwört der Roman den bittersüßen Zauber verstrichener Gelegenheiten - und die lebenslange Liebe zweier Menschen.

Dann folgen in loser Reihenfolge:

Sabrina Janesch: Ambra
Als ihr Vater stirbt, erbt Kinga eine Wohnung in einer fernen Stadt am Meer. Und einen Bernstein, in dem eine Spinne gefangen ist, die lebendige Zeugin einer ungewöhnlichen Familiengeschichte ist. - Fünf Jahrzehnte nach der "Blechtrommel" porträtiert Sabrina Janesch die Stadt Danzig, in die die rätselhafte Geschichte der Familie Mysza eingeschlossen ist wie in einen Bernstein.

Tom Winter: Unbekannt verzogen
Carol hat es satt: das ewige Gejammer ihres wehleidigen Mannes, die schlechte Laune ihrer halbwüchsigen Tochter, das triste Leben im Reihenhaus. Sie will weg, nach Athen, wo sie früher einmal glücklich war. Aber das Schicksal macht ihr gründlich einen Strich durch die Rechnung.
Statt die Sonne vor dem Parthenon zu genießen, schreibt sie sich ihren Frust nun in Briefen "ans Universum" von der Seele - und die landen auf dem Tisch des einsamen Postmanns Albert, der bald wissen will, wer die anonyme "C." ist. Er macht sich auf, Carol zu finden...

Ronaldo Wrobel: Hannahs Briefe
Im Rio de Janeiro der 1930er Jahre wird der Schuhmacher Max Kutner von der Geheimpolizei gezwungen, die Korrespondenz seiner jüdischen Exilgenossen zu übersetzen. Dabei stößt er auf die Briefe einer gewissen Hannah an ihre Schwester. Hals über Kopf verliebt er sich in die unbekannte Schreiberin. Er beginnt sie zu suchen - bis sie eines Tages vor ihm in seinem Laden steht. Doch die wirkliche Hannah ist anders als die Traumfrau aus den Briefen...

Carole Glickfeld: Herzweh
Chenia Arnow ist eine einfache Frau, sehr abergläubisch und ein bisschen melancholisch; vor allem aber hat sie Witz, Verstand und Courage. Das ist keine schlechte Mischung, um mit dem fertig zu werden, was ihr das Leben im New York der fünfziger Jahre bietet: eigenwillige Kinder, eine ungewollte Schwangerschaft, einen temperamentvollen, treulosen Ehemann und den reizenden Harry.

Arturo Pérez-Reverte: Die Seekarte
Als Manuel Coy, Seeoffizier außer Diensten, bei der Auktion um eine alte Seekarte die Bekanntschaft der schönen Tánger Soto macht, ist dies der Beginn einer tragischen Liebe - und der Suche nach dem Wrack eines alten Schiffes mit einer wertvollen Ladung, das unter mysteriösen Umständen 1767 vor der spanischen Küste versank.

Neu erworben




Zwei Bücher, die thematisch gar nicht zusammenpassen, habe ich mir nun erworben. Auf Arturo Pérez-Reverte freue ich mich, habe ich doch schon zwei Bücher von ihm gelesen, die mir sehr gut gefallen.

Die Seekarte
wird von der spanischen Presse als der beste Roman von Erfolgsautor Pérez-Reverte gefeiert: Die Geschichte einer großen Sehnsucht - nach der Liebe, dem Abenteuer und der Weite des Meeres.
Als Manuel Coy, Seeoffizier außer Diensten, bei der Auktion um eine alte Seekarte die Bekanntschaft der schönen Tánger Soto macht, ist dies der Beginn einer tragischen Liebe - und der Suche nach dem Wrack eines alten Schiffes mit einer wertvollen Ladung, das unter mysteriösen Umständen 1767 vor der spanischen Küste versank.

"Freuen" ist  bei dem Buch von Bill Niven nicht der richtige Ausdruck. Auf dieses Buch bin ich im Zuge einer kleinen Leserunde zu "Nackt unter Wölfen" von Bruno Apitz gestoßen.

Das Buchenwaldkind - Wahrheit, Fiktion und Propaganda
Bruno Apitz' Roman "Nackt unter Wölfen" über das jüdisch-polnische Kind Stefan Jerzy Zweig, das von Gefangenen im KZ Buchenwald bis zu seiner Befreiung im April 1945 beschützt wurde, galt in der DDR als eine bewegende Geschichte väterlicher Hingabe und des antifaschistischen Widerstands.
Nun zeigt der britische Historiker Bill Niven aufschlussreich, wie die DDR das Schicksal des Jungen für ihre unterschiedlichen politischen Zwecke benutzte, wie in den frühen Jahren Geschichte gezielt verfälscht und so der "Mythos vom Buchenwaldkind" gestrickt wurde.


Mittwoch, 11. Februar 2015

Mal was Privates

Moin, ihr Lieben,

ich erzähle immer mal von meinem Lesezimmer. Nun möchte ich euch mal zeigen, von was ich da immer rede.






Als wir unser Häuschen gebaut haben, habe ich dieses kleine Lesereich mit eingeplant. Die Regale waren ein Hochzeitsgeschenk, in dem nun endlich alle Bücher Platz hatten, die bis dahin ihr Dasein auf einem Dachboden fristen mussten.
Bis auf zwei Reihen sind sie auch alle noch nicht gelesen. Ich habe also keinen SuB, sondern ein ZuB :-)

Ja, hier verbringe ich nun meine Lesezeit. Wenn ich es mir ganz bequem mache, mit Stuhl für die Beine und Decke, leistet mir Nelly Gesellschaft.

Bruno Apitz: Nackt unter Wölfen


Es ist ein trauriges Thema, Zweiter Weltkrieg, die letzten Monate vor der Befreiung.

Bruno Apitz, 1900 geboren, war in verschiedenen Konzentrationslagern inhaftiert, zuletzt acht Jahre bis zur Befreiung im KZ Buchenwald.



Ich kenne diese Geschichte als Film. Zu DDR-Zeiten habe ich ihn gesehen. Ich habe bei YouTube einen Trailer gefunden:



Im Buch bin ich über dieses Zitat gestolpert:

Deutsches Volk, was für ein Rindvieh bist du ... Erst verdunkelst du dir das Gehirn und dann die Fenster.

Wenn ich so schaue, mit was wir uns heutzutage beschäftigen, was die Masse für ein TV-Format schaut, wie die Politiker uns für dumm verkaufen und nur noch eine Politik des Geldes betreibt, dass der Paragraf 1 des Grundgesetzes schon längst überholt ist, was uns alles verschwiegen wird, was für Kriegstreiber wir eigentlich sind, da finde ich das Zitat beängstigend aktuell.

Ich hatte eine ältere Ausgabe des Buches. Lesen tu ich nun aber die Neuauflage vom Aufbau-Verlag. In dieser Neuauflage stehen nun viele Wörter, Satzteile und Sätze in Klammern, die in vorherigen Ausgaben nicht vorhanden sind. Es sind meist Passagen, die sehr krass klingen. Die die Gefahr und den Ernst der Lage noch deutlicher wiederspiegeln. Auch wie die SS mit den Gefangenen umgeht, wird mit solchen Passagen deutlicher.


Gestern habe ich noch ein Buch entdeckt: Das Buchenwaldkind: Wahrheit, Fiktion und Propaganda von Bill Niven.


Ich denke, für dieses Thema brauche ich ein bisschen länger. Und ich werde sicher mal ein anderes Buch dazwischenschieben, um etwas Abstand zu bekommen.

Freitag, 6. Februar 2015

Arturo Pérez-Reverte: Ein Stich ins Herz

Vorab muss ich meinem Ärger Luft machen. Dieses Buch erschien 1988 als Der Fechtmeister. Der Titel passt meiner Meinung nach auch zum Originaltitel El maestro de esgrima.
Und dann kommt der Insel Verlag daher und legt es als Ein Stich ins Herz wieder auf. Das klingt nach Herz-Schmerz und scheint sich wohl besser zu verkaufen. Wie ich das hasse.

Aber Arturo Pérez-Reverte kann nichts dafür. Der Verlag sorgt damit nur dafür, dass ich beim Büchershoppen jetzt vorsichtiger bin.

Von Arturo Pérez-Reverte habe ich mit Begeisterung Der Club Dumas (als Die neun Pforten mit Johnny Depp verfilmt) gelesen.

Mit Ein Stich ins Herz lass ich mich ins Jahr 1868 nach Madrid entführen. Ich lerne Jaime Astarloa, den besten Fechtmeister von Madrid, kennen, der Besuch von einer jungen Frau, Adela de Otero bekommt. Sie möchte "den Stoß der zweihundert Escudos von" ihm lernen.
Don Jaime fällt aus allen Wolken. Fechten ist doch nichts für eine Frau. Diese Maxime vertritt er aus tiefstem Herzen:

Gleich würde sie ihm mit weiblicher Überredungskunst zu Leibe rücken, an Gefühle appellieren oder ihn, Gott bewahre, anflehen. Für ihn kam eine Frau als Fechtschülerin nicht in Frage. Er war entschlossen, auch diesmal abzulehnen, zumal es sich nur um die Laune einer verwöhnten Dame handeln konnte. Die Frage, die sie ihm dann stellte, traf ihn vollkommen unerwartet...

Und so kommt es, dass Don Jaime sie als Schülerin aufnimmt, und nicht nur das. Er beginnt, Gefühle für Adela de Otero zu entwickeln. Er schimpft sich einen Narr, wo er doch wesentlich älter ist. Aber er kommt nicht dagegen an.

Eines Tages bat der Marqués de los Alumbres den Fechtmeister, ihn mit der jungen Frau bekannt zu machen. Und dieser verlor damit seine Schülerin.
Als er sie später auf der Straße sah, bemerkte er Angst in ihren Augen.

Don Jaime muss zu seinem Entsetzen mit ansehen, dass die Kunst des Fechtens immer mehr mit Füßen getreten wird. Sie verkommt so langsam zum Sport. Den meisten geht es nur noch um die Technik, nicht mehr um die Kunst.

Mit Quart- und Terzgruß erweisen wir den Sekundanten und Zeugen unseren Respekt. Halten wir uns immer vor Augen, daß Gefechte dieser Art für gewöhnlich zwischen Leuten aus gutem Hause ausgetragen werden. Grundsätzlich ist wohl nichts dagegen einzuwenden, daß zwei Männer sich gegenseitig töten wollen, wenn die Ehre sie dazu treibt. Aber daß sie dies so ritterlich wie möglich tun, ist bei Gott das Mindeste, was wir von ihnen verlangen können.

Und während Don Jaimes Gedanken um die junge Frau kreisen und er jungen Adeligen das Fechten beibringt, gibt es Unruhen im Land, bis die Regierung den Kriegszustand ausruft.

Zwischenzeitlich verliere ich Adela de Otero aus dem Blick. Politik ist das vorherrschende Thema am Stammtisch. Und Don Jaime hat mittlerweile die Nase voll von den Diskussionen, die zu nichts führen:

Von ihm aus hätten sie sich alle miteinander aufhängen können, diese verdammten Republikaner und Monarchisten mit ihrem patriotischen Gewäsch und ihrer kindischen Kaffeehauszänkerei. Jeden Tag eine neue Aufregung, ein neuer Tumult, ein neuer Zwist, mit dem sie ihm das Leben schwer machten. Sollten sie doch alle zum Teufel gehen. Er wollte seine Ruhe haben, nichts weiter.

Und die junge Frau geht ihm weiterhin nicht aus dem Kopf. Sie hat ihm den Frieden geraubt.
Doch dann geschieht etwas Entsetzliches und Don Jaime weiß nicht mehr, was er denken soll.

Doch lest selbst.